1361 - Sheilas Horrorzeit
gehörte zu den Handlangern des Schwarzen Tods. Er würde das tun, was der Schwarze Tod verlangte. Schon einmal hatte er bewiesen, wie grausam er vorgehen konnte, als van Akkeren dabei geholfen hatte, das Templerkloster zu übernehmen. Tote und Verletzte waren die Folge davon gewesen, aber van Akkeren hatte sein Ziel letztendlich nicht erreicht.
Und ihr stand das gleiche Schicksal bevor. Gespickt mit einem Sprengstoffgürtel, war sie eine lebende Bombe, die jederzeit gezündet werden konnte.
»Du sagst nichts?«
Sheila zuckte mit den Achseln. Was sollte sie sagen? Sie hätte am liebsten losgeschrien. Es war einfach grauenhaft, sich vorzustellen, dass man ihr den Gürtel anlegen und sie irgendwo hinschicken würde, wo der Sprengstoff dann explodierte.
»Du bist die Erste aus der Gruppe«, erklärte der Hypnotiseur. »Die anderen werden folgen. Mein Plan steht fest. Ich werde euch vernichten, und ich brauche auf niemand Rücksicht zu nehmen. So hat es auch der Schwarze Tod befohlen. Er hat nichts vergessen, gar nichts. Einmal hat man ihn vernichten können, ein zweites Mal wird es nicht geschehen. Jetzt wird er zeigen, wer der Herrscher ist, und ich denke, ich kann dir versprechen, dass du ihn heute sogar noch sehen wirst, denn er wird sich das nicht entgehen lassen, was ihn weiterbringt.«
Sheila hatte jedes Wort gehört. Nur dachte sie nicht darüber nach.
Alle Sätze waren wie ein unsichtbares Band durch ihr Gehirn gelaufen. Sie konnte nur auf den Koffer am Boden schauen, in dem der Sprengstoffgürtel lag, und zwar auf einer dunklen Samtunterlage.
Noch war sie bei klarem Verstand. Sie befand sich nicht in der geistigen Gewalt des Hypnotiseurs. Und dieser klare Verstand sagte ihr, dass sie es nicht dazu kommen lassen durfte, dass ihr dieser Unhold den Gürtel anlegte.
Er fühlte sich sicher und war etwas von Sheila zurückgetreten. Er grinste triumphierend.
Sheila spürte ihre Unsicherheit. In ihrem Kopf tuckerte es. Eine innere Stimme riet ihr, etwas zu tun. Vielleicht war es ihr möglich, das Moment der Überraschung zu nutzen. Wenn ihr das gelang, dann gab es möglicherweise eine Chance, hier rauszukommen.
Ich darf mir nur nichts anmerken lassen!, hämmerte sie sich ein.
Auf keinen Fall.
Sie drehte sich langsam zur Seite, weil sie den Hypnotiseur anschauen wollte. In ihren Augen war die Absicht nicht zu erkennen, und sie setzte darauf, dass Saladin keine Gedanken lesen konnte.
Aus dem Stand schlug sie zu!
Sheila war keine austrainierte Kämpferin, aber sie wusste schon, wie sie sich zu wehren hatte. Und so rammte sie die Faust gegen die Kehle des Mannes.
Der wollte noch zurückweichen. Es wurde nur ein Zucken daraus, denn die Faust war schneller.
Nach dem Treffer flog er zurück. Die Wand hielt ihn auf. Aus seinem Mund drangen Laute, die auch zu einem Tier gepasst hätten.
Eine Mischung aus Röcheln und Krächzen.
An Sheila dachte er nicht, denn er hatte genug mit sich selbst zu tun. Er riss die Hand hoch zur Kehle, und seine Beine verloren die Standfestigkeit.
Sheila sah das nicht mehr. Ein langer Sprung hatte sie bis in die Nähe der Tür gebracht. Sie wusste, dass abgeschlossen war, aber Saladin hatte den Schlüssel nicht eingesteckt. Sheila musste ihn nur drehen, dann war die Tür offen.
Die Angst hatte sie zittrig werden lassen. Sheila konnte ihre wahnsinnige Nervosität nicht stoppen. Aber sie schaffte es, den Schlüssel zu drehen.
Jetzt!
Nein, es sollte nicht sein. Ihr Schlag war nicht hart genug gewesen.
Saladin hatte sich schnell wieder fangen können und handelte sofort. Er brauchte ebenfalls nur einen Sprung, um Sheila zu erreichen.
Plötzlich war er dicht bei ihr und schlug eine Hand in ihren Nacken, als wollte er einen Hasen fangen.
Sheilas Kopf wurde nach vorn gestoßen. Mit der Stirn prallte sie gegen die Tür. Sie hörte noch das dumpfe Echo und sah für einen Moment wirklich Sterne zucken.
Dann riss Saladin sie zurück. Er ließ sie nicht los. Noch immer mit der Hand als Kralle im Nacken schleuderte er Sheila herum und schleifte sie durch das halbe Zimmer.
Dann wuchtete er sie auf das Bett!
Sheila hatte in den letzten Sekunden kaum mitbekommen, was mit ihr geschah. Sie hatte auch keine Chance gehabt, sich zu wehren.
Erst als sie auf der alten Matratze federte, kam ihr wieder zu Bewusstsein, wo sie sich befand.
Sie war nicht aus dem Zimmer gerannt. Jetzt lag sie auf dem Bett und war wehrlos.
Breitbeinig stand Saladin vor ihr. Er rieb seine Hand über seinen Hals und
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