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136 - Im Schloss der Daa'muren

136 - Im Schloss der Daa'muren

Titel: 136 - Im Schloss der Daa'muren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
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Ihm gehörte jetzt ein Lastkahn, mit dem er den Großen Kokel befuhr. Manchmal, wenn er in der Nähe von Sighisoara war, ging er vor Anker und kam zu Besuch ins Dorf. Das war ein ziemlicher Fußmarsch, aber Gavril hatte ihn noch nie bereut. Er wurde immer gut behandelt, denn er brachte viele Neuigkeiten mit.
    Und er kannte die Siebenbürger Sachsen. Gavril machte Geschäfte mit ihnen.
    Es waren reiche Kaufleute aus Germanien; Flamen zum Beispiel, Thüringer und Bayern. (Der Name »Sachsen« geht auf ein sprachliches Missverständnis zurück. Es gab unter den Siedlern (ung.: »Szász«) gar keine Sachsen.) Der König von Ungarn hatte sie extra eingeladen, nach Siebenbürgen zu ziehen. Er hatte ihnen Jagdrecht gegeben und versprochen, dass sie weniger Steuern zahlen müssten als andere Leute, und keine Zölle oder Tribute. Das konnte der König, denn ihm gehörte Siebenbürgen.
    Aber Tihomir scherte sich einen Deut um Sonderrechte. Die Handelsroute nach Sighisoara führte durch sein Gebiet, und wer immer sie benutzen wollte, der musste zahlen. Gavril hatte im Dorf erzählt, dass die Siebenbürger Sachsen jetzt einen Brief an den König schreiben wollten, um sich zu beschweren.
    Daraufhin hatte der Dorfvogt gemeint, wenn sie ihr Gold zurück haben wollten, dann müssten sie es aber erst einmal finden.
    Tihomir war zehnt- und steuerpflichtig, er würde also nicht so dumm sein, solche Einnahmen in der Schatzkammer aufzubewahren. Außerdem gab es sicher einen Fluchtweg aus der Burg. Florin nickte. Ich weiß, wo er ist! Im Dorf begann eine Glocke zu läuten. Florin schrak auf. Mitternacht!
    Beim dritten Schlag sah man oben an den Turmfenstern ein flackerndes Licht vorbei ziehen. Die Wachen kamen! Dass jetzt nur nichts Unerwartetes geschah! Florin warf einen hastigen Blick über die Schulter. Doch am Burgtor war alles ruhig.
    Das Läuten verhallte. Florin duckte sich, als die Turmtür aufgestoßen wurde. Zwei Männer traten ins Freie. Sie unterhielten sich gedämpft, einer trug eine Pechfackel. Die Wachen gingen am Brunnen vorbei, und Florin floh im Takt ihrer knirschenden Schritte auf die andere Seite. Als die Männer den Innenhof verließen und das Knirschen in hartes, hallendes Klacken überging, rannte der Junge los.
    Florin bewältigte die nachtdunklen Turmtreppen, indem er auf allen Vieren lief. Oben vor der Bibliothek hing eine Fackel in der Wandhalterung. Er nahm sie und huschte zur Tür der Bibliothek. Als er sie öffnete, war etwas nicht so, wie es sein sollte.
    Florin schloß die Tür hinter sich. Im Licht der Pechfackel wirkte die große Bibliothek mit ihren Mauerbögen, Nischen und Treppen wie ein verwinkeltes, düsteres Labyrinth. Man sah keine Wände vor lauter Büchern, überall türmten sich Stapel vom Boden hoch. Florin ging an ihnen vorbei und marschierte zwischen Schreibtisch und Lesepult hindurch zu einer dunklen Ecke. Dort stand eine Truhe. Sie war von der Tür aus nicht zu sehen gewesen, und dennoch fand der Junge sie mit schlafwandlerischer Sicherheit. Er musste schon einmal hier gewesen sein, das spürte er. Nur wann und warum, das fiel ihm nicht mehr ein.
    Aber eigentlich war es ja auch egal. Florin klappte den Deckel zurück und leuchtete in die Truhe. Große und kleine Ledersäckchen lagerten dort, prall gefüllt und verschnürt. Eines jedoch war achtlos hingeworfen worden, und der Inhalt hatte sich verstreut. Münzen schimmerten im Fackelschein.
    Das Gold der Siebenbürger Sachsen.
    Florin streckte die Hand danach aus, doch er zögerte, es zu berühren. Stehlen war eine Sünde, egal aus welchem Grund man es tat! Und ob sein toter Bruder Radu ein gutes Wort für ihn einlegen würde war nicht sicher. Vielleicht wollte er Mama lieber bei sich im Himmel haben!
    Plötzlich erklangen gedämpfte Stimmen. Die Wächter! Sie kamen schon die Treppen hoch! Viel zu früh! Hastig nahm Florin einen Beutel Goldmünzen und rannte los. Schnell, nur schnell jetzt! Wo war die Geheimtür?
    Erneut fand der Junge sein Ziel ohne Zögern. Es blieb keine Zeit, darüber nachzudenken, woher diese Kenntnis stammen mochte, denn die Schritte draußen kamen näher. Gleich würden die Wächter merken, dass die Pechfackel fehlte. Florin ließ sie vor der scheinbaren Bücherwand fallen, die eine Geheimtür war. Seine Finger glitten über die staubigen Folianten. Welches Buch verbarg den Türhebel? Er fand es. Er zog daran. Es rührte sich nicht.
    »Bitte! Mach auf!« Florin stieß den Geldbeutel in seinen Hemdausschnitt, packte

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