1361 - Das Anklam-Projekt
kaum glauben kann.
Du weißt von der Existenz des Anklam-Senders aufgrund eigener Messungen?"
„So ist es", bestätigte Rhodan. „Und du warst auf Bentang in der Gewalt der Hauri, und die Hauri wollen dort einen Stützpunkt errichten, mit dem sie das Anklam-Projekt zu stören gedenken?"
„Ich war in ihrer Gewalt", antwortete Rhodan. „Ich hatte es mit einem Hauri namens Varro pak Duur zu tun, der einen recht hohen Posten innezuhaben schien. Daß die Hauri euren Sender stören wollen, habe ich mir aufgrund meiner Beobachtungen selber zusammengereimt. Ich besitze keinen Beweis dafür."
Liutalfs Kopfschwingen bewegten sich auf und ab wie die Flügel eines großen prähistorischen Flugtiers. „Ich werde deine Aussage überprüfen", sagte er, und die Pfeiftöne, die er dabei hervorbrachte, hörten sich schrill und langgezogen an. „Wenn es dreieinhalb Lichtjahre von hier tatsächlich einen haurischen Stützpunkt gibt, der für uns zur Bedrohung werden könnte - und wenn es uns gelingt, diesen Stützpunkt rechtzeitig auszuschalten ,dann hast du es wirklich verdient, unser Freund genannt zu werden."
*
Perry Rhodan war überaus nachdenklich, als er in seine Unterkunft zurückkehrte. Die Tür öffnete sich selbsttätig. Er trat über die Schwelle, tief in Gedanken versunken, und schrak auf, als sich vor ihm etwas zu bewegen begann.
Erstaunt blickte er auf Kertuul, der sich während seiner Abwesenheit hier Zutritt verschafft haben mußte.
Der Venno schien auf ihn gewartet zu haben. „Es ist ungehörig, die Wohnung eines anderen Wesens ohne dessen Wissen zu betreten", sagte er. „Ich habe mich schlecht benommen und bitte dich, mir zu verzeihen. Aber ich hatte einen wichtigen Grund, dich aufzusuchen."
Perry Rhodan würde so rasch nicht vergessen, daß Kertuul auf der Sitzung des Rates der Kommandeure für seinen Tod gestimmt hatte. Aber der Venno klang aufrichtig, soweit man das als Fremder beurteilen konnte, und sein Anliegen schien ihm tatsächlich wichtig zu sein. Er wirkte erregt. „Was du schlechtes Benehmen nennst, stört mich nicht", antwortete Rhodan. „Was mich dagegen sehr stört, ist, daß du heute morgen bedenkenlos für meine Beseitigung gestimmt hast."
Diese Bemerkung schien Kertuul zu überraschen. „Ich entschied, wie ich glaubte entscheiden zu müssen", sagte er. „Die Sicherheit des Anklam-Projekts hat Vorrang vor allen anderen Überlegungen. Du, der Fremde, bedeutetest mir nichts."
„Das grundlose Auslöschen eines Lebens bedeutet dir auch nichts?"
„Es wäre nicht grundlos gewesen", verteidigte sich Kertuul. „Du stelltest in meinen Augen eine Gefahr dar. Außerdem - worüber streiten wir uns? Der Rat der Kommandeure hat beschlossen, dich freizulassen.
Das allein zählt, nicht wahr?"
Es war nicht die richtige Zeit, meinte Perry Rhodan, sich auf eine Diskussion des Unterschieds der Denkweisen einzulassen.
Er bat seinen Gast, Platz zu nehmen. „Dort, woher ich komme, ist es üblich, dem Besucher Speise und Trank anzubieten", sagte er. „Womit könnte ich dich erfreuen?"
Kertuul machte eine abwehrende Geste. „Dein Volk hat angenehme Sitten", bedankte er sich. „Aber ich habe weder Hunger noch Durst."
Perry Rhodan setzte sich. „Du hattest einen wichtigen Grund, mich aufzusuchen", erinnerte er Kertuul. „Darf ich ihn erfahren?"
„Ich wollte dich etwas fragen. Du sagst, du kommst aus einer weit entfernten Galaxis namens Absantha-Shad. Wo liegt diese Galaxis?"
Rhodan war hellhörig geworden. Worauf wollte der Venno hinaus? „Ich habe die Koordinaten im Bordrechner meines Fahrzeugs gespeichert", sagte er. „Wenn du willst, könnte ich sie von dort abrufen."
„Ich fürchte, sie würden mir nichts besagen", antwortete Kertuul. „Meine Frage zielte auf einen anderen Zusammenhang. Ich gestehe, daß ich mich noch in weiterer Hinsicht schlecht benommen habe, und ersuche auch deswegen um deine Nachsicht. Ich habe nämlich Messungen an der Hülle deines Fahrzeugs vorgenommen und dabei recht merkwürdige Ergebnisse erzielt."
Jetzt war Rhodan klar, worauf der Venno hinauswollte. Er lächelte. „Wenn du wissen willst, ob ich aus einem anderen Universum komme", sagte er. „Die Antwort ist: Ja."
*
Mit so viel Offenheit hatte Kertuul anscheinend nicht gerechnet. Er war zunächst verwirrt. „Du kennst meine Frage, bevor ich sie stelle", sagte er, und die Lider der Augen an den Enden der Kopfschwingen waren in flatternder Bewegung. „Du weißt, wie ich darauf
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