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136 - Zigeunerspuk

136 - Zigeunerspuk

Titel: 136 - Zigeunerspuk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Haarsträhne und Blusenstoff für ihn unerreichbar. Und wenn Charieux nicht in die Wohnung kam, würden es auch die anderen nicht schaffen, die die Kreatur während ihrer Spukerscheinungen in ihren Bann genommen hatte. Der Wesir war unzufrieden. Auch seine Macht hatte ihre Grenzen.
    Er wollte die Etage gerade verlassen, als er Schritte auf der Treppe hörte. Ein Mädchen kam. Als al Akbar es sah, erkannte er es sofort. Die Beschreibung war eindeutig gewesen.
    Das Mädchen war Silvie Tremon.

    Madame Zarina hatte sich erholt.
    Sie begrüßte Dorian und Coco freudig. „Die sollen mich sofort wieder hier rauslassen", verlangte sie. „Ich fühle mich hier unwohl. Wenn wenigstens Ahasver bei mir wäre…"
    Der einäugige Rabe hätte im Krankenzimmer gerade noch gefehlt.
    „Ich bin wieder vollkommen in Ordnung", behauptete die Wahrsagerin. „Trotzdem werde ich hier festgehalten. Die wollen nur Geld an mir verdienen, sonst nichts:" Zum Beweis ihrer Worte schlug sie die Bettdecke zurück, stand auf und marschierte im Zimmer hin und her.
    „Gegen Ihren Willen kann niemand Sie hier festhalten", gab Coco zu bedenken, „aber wenn Sie zu früh gehen, werden die Ärzte keinerlei Verantwortung übernehmen, wenn Sie noch einen Zusammenbruch erleben."
    „Es wird keinen zweiten Zusammenbruch geben", sagte Zarina entschlossen. „Denn du wirst nicht noch einmal versuchen, was du gestern tatest, nicht wahr?"
    „In Ihrer Erinnerung forschen, Madame Zarina? Nein, ich fürchte, das ist sinnlos. Die Barriere ist zu stark." Sie wechselte einen raschen Blick mit Dorian, der die Schultern hob. Er konnte das nicht so gut beurteilen wie Coco. Er besaß keine magischen Fähigkeiten.
    „Bringt mich zum Lager zurück", verlangte Madame Zarina energisch. „Ich fühle mich hier unwohl. Ich will nicht von meiner Sippe getrennt sein. Ich ertrage es nicht."
    „Ich spreche mit dem Stationsarzt", versprach Coco.
    Eine halbe Stunde später kam sie ins Zimmer zurück. „Der Arzt willigt ein. Aber Sie müssen ein Formular unterschreiben, daß Sie die alleinige Verantwortung übernehmen."
    „Unterschreiben? Ich?" entrüstete sich die alte Dame. „Wozu soll das gut sein?"
    „Ich glaube, sie kann nicht lesen und nicht schreiben", sagte Dorian leise. Madame Zarina seufzte und schloß die Augen. Dann nickte sie.
    „Ja. Warum soll ich es vor euch verheimlichen?"
    „Ich unterschreibe für Sie, Madame", bot Coco an. Sie zeichnete mit Zamis-Amalfi ab. „Immerhin sind wir formell als Ehrenmitglieder in die Amalfi-Familie aufgenommen worden und gehören nach dem Recht der Zigeuner zu ihr", sagte sie. „Damit ist die Unterschrift gültig."
    Wenig später verstauten sie die alte Dame im Range Rover. Dorian wunderte sich, daß niemand ihn bisher erkannte. Wahrscheinlich glaubten die Leute wirklich nicht daran, daß ein Mordverdächtiger sich unbehelligt in aller Öffentlichkeit bewegte.
    Coco lenkte den Wagen zum Stadtrand, zum Zigeunerlager.

    Silvie Tremon hatte lange gezögert, ehe sie sich entschloß, doch wieder zu Gerard zu gehen. Als er am Abend einfach verschwunden war, war auch sie gegangen und hatte sich vorgenommen, ihn zu vergessen. Sie hatten sich geliebt, aber jetzt fürchtete sie sich vor ihm. Warum sollte sie ihr Leben zu einem Alptraum machen? Sie sah keine Hoffnung, daß er wieder so wurde wie früher. Er hatte sich verändert und wußte es nicht, war überzeugt davon, so zu sein wie früher. Aber er war es nicht. Er war ihr unheimlich. Dämonisch… und sie konnte bei diesem Vergleich nicht einmal lächeln. An Dämonen hatte sie nie geglaubt. Aber Gerards Verhalten ließ sie umdenken. Wenn er sich nicht änderte, würde sie nie mehr mit ihm glücklich werden. Deshalb war es besser, einen endgültigen Trennstrich zu ziehen.
    Aber dann hatte sie es doch nicht fertiggebracht. Sie wollte ihn wenigstens noch einmal sehen, mit ihm sprechen. Vielleicht gab es doch noch eine Chance für eine gemeinsame Zukunft ohne Angst. Sie wußte, daß er daheim war. Er hatte Urlaub. Also mußte er in seiner Wohnung sein. Es sei denn, er war von seinem abendlichen Ausflug noch nicht wieder zurückgekehrt… aber daran wollte sie lieber nicht denken.
    In der Etage stoppte sie abrupt.
    Sie sah die beschädigte Tür, auf die mit weißer Kreide eigenartige Muster und Zeichen gemalt waren. Sie sah einen Mann gut einen Meter vor der Tür reglos am Boden liegen, und sie sah einen anderen, den sie niemals zuvor gesehen hatte. Der Mann hob die Hand.
    „Silvie

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