136 - Zigeunerspuk
wird sich bestimmt freuen", sagte Coco. „Und wir haben Zeit, uns etwas zu überlegen. Wir müssen den Bestien-Dämon auf jeden Fall unschädlich machen. Wer weiß, wen er außer Gerard Despense noch getötet hat. Wahrscheinlich steckt er auch hinter den anderen Spukerscheinungen."
„Einverstanden. Fahren wir zum Krankenhaus."
Fayaz al Akbar beobachtete die Flucht seiner Kreatur und auch seine beiden verhaßten Feinde. Er bekam mit, wohin sie sich als nächstes wenden wollten. Ein Krankenbesuch bei der Zigeunerin… Der schwarze Wesir verzog das Gesicht. Er sah keine Gefahr. Wenn Hunter und die Hexe versuchten, die Erinnerung der Zigeunerin zu erforschen, würden sie sie höchstens töten. Und in den nächsten Stunden konnten sie nicht gegen al Akbar vorgehen, wenn sie mit Madame Zarina beschäftigt waren.
Der schwarze Wesir rief seine Kreatur zu sich.
Die Bestie raste durch die Stadt, einem Schatten gleich, und erreichte nach nicht ganz einer halben Stunde das Ferienhaus draußen auf dem Land. Dort nahm sie auf einen herrischen Wink al Akbars wieder menschliche Gestalt an. So war sie auch in der Lage, Laute zu bilden.
„Erzähle", verlangte der schwarze Wesir. „Ich will alles wissen, was du in meiner Abwesenheit getan hast."
Die Kreatur erstattete Bericht. Als die Sprache auf den nächtlichen Kampf mit Coco Zamis kam, horchte Al Akbar auf. „Ein Stück Stoff aus der Bluse der Hexe, mit einem ihrer Blutstropfen versehen, dazu eine Haarsträhne… ich glaube, ich kann mit dir zufrieden sein", sagte er. „Wo bewahrst du diese Dinge auf?"
„In der Wohnung des Gerard Despense", sagte die Kreatur und beschrieb genau die Stelle.
Der Wesir nickte. „Das ist mehr, als ich zu hoffen wagte. Mein Experiment war ein Erfolg. Nun laß sehen, ob wir es nicht auch beenden können."
Er sog tief die Luft ein.
Der vor ihm stehende nackte Mann verflüchtigte sich zu einer Wolke und wurde von al Akbar eingeatmet. So hatte er ihn auch erschaffen - ausgeatmet und zu seiner nichtlebenden Bestie gemacht, die in vielerlei Gestalt auftreten konnte, selbst als fliegende Hexe auf dem Besen.
Al Akbar grinste. Hunter und Zamis hielten die Kreatur für einen Dämon. Aber das war sie nicht.
Sie war nur ein stofflich gewordener Gedanke. Fayaz al Akbar wußte jetzt, daß er sich auf Kreaturen dieser Art verlassen konnte. Er konnte sie nach Belieben produzieren. Der nächste Schritt würde sein, mehrere ihrer Art gleichzeitig stofflich werden zu lassen.
Aber eines nach dem anderen. Zunächst mußte das laufende Projekt beendet werden. Al Akbar wußte jetzt, wo sich die persönlichen Dinge der Coco Zamis befanden. Er mußte sie holen. Dann konnte er Gewalt über die Hexe gewinnen.
Er verließ seinen Unterschlupf in Begleitung eines seiner Sklaven und drang in die Stadt vor. Gerard Despenses Wohnung fand er auf Anhieb. Aber dann stellte er fest, daß er sich ihr nicht nähern konnte.
Die Wohnung war durch Bannzeichen gesichert. Sobald der Wesir ihr nahe kam, spürte er Unbehagen und Schmerz, der um so unerträglicher wurde, je näher er der Tür kam.
Er kam nicht hinein.
Er befahl seinem Sklaven, einzudringen. Aber auch dieser wurde ferngehalten. Ab einer bestimmten Entfernung war er nicht mehr in der Lage, weiter vorzudringen.
Al Akbar, der sich das Aussehen eines seriösen Geschäftsmannes gegeben hatte, überlegte. Er
mußte
Haarsträhne und Blusenstoff bekommen! Er entsann sich der Menschen, die seine Kreatur in ihren Bann gebracht hatte. Dieser Georges Charieux schien ihm brauchbar zu sein.
Es kostete den Dämon geringe Anstrengung, Charieux zu sich zu rufen. Schon nach kurzer Zeit tauchte der junge Motorradfahrer im Mietshaus auf. Er zeigte keine Verwunderung über die Anwesenheit des Dämons und seines Sklaven. Der schwarze Wesir nahm ihn in seine unmittelbare magische Kontrolle.
„Geh in diese Wohnung", befahl er.
Charieux versuchte einzutreten. Er kam immerhin etwas weiter als der Sklave, er konnte die beschädigte Tür berühren. Aber dann war auch sein Vorstoß beendet. Er schrie gellend auf, wirbelte herum und flüchtete.
Andere Wohnungstüren öffneten sich.
„Kein Grund zur Besorgnis", lächelte der schwarze Wesir falsch. „Es ist nichts geschehen. Ihr ver- geßt, was hier geschieht."
Die Menschen zogen sich zurück und konnten sich an den Vorfall nicht mehr erinnern. Wieder einmal hatte der Dämon seine Macht unter Beweis gestellt.
Aber das half ihm immer noch nicht weiter. Immer noch waren
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