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1361 - Sheilas Horrorzeit

1361 - Sheilas Horrorzeit

Titel: 1361 - Sheilas Horrorzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hervorgehoben. Nur für wenige Sekunden, dann waren sie wieder verschwunden gewesen, als hätte der Stimmenwirrwarr sie verschluckt.
    Und jetzt?
    Sheila blieb stehen. Irgendwie störten sie die Uniformierten. Den Grund konnte sie nicht nennen. Es war einfach so. Zwar standen sie nicht in unmittelbarer Nähe, sie waren sogar mit sich selbst beschäftigt und unterhielten sich, doch beide hatten sich so gedreht, dass sie Sheila aus ihren Positionen auch anschauen konnten. Ob sie es taten, konnte sie nicht herausfinden. Jedenfalls spürte Sheila einen kalten Schauer über ihren Rücken rieseln.
    Sie hatte nichts getan. Es gab keinen Grund für die Männer, sie zu beobachten oder anzusprechen, und so verhielt sie sich auch weiterhin völlig normal, als sie ihren Weg fortsetzte.
    Mit jedem Schritt rückte das Riesenrad näher. Es schien in den dunkel gewordenen Himmel hineinzuwachsen. Die leuchtenden Gondeln kamen ihr wie runde Flugboote für Engel vor, die von der Erde her in himmlische Sphären transportiert werden sollten.
    Sheila gefiel es. Sie fühlte sich plötzlich viel wohler und auch leichter. Sie konnte es kaum erwarten, in eine dieser Gondeln zu steigen.
    Aber es würde noch dauern. Viele Menschen nutzten diesen nicht unbedingt kalten Frühlingsabend aus, um sich eine Fahrt in die Höhe zu gönnen. London aus großer Höhe zu sehen, das war schon etwas Besonderes. Dementsprechend lang war auch die Schlange, zu der Sheila ebenfalls musste, um sich anzustellen.
    Sie blieb stehen. Das Geld steckte in der Tasche ihrer Hose. Sie fasste danach und ließ Scheine zwischen ihren Fingern knistern. Vor ihr stand eine Familie. Eltern mit ihren zwei Kindern. Ihre Gesichter sahen japanisch aus, und sie stellte fest, dass sich die beiden Kinder wie verrückt freuten.
    Immer wieder deuteten sie mit ihren kurzen Armen in die Höhe, sprachen auf ihre Eltern ein, die geduldig Antwort gaben und ebenso lachten wie ihre Kinder.
    Hin und wieder wurde Sheila angeschaut. Sie sah die glänzenden Augen, in denen sich Vorfreude abmalte und versuchte es mit einem sehr spröden Lächeln.
    Nur langsam rückte sie weiter vor. Sie wollte auch nicht nur geradeaus schauen. Sie drehte den Kopf, blickte in die Umgebung, sah das Wasser der Themse, die Lichter an ihrem und am gegenüberliegenden Ufer und drehte auch ihren Kopf nach links, weil sie das Gefühl hatte, es tun zu müssen.
    Auch dort sah sie Menschen.
    Einer allerdings stach hervor. Ihn erkannte sie trotz der Dunkelheit auf den ersten Blick.
    Dort stand Saladin!
    Die Stichflamme war unsichtbar, die ihren Körper durchschoss.
    Zugleich erlebte sie den kalten Schauer auf ihrem Rücken. Diese Gestalt zog sie an, stieß sie aber auch ab. Sie wusste über dieses ambivalente Verhältnis, konnte aber nichts dagegen unternehmen und fand sich deshalb damit ab.
    Saladin lächelte ihr zu.
    Sheila lächelte zurück.
    Saladin war zufrieden. Das zeigte er durch sein Nicken an. Er hob die Hand kurz zum Gruß, drehte sich um und tauchte wieder in der Menge unter.
    Irgendwie war Sheila froh, dieses Bild los zu sein. Der Anblick hatte sie bedrückt. Sie wandte sich wieder den Dingen zu, die auf sie zukommen würden und schaute abermals an diesem gewaltigen Rad hoch, das immer stärker zum Vorschein kam, je dunkler es wurde. Da konnte jeder sehen, dass es zum Wahrzeichen der Jahrtausendwende geworden war. Wie lächerlich wirken dagegen die Lichter des gegenüberliegenden Victoria Embankments.
    Es ging weiter.
    Schritt für Schritt kam Sheila voran. Da konnte sie sich schon ausrechnen, wann sie an der Reihe war. Auch die Kinder vor ihr freuten sich. Immer wieder zupften sie an ihren Eltern und wiesen in die Höhe, um den Weg der Gondeln zu verfolgen.
    Sheila schaute nach unten. Sie war wohl der einzige Mensch in der Schlange, der sich nachdenklich zeigte. Sie war anders geworden und hatte ihr Ich verloren.
    Es gelang Sheila nicht, an andere Dinge zu denken, als nur an das Riesenrad. In ihrem Kopf hatte es wirklich Vorrang, ohne dass sie es selbst wollte. Dabei gab es so viele Dinge, die sie sah und die auch interessant waren, doch die strömten an ihr vorbei. Sie waren alle so schrecklich unwichtig geworden.
    Wieder schaute sie nach vorn. Das Rad drehte sich. Die Menschen in den Gondeln hatten ihren Spaß. Sie schrien ihn hinaus, aber es waren Jubelschreie und keine des Entsetzens.
    Wieder bewegte sich die Schlange ein Stück vor und wurde kürzer. Es stiegen recht viele Menschen in die Gondeln hinein. Der

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