1361 - Sheilas Horrorzeit
schaffte er nur, wenn er entsprechend auffiel.
Glenda und Bill betraten das Büro. Der Kaffee war bereits in Tassen gefüllt worden. Drei volle Tassen. Für Suko hatte Glenda Tee gekocht. Sir James bekam sein Mineralwasser.
Glenda stellte das Tablett ab und wollte sich wieder zurückziehen, aber Sir James bat sie, doch zu bleiben.
»Danke, gern.«
Irgendwo fanden wir alle einen Platz. Glenda und Bill hatten sich die Schreibtischkanten als Sitzplätze ausgesucht.
Es kam nicht so oft vor, aber diesmal waren wir ratlos. Es gab nicht den geringsten Hinweis. Trotz der laufenden Fahndung hatten wir keinen Tipp erhalten, auch Sheila selbst war es nicht gelungen, mit uns Kontakt aufzunehmen. Wir waren auf der Fahrt zum Büro sicherheitshalber noch bei den Conollys vorbeigefahren und hatten dort den Anrufbeantworter abgehört. Es war keine Nachricht hinterlassen worden.
»So bleibt uns nur das Warten«, sagte Sir James. »Glauben Sie nicht, dass es mir gefällt, nur sehe ich keine andere Chance. Aber wir können auch nachdenken.« Er blickte Suko und mich an. »Sie kennen sich am besten mit Saladin aus. Was könnte er Ihrer Meinung nach vorhaben und Sheila dabei die wichtige Rolle spielen lassen?«
Als hätten wir uns abgesprochen, zuckten Suko und ich mit den Schultern. »Es gibt nichts Konkretes«, fuhr ich fort. »Saladin hat hier alle Möglichkeiten.«
»Und er ist gnadenlos«, fügte Suko hinzu.
»Was denken Sie über Rache?«
Wir schauten uns an. »Ich weiß nicht, ob man es als Rache bezeichnen kann, Sir«, sagte ich. »Wir dürfen nicht vergessen, dass er letztendlich im Dienst des Schwarzen Tods steht. Ich kann mir vorstellen, dass er auch hier einen wohl durchdachten, perfiden Plan durchziehen wird. Er unternimmt nichts grundlos. Das wissen wir aus Südfrankreich.«
»Da war Sprengstoff mit im Spiel«, flüsterte Bill. Er wagte nicht, uns anzuschauen.
Plötzlich herrschte tiefes Schweigen. Ein jeder hing seinen Gedanken nach, und es gab wohl keinen von uns, der nicht an die Selbstmordattentäter dachte, die in Israel so viel Leid und Tränen gebracht hatten.
»Was Bill gesagt hat, wäre eine Möglichkeit«, meinte der Superintendent.
Niemand von uns wollte darauf antworten. Der Gedanke daran war einfach zu schlimm. Als ich mich umschaute, sah ich auf den Gesichtern der Anwesenden die gleiche Gänsehaut wie bei mir.
Jeder machte sich seine eigenen Vorstellungen, und man brauchte kein Prophet zu sein, um zu befürchten, dass überall in der Stadt plötzlich eine Hölle losbrechen konnte.
»Wir können es drehen und wenden«, sagte Sir James, »aber die Fahndung ist die einzige Möglichkeit. Ich denke darüber nach, ob ich sie noch intensivieren soll…«
»Nein, nein«, sagte ich. »Das reicht schon aus.«
»Gut.«
Der Kaffee war gut wie immer, doch in diesem Fall hinterließ er bei mir einen bitteren Geschmack. Oft ist es so, dass die Kidnapper sich bemerkbar machen und Menschen anrufen, die der entführten Person nahe stehen. Das war hier nicht der Fall. Saladin wollte nichts von Bill oder von uns. Er zog seine eigenen Pläne durch, und wie ich ihn einschätzte, würden sie in einer blutigen Überraschung enden.
»Ich habe angeordnet, dass jedem Hinweis nachgegangen wird«, erklärte Sir James. »Die Kollegen wissen Bescheid und…«
In seine Worte hinein meldete sich das Telefon. Ich war am schnellsten und hob ab. Ich wusste es nicht, doch ich ahnte, dass sich mit diesem Anruf einiges ändern würde…
***
Mike Milos hielt den Computerausdruck in der Hand, der eine blonde Frau zeigte, die lächelte.
»Tja, ob wir die finden?«
David Closs, sein Kollege, der noch den letzten Rest Chips & Fish aß, kaute und hob nur die Schultern.
»He, was meinst du?«
Closs schluckte den letzten Rest. »Das wird nicht leicht sein, Mike. Aber Wunder gibt es immer wieder.«
»Auch bei uns?«
Closs wischte seine Lippen mit einer Papierserviette trocken. »Wir sind hier in den neuen Docklands herumgefahren, haben alle möglichen Leute gesehen, aber wir konnten nicht auf die einzelnen Gesichter achten. Deshalb denke ich, dass wir schon etwas Streife laufen sollten.«
Mike Milos nickte. »Okay, drehen wir eine Runde. Da kommen wir auch besser weg.«
Er gab der Zentrale noch Bescheid, dass sie ihren Wagen verlassen würden, um Streife zu laufen. Der Einsatzleiter stimmte zu. Danach stieg auch Milos aus.
»Die Person muss verdammt wichtig sein, wenn eine so große Fahndung ausgerufen wird.«
Closs hob die
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