1361 - Sheilas Horrorzeit
auf Tassen, Tellern und wer weiß wo. Bildbände über London, Postkarten und Leporellos konnten gekauft werden, was auch zahlreiche Kunden taten.
Mike Milos blieb stehen und holte das Foto hervor. Die Männer waren dabei so nah an die blondhaarige Frau herangekommen, dass es ihnen möglich war, zu vergleichen. Übereinstimmend nickten sie.
»Sie ist es!«, flüsterte Milos.
»Gut, dann machen wir alles so, wie es mit der Zentrale besprochen war.«
Die Männer zogen sich an eine etwas ruhigere Stelle zurück. Beide waren aufgeregt. Sie hatten den Eindruck, dass sie sich beeilen mussten, was sie auch taten.
Mike Milos übernahm die Meldung. »Wir haben sie, Sir«, sagte er zu seinem Einsatzleiter.
»Sind Sie sicher?«
»Bombensicher!«
»Gut, dann behalten Sie die Frau im Auge. Ich werde mich sofort mit Scotland Yard in Verbindung setzen. Und noch etwas. Das haben Sie gut gemacht, Kompliment.«
»Danke, Sir.«
David Closs hatte mithören können. »Okay, dann bleiben wir eben hier und beobachten die Lady.«
»Aber so, dass sie es nicht merkt.«
Closs grinste. »Sind wir Anfänger…?«
***
Ich saß an meinem Schreibtisch und sah sehr ruhig auf. Aber ich hatte schon Mühe, ein Zittern zu unterdrücken, denn was ich hörte, war verdammt brisant. Nicht nur ich saß wie auf heißen Kohlen, alle im Raum hörten mit.
Bill Conolly hat eine Haltung eingenommen, als wollte er jeden Moment starten und durch die Tür hechten.
Ich stellte nur wenige Fragen, hört zu und war damit zufrieden, dass wir uns mit den Polizisten trafen. Sie erhielten meine Handynummer, um mich immer zu erreichen, wenn sich etwas ereignen sollte.
Dann legte ich auf. Mein Gesicht blieb noch immer starr. Ich musste das Gehörte erst verkraften.
Sir James übernahm das Wort. »Manchmal sind die alten Fahndungsmethoden doch am wirkungsvollsten«, erklärte er nicht ohne Stolz und stand dabei auf. »Holen Sie Sheila zurück. Koste es, was es wolle!«
Darauf konnte er sich verlassen!
***
Saladin lenkte den Mercedes unter einer schmalen Brücke hindurch und fuhr parallel zum Flussbett der Themse. Nicht direkt am Ufer entlang, weil das nicht möglich war; der Weg führte etwas erhöht dahin, und so hatten sie einen guten Blick über das Wasser, was sie aber nicht weiter interessierte, denn ihr Ziel war ein anderes.
Das wusste Sheila. Nur hatte man ihr noch nicht gesagt, wo sie aussteigen sollte.
In den letzten Jahren hatte in dieser Gegend der Abraumbagger gewütet. Nicht alle Trümmer waren weggeschafft worden. So existierten noch einige Grundstücke, auf denen sich die Reste der Bauten türmten und teilweise schon von Pflanzen bewachsen waren.
Die große Szene begann erst weiter westlich, und genau in diese Richtung fuhren sie.
Das Riesenrad war nicht zu übersehen. Es gab keinen Stopp bei den zahlreichen Gondeln. Ihr Kreislauf schien für die Ewigkeit geschaffen worden zu sein.
Sheila sah alles, prägte sich die Bilder ein, gab aber keinen Kommentar ab und blieb still neben ihrem Entführer sitzen. Nach einer Fahrt von weiteren zehn Minuten hatten sie ihr Ziel erreicht. Es war ein Gelände, das noch als Parkplatz benutzt werden konnte. Im nächsten Jahr sollte hier ein größeres Bauvorhaben stattfinden. Noch verdiente ein Pächter Geld, und das war bei den hohen Gebühren nicht wenig.
Auch hier hatte Saladin Glück, weil es noch eine freie Lücke für seinen Mercedes gab. Er rollte hinein, der Motor verstummte, und Saladin zog den Zündschlüssel ab.
»Aussteigen«, sagte er. Dabei schaute er nach links in das starre Profil der Frau.
Schweigend verließ Sheila Conolly den Wagen. Der Wind, der in Flussnähe ständig wehte, fuhr in ihr Gesicht. Er brachte den Geruch des Wassers mit, doch darauf achtete Sheila nicht. Sie hatte sich gedreht und schaute zu Saladin hin.
Der gab ihr mit einer knappen Handbewegung zu verstehen, ihm zu folgen. Nebeneinander verließen sie den Parkplatz. An einem Kassenhaus hinterließ Saladin seinen Obolus, und auch der Kassierer schöpfte keinen Verdacht.
Wieso auch? Saladin hatte von Sheila verlangt, dass sie sich bei ihm einhakte, und das war auch so geschehen. Wie ein normales Paar gingen sie weiter, aber sie sprachen nicht miteinander. Sheila redete nur dann, wenn sie angesprochen wurde.
Etwa zehn Minuten später hatten sie den äußeren Rand des Rummels erreicht. Hier trafen sie mit Menschen zusammen, die sich von der kreisrunden Attraktion angezogen fühlten.
Auch Sheila schaute hoch, sah jetzt
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