1361 - Sheilas Horrorzeit
dem Pullover, der nicht zu eng lag. Sheila nahm es hin, ohne dass ein Wort des Protests über ihre Lippen drang. Es gab in ihr keinen eigenen Willen mehr, sie ließ alles mit sich geschehen.
Saladin hakte den Gürtel am Rücken fest. Er prüfte noch die Festigkeit und war zufrieden.
»Ja, so muss es sein…« Er drehte Sheila um die eigene Achse und betrachtete sie. Das Lächeln auf seinen Lippen deutete die innere Zufriedenheit an.
»Setz dich hin!«
Auch da wehrte sich Sheila nicht. Sie musste es tun. Der eigene Wille war ausgeschaltet.
»Du wirst tun und lassen können, was du willst, meine Liebe. Aber alles, was du tust, wird in meinem Sinne sein. Du kommst nicht daran vorbei, auch wenn es so aussieht, als würde es durch dich gelenkt. Genau das trifft nicht zu. Ich werde alle deine Bewegungen überwachen, denn deine Freiwilligkeit ist von mir gelenkt.«
Sheila gab keine Antwort. Sie schaute den Hypnotiseur nur aufmerksam an und hörte seine nächsten Sätze, die für ihre Zukunft entscheidend waren, denn er legte ihr seinen Plan offen.
»Wir werden jetzt dieses Hotel verlassen und gemeinsam hinab zum Fluss fahren. Dort wirst du das große Riesenrad sehen, dass sich in der Dämmerung wie ein kreisendes Signal abhebt und von unzähligen Leuten bestaunt wird. Aber nicht nur bestaunt, denn viele wollen in die Gondeln steigen, um die riesige Stadt von oben zu sehen. Es ist wirklich ein herrlicher Ausblick, das kann ich dir garantieren. Auch dir werde ich ihn gönnen, denn du sollst kurz vor deinem Tod noch etwas haben. Und wenn ich dir den Befehl gebe, wirst du auf den Zünder drücken…«
Mehr sagte Saladin nicht. Er brauchte keine Erklärung mehr, aber er gab sich der wilden Vorfreude hin, denn aus seinem offenen Mund drang ein lautes triumphierendes Lachen.
Sheila dagegen reagierte nicht. Sie stand neben dem Tisch, schaute Saladin an und nickte. Was bei einem nicht unter Hypnose stehenden Menschen Panik ausgelöst hätte, das nahm sie hin, ohne dabei mit der Wimper zu zucken.
»Muss ich dir noch etwas erklären?«, fragte er.
»Nein, es ist gut.«
»Bist du schon mal in dem Riesenrad gewesen?«
»Noch nicht.«
»Dann wird es wirklich Zeit für dich, Sheila.«
»Ja, ich freue mich darauf.«
»Ich auch.«
Sie sprach so normal, aber ihrem Gesicht war abzulesen, dass sie nicht normal war. Die Züge blieben starr, und nichts malte sich in ihnen ab. Gefühle waren begraben worden.
Saladin schloss die Tür auf und blieb bei ihr stehen, als er Sheila zunickte. »Lass uns gehen. Es dämmert bald, und das ist wirklich die beste Zeit…«
***
Wir hatten das Büro erreicht. Obwohl der Feierabend angebrochen war, hatte es Glenda Perkins nicht übers Herz gebracht, nach Hause zu gehen. Sie wusste, dass die Dinge nicht normal liefen und wollte natürlich erfahren, was wir herausgefunden hatten.
Schon an unseren Gesichtern sah sie es, fragte auch nichts, sondern brühte Kaffee auf.
Suko und ich waren in unser Büro gegangen. Ich wollte Sir James anrufen, zögerte allerdings. Bill stand in der offenen Tür und sprach mit tonloser Stimme. Er berichtete Glenda, was wir erlebt hatten.
Immer wenn die Sprache auf seine Frau kam, sackte seine Stimme weg und versandete irgendwo in seiner Kehle.
Sir James befand sich in seinem Büro. Als er hörte, von wo aus ich anrief, machte er sich sofort auf den Weg. Er fand Bill noch im Vorzimmer, sprach einige Sätze mit ihm, ohne ihn jedoch trösten zu können und kam dann zu uns hinein.
Bevor er das erste Wort aussprach, schüttelte er schon den Kopf.
»Negativ?«, fragte ich.
Sir James ließ sich auf einen Stuhl fallen. Er schob die Brille mit den dicken Gläsern zurück. »So ist es leider. Wir haben noch nichts erreichen können, obwohl die stille Fahndung mit Hochdruck läuft.«
Suko hob die Schultern. »Wir kennen seine Pläne nicht, aber wir glauben auch nicht, dass Saladin sich mit Sheila versteckt hält. Was hätte er davon? Er ist jemand, der seine Macht beweisen muss, und das kann er nur durch Taten.«
Sir James stimmte zu. »Nur frage ich mich, was mag er vorhaben? Ich denke, dass er Zeichen setzen will.«
Der Meinung waren auch Suko und ich. Nur hatten wir keinen Hinweis darauf, wo diese Zeichen gesetzt werden sollten. Das konnte überall in dieser riesigen Stadt sein, und es würde ein spektakulärer Vorgang werden, da waren wir uns einig. Mit kleinen Dingen gab sich ein Saladin nicht ab. Einer wie er würde immer wieder seine Macht beweisen wollen. Das
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