1363 - Krieg der Städte
sich die Haare aus dem Gesicht. Er strich sich über das Kinn. Er konnte keinen nennenswerten Bartwuchs feststellen. Es waren folglich keine Tage, sondern höchstens Stunden vergangen. „He!" machte er, um seine Stimme zu prüfen. „Laß mal sehen!"
Er begann, in der Kammer hin und her zu gehen. Nach der dritten Runde näherte er sich der Tür. Sie besaß auf dieser Seite keinen Öffner, es handelte sich um ein Gefängnis. Rhodan tastete den Rahmen ab. Er fand nichts, was ihm hätte nützen können.
Inzwischen hatten sich sein Körper und sein Verstand erholt, daß er klar denken konnte. Die Hauri hatten ihn eingesperrt. Sie hatten ihn an ein Hypnosegerät angeschlossen. Sie hatten versucht, seine Psyche umzudrehen und aus ihm einen Befürworter des Hexameron zu machen. Sie hatten es nicht geschafft.
Wie würden sie weiter verfahren?
Die Antwort erhielt er, kaum daß er den Kasten vom Tisch geworfen und sich auf der weniger feuchten Platte niedergelassen hatte. Draußen näherten sich Schritte, dann knirschte der mechanische Türriegel.
Das Licht über der Tür wurde ein wenig heller, und die Tür öffnete sich.
Der hohe und ausgemergelte Körper mit der dunkelbraunen Lederhaut und den tiefen Augenhöhlen mit winzigen Äuglein wies den Eintretenden unschwer als Hauri aus. Das Wesen trug eine beige Kombination mit dem üblichen Zeichen des Hexameron. In den Händen hielt es einen der schlanken Strahler, mit denen dieses Volk so geschickt umzugehen wußte. „Rhodan!" rief der Hauri. „Ja?" erwiderte er. Er wartete, bis der Hauri seinen Translator eingeschaltet hatte. „Du hast die Weisheit abermals von dir gestoßen!" schrie das Wesen ihn an. „Der Tod ist dir sicher. Dort hinüber an die Wand!"
Die Mündung zeigte bedrohlich auf seine Bauchgegend, und Rhodan beeilte sich, von dem Tisch herunterzukommen und sich an die gegenüberliegende Wand zu stellen. „Wo ist Liutalf", fragte er heiser. „Ich will mit ihm sprechen. Und ich verlange meine Kleider!"
„Du hast nichts mehr zu verlangen. Du bist abgeschrieben. Man hat mich geschickt, damit ich den Apparat hole. Du bleibst hier!"
Er sammelte die Bänder und Anschlüsse ein, wobei er den Terraner ständig im Auge behielt. Er legte alles auf den Tisch und wuchtete den verbogenen Kasten empor. Dann schob er den Tisch hinaus auf den Korridor. „Hier wird nie mehr jemand herkommen!" knurrte er voller Zufriedenheit. Die Tür fiel ins Schloß, dann ging die trübe Funzel über dem Türrahmen ganz aus. Rhodan stand im Finstern. „Bei allem, was mir lieb und wert ist, aber ich werde hier nicht verderben", sagte der Netzgänger entschlossen. „Ich werde hinauskommen auf irgendeine Weise."
Er tappte durch die Finsternis und überlegte. Er fand die Tür und tastete sie ab, diesmal gründlich und ganz auf seine Fingerspitzen konzentriert. Er fand nichts, keine Unebenheit und kein morsches Scharnier.
So überhastet der Stützpunkt hier angelegt worden war, so umsichtig hatten die Erbauer agiert. Die Gelenke und Scharniere befanden sich auf der Außenseite der Tür. Rhodan hatte nur die glatte Fläche vor sich, die nahtlos in den Rahmen paßte.
Der Terraner begann sich zu bewegen. Er machte Kniebeugen und hüpfte umher. Er machte sich warm.
Fast eine Stunde lang hielt er seinen Körper fit, dann hielt er inne. Er hatte ein Geräusch gehört. Jemand kam den Korridor entlang. Es mußten zwei Personen sein, denn sie unterhielten sich. Rhodan preßte ein Ohr gegen die Tür. Die Sprache war die der Hauri, und er unterließ es, sich durch Klopfen zu melden. Er dachte an Ren-No, den Kartanin. Dieser würde sich Sorgen um seinen Verbleib machen. Auch Beodus Fernbleiben mußte auffallen, und die Überwachungsstellen hatten bestimmt den Flug des Raumboots aufgezeichnet. Irgendwann würde jemand kommen und die Umgebung des Landeplatzes nach ihnen und dem Boot absuchen.
Rhodan ging umher, bis er müde wurde. Er legte sich in der Nähe der Tür auf den kalten Boden. Er versuchte sich einzureden, daß es nicht kalt war und er nicht mehr fror, aber als es dann einigermaßen warm wurde, da rührte es lediglich daher, daß sein Körper die Kälte vollends angenommen hatte. Er kauerte sich zusammen und legte sich so, daß die Nieren nicht unmittelbar mit dem Fels in Berührung kamen. Die Müdigkeit übermannte ihn, und er schlief ein.
Er träumte. Sein Unterbewußtsein war noch immer aufgewühlt. Es hatte Mühe, die Torturen des Hypnoseschlafs zu verarbeiten. Manchmal zuckte
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