136 - Zigeunerspuk
sich.
„Laß uns an etwas anderes denken", sagte sie. „Wie wäre es, wenn wir uns in die Vorbereitungsarbeit für unser Fest stürzten? Das heißt, ich bereite vor, und du läßt dich zur Abwechslung auch mal wieder in der Redaktion sehen.."
Er schüttelte den Kopf.
„Solange Dorian den Wesir nicht gestellt hat, lasse ich dich keine Sekunde mehr allein", sagte er. „Ich will nicht, daß sich die Entführung wiederholt. Wenn wir nur ein paar Minuten später gekommen wären… "
Sie streckte die Hand aus und umschloß die seine. Langsam zog sie Armand zu sich in den Sessel. Dann schlang sie die Arme um ihn.
„Ja", sagte sie. „Ja…"
Und sie hoffte, daß Dorian den bevorstehenden Kampf überlebte. Dorian und Coco.
„Ich bin froh, daß du da bist, Rian", sagte Coco. „Hast du etwas herausfinden können?"
Er berichtete, und Coco hörte stumm zu. Schließlich nickte sie.
„Ich selbst konnte nur feststellen, daß ein sehr starker Dämon der Drahtzieher ist, einer, der sich total abschirmt und versteckt. Niemand hat ihn gesehen, niemand kann ihn beschreiben, und wenn man die Sperren zu durchbrechen versucht, endet es für den Befragten in einem Fiasko. Madame Zarina wäre darüber fast gestorben. Der schwarze Wesir und Rene d'Arcy also… ich kenne d'Arcy von früher. Rene ist gefährlich. Du darfst ihn nicht unterschätzen. Er ist ein Bastler und experimentiert mit einer Menge an geheimen magischen Waffen."
„Ich habe seine Pyramide kennengelernt", sagte Dorian.
„Den ,magischen Spiegel'?" entfuhr es Coco. „Und du lebst noch?"
„Zweifelst du daran?" Er küßte sie flüchtig. Coco schüttelte sich. Sie griff nach Dorian, tastete ihn ab, als wolle sie sich dadurch überzeugen, daß er leibhaftig vor ihr stand.
„Du wirst gesucht, Dorian", mischte sich Raffael Amalfi ein. „Es kam durch den Nachrichtensender. Du sollst einen Polizisten getötet haben."
„Das war der Kampf in der Ruine", sagte der Dämonenkiller. „Ich hoffe, daß es sich aufklärt. Ich kann jetzt keine Rücksicht darauf nehmen, daß man mich sucht. Ich kann mich nicht einfach verstecken. Aber etwas stimmt hier nicht."
„Was?" wollte Coco wissen.
„Ach, nichts", wehrte Dorian ab. Er setzte eine „Players" in Brand und blies die Rauchwölkchen durch die Nase. „Ich dachte gerade für ein paar Sekunden an etwas Unmögliches. Aber Dämonen sind kaum weniger beweglich als ich. Es. kann durchaus sein, daß d'Arcy sich in die Gestalt dieses Gerard Despense verwandelt hat."
„Meinst du, weil du gestern in Orleans gegen ihn kämpftest und wir in der Nacht gegen seinen Vasallen kämpften?" Coco schüttelte den Kopf. „D'Arcy ist alles andere, aber kein Gestaltwandler. Er kann nicht in die Identität eines anderen schlüpfen. Er kann nicht Gerard Despense sein. Da glaube ich schon eher an den schwarzen Wesir."
Dorian nickte. „Ja. Der nahm ja so wunderschön mein Aussehen an, um Sybill leichter entführen und die Schuld mir zuschieben zu können. Er könnte es schon eher sein. Andererseits hatte er in der Ruine genug zu tun… "
„Charieux war nur seine Kreatur. Und dann war da noch das Monster."
Dorian verzog das Gesicht. „Am besten sehen wir uns diesen falschen Gerard Despense einmal näher an", sagte er. „Wo er wohnt, wissen wir ja"
„Er wird tagsüber arbeiten", gab Coco zu bedenken.
„Dann präparieren wir seine Wohnungstür mit Dämonenbannern, warten ab und statten unterdessen Madam Zarina einen Krankenbesuch ab. Okay?"
„Etwas Ähnliches hatte ich auch schon vor", sagte Coco. „Ich bin einverstanden."
Sie ließen sich von Matteo genau beschreiben, wo sie Despenses Wohnung finden konnten. Dann fuhren sie mit dem Range Rover los, mit dem Coco gekommen war.
„Inzwischen hast du ja kaum noch einen Grund, über Langeweile zu klagen", sagte Dorian, während Coco den Wagen durch die Stadt lenkte. Jetzt, kurz vor Mittag, war der Stadtverkehr gering, und sie hatte Zeit, sich zu orientieren. Sie ließen den Wagen in einer Seitenstraße stehen und legten den Rest des Weges zu Fuß zurück.
Despense wohnte in einer der oberen Etagen eines Mietshauses. Die Eingangstür war nicht verschlossen. Dorian und Coco stiegen die Treppe hinauf. Dorian nahm die gnostische Gemme in die Hand. Dann vergrub er den Klingelknopf unter seinem Daumen.
Niemand öffnete. Niemand schien anwesend zu sein.
„Wie ich schon sagte: Er wird zur Arbeit sein, um den Schein zu wahren. Sonst könnte es auffallen, daß Gerard Despense nicht
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