1361 - Das Anklam-Projekt
den Händen und fiel polternd und scheppernd zu Boden. „Alles klar?" fragte er hastig, mit unterdrückter Stimme.
Aber Sionang hatte ein scharfes Gehör. „Mit wem sprichst du da?" wollte er wissen. „Ich habe mich über meine Ungeschicklichkeit geärgert", antwortete Rhodan. „In solchen Augenblicken pflege ich mich selbst zu beschimpfen."
„Schirmfeld und Gravo-Pak bereit zur Aktivierung", antwortete der Pikosyn leise durch den Mikroempfänger. „Tritt beiseite!" verlangte der Venno. „Jetzt!" sagte Perry Rhodan.
Er sah ein helles Flimmern, als der Individualschirm aktiviert wurde. Sionang stieß einen gellenden Pfiff aus, als der Terraner plötzlich in die Höhe schoß. Er hatte seine Drohung ernst gemeint. Die knallende, fauchende Energiebahn, die sich aus der Mündung der langläufigen Waffe löste, wäre unter anderen Umständen tödlich gewesen. So aber verpuffte ihre Leistung in der energiehungrigen Hülle des Feldschirms. Der Schirm flammte auf. Für den Bruchteil einer Sekunde war Perry Rhodan in einen Vorhang aus waberndem Feuer gehüllt. Mehr Zeit brauchte er nicht, um die eigene Waffe aus dem Gürtel zu reißen. Der Griff war Tausende von Malen geübt: Ohne hinzusehen, bewerkstelligte er die Umschaltung auf Paralysator-Modus. Als der Individualschirm zu flackern aufhörte, war er schußbereit.
Der Kombilader gab ein helles Summen von sich. Sionang stöhnte auf. Er schien zu wachsen, als die Beinmuskeln sich konvulsivisch streckten. Der langläufige Blaster entglitt den gefühllosen Fingern und polterte zu Boden. Sionang sank langsam in sich zusammen. Die Augen, halb schon erstarrt, musterten den Terraner mit dem Ausdruck unsäglicher Verwunderung. Ein halblautes Ächzen noch, und. der Venno regte sich nicht mehr.
Perry Rhodan wußte nicht, wie der Paralysator auf das Nervensystem eines Venno wirkte, aber wenigstens eine Viertelstunde würde er vor Sionang Ruhe haben, dessen war er sicher. Er befestigte die Platten der Verkleidung am Kontrollaggregat. Er sah sich um und suchte nach Spuren, die Sionangs Schuß hinterlassen haben mochte;. aber es gab keine. Der Feldschirm hatte die gesamte Energie des Blasterstrahls absorbiert. Niemand, der zufällig diesen Raum betrat, würde erkennen, daß sich hier vor kurzem Dramatisches abgespielt hatte.
Dann erst kümmerte er sich um den Venno. Sionang war dürr, aber groß und von massivem Knochenbau.
Er mußte das Gravo-Pak zu Hilfe nehmen, um den schweren Körper in die Höhe zu wuchten. Er schleppte ihn hinaus in den dunklen Korridor. Dann vergewisserte er sich, daß das Schott sich ordnungsgemäß schloß. Mit einiger Mühe schaffte er den Bewußtlosen die Treppen hinauf und dann mit Hilf edes Aufzugs bis zum Abstellraum. Dort gönnte er sich eine kurze Ruhepause und nutzte die Zeit, sich umzusehen. Die Halle war so verlassen wie zuvor. Zwei Dutzend Schweber standen auf ihren Abstellplätzen, darunter auch der, den Liutalf ihm zur Verfügung gestellt hatte. Aber niemand beobachtete ihn.
Er schaffte Sionang in den Aufzug, der zur fünften Etage hinaufführte. Der Rest des Transports verlief ohne Behinderung. Perry Rhodan schleppte den Bewußtlosen in den Raum, den er als sein Schlafzimmer designiert hatte. Er bettete Sionang auf die Liege, auf der er in der ersten Nacht geschlafen hatte, und band ihn dort fest. Es war keine sehr sachverständige Fesselung, aber er hatte vor, den Venno noch auf andere Weise zu überzeugen, daß es am besten für ihn war, wenn er sich ruhig in sein Schicksal ergab und keine unvernünftige Bewegung machte.
Dann beschäftigte er sich im Nebenraum mit den Vorräten, die in den unergründlichen Taschen der Netzkombination untergebracht waren. Das Resultat seiner Beschäftigung war ein Gebilde, das ähnlich aussah wie der Detonator, den er vor rund einer Stunde im Innern des Kontrollaggregats deponiert hatte; nur war es etwa doppelt so groß und recht bedrohlich aussehend mit einer kleinen Stabantenne, die aus der grauen, formbaren Substanz hervorragte.
Als Sionang schließlich zu sich kam, saß er vor seiner Liege, das graue Ei mit der Antenne in der Hand.
Der Venno bewegte die Kopfschwingen hin und her und sah sich verwundert um. Dann unternahm er einen Versuch, sich zu erheben, und stellte fest, daß er an die Liege gefesselt war. „Sprich jetzt nicht", sagte Perry Rhodan, als Sionang den ersten empörten Pfeiflaut von sich gab. „Es gibt für dich ohnehin nichts zu sagen. Du brauchst mir nur zuzuhören."
Der
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