1364 - Killer-Engel
sollten wir uns nicht wünschen.«
»Aber wir müssen damit rechnen.«
»Das schon.«
Suko machte einen vernünftigen Vorschlag. »Sollen wir nicht lieber hineingehen? Ich denke, dass es dort gemütlicher ist.«
»Und ob«, sagte ich.
Suko ging vor. Ich blieb an Purdys Seite. Bevor wir durch die Tür schritten, drehte sie sich noch mal um. Die Brüstung lag jetzt wieder in angemessener Entfernung vor ihr. Sie schaute über sie hinweg in die Dunkelheit.
»Ist noch jemand zu sehen?«, fragte ich.
»Nein. Selbst Belial nicht.«
»Hör auf, Purdy. Wünsche es dir lieber nicht. Mit ihm hätten wir kein so leichtes Spiel gehabt.«
»Leicht nennst du das?«
»Für uns.«
»Na ja, ich will ja nicht meckern. Die Form, die ich damals in Atlantis hatte, habe ich leider nicht mehr.«
Ich schaute sie prüfend an. »Du befindest dich aber auf dem besten Weg, sie wieder zu erlangen.«
»Dann hätte ich eure Hilfe nicht gebraucht. So etwas wie die drei Wesen hätte ich locker vor dem Frühstück vernascht.«
»Kann sein, dass die alten Zeiten noch mal zurückkehren.«
»Lieber nicht.«
Wir gingen in die Wohnung, wo es sich Suko bereits im Sessel bequem gemacht hatte.
Purdy legte ihre Waffe zur Seite. Dann tat sie etwas, was ich von ihr gar nicht kannte. Sie holte einen alten Cognac hervor und gönnte sich einen Schluck aus der Flasche.
»So, das musste sein.« Sie schwenkte uns die Flasche entgegen.
»Wollt Ihr auch einen Schluck?«
Beide lehnten wir ab.
Die Flasche fand auf dem Tisch ihren Platz, neben dem Purdy stand, die Stirn gekraust und sehr nachdenklich.
»Was hast du?«, fragte ich sie.
»Mein Gott, der Junge. Bruce Everett. Den habe ich fast vergessen.«
»Wo steckt er?«
»Im Bad hoffe ich.«
Sie eilte schon der Tür entgegen. Ich wollte sie nicht allein gehen lassen und holte sie vor der Badezimmertür ein. Sie öffnete ohne zu klopfen und gab einen Laut der Erleichterung von sich.
Der dunkelhaarige Junge saß verschüchtert auf dem Rand der Badewanne und blickte uns aus großen, ängstlichen Augen an.
Purdy ging zu ihm und strich über das halblange Haar. Ihre Stimme klang sehr weich, als sie sagte: »Du brauchst keine Angst mehr zu haben, Bruce. Es ist vorbei.«
Der Junge hob nur die Schultern. Dabei blickte er an der Staatsanwältin vorbei auf mich, denn er konnte mich nur schlecht einordnen.
»Ach so, ja. Das ist mein Freund John Sinclair. Ich habe dir doch davon erzählt, dass ich Freunde erwarte. Suko hält sich im Wohnzimmer auf. Auch er ist gespannt darauf, dich kennen zu lernen.«
»Was soll ich denn da?«
»Sie möchten mit dir reden. Schließlich bist du ein sehr wichtiger Zeuge für uns.«
Bruce überlegte noch, ob er das wohl wirklich war. Schließlich nahm er die ihm entgegengestreckte Hand an und ließ sich von der Wanne ziehen. Wie eine besorgte Mutter legte Purdy Prentiss ihm den Arm um die Schultern. Sie traten auf mich zu, und auch ich reichte dem Jungen die Hand.
»Hi, Bruce.«
Er nickte nur und lächelte verlegen.
»Ich heiße John.«
Plötzlich glomm Interesse in seinen Augen auf. »Bist du ein Polizist?«
»He, gut gefolgert. Das bin ich tatsächlich. Scotland Yard sogar. Du hast einen Blick dafür.«
»War ganz leicht.«
Ich spielte den Überraschten. »Ach, das musst du mir mal erklären.«
Er deutete auf Purdy. »Mrs. Prentiss hat ihren Job am Gericht. Da kommt man doch immer mit Polizisten zusammen.«
»Perfekt«, lobte ich ihn und zwinkerte der Staatsanwältin zu. »Da siehst du, was du für ein Image hast.«
Sie hob den linken Zeigefinger. »Damit kann ich sogar gut leben.«
Sie schloss noch das Fenster im Bad, dann ging sie mit dem Jungen hinaus. Bruce fragte sie leise, was das für Geräusche gewesen waren, die er gehört hatte.
»Die waren ja schlimm.«
»Schon, Bruce. Aber jetzt sind sie vorbei. Es ist alles erledigt worden.«
Für den Jungen noch nicht. »Und was passiert, wenn er wiederkommt? Was machen wir dann?«
Ich hörte nicht, welche Antwort die Staatsanwältin gab, aber meiner Ansicht nach hatte der Junge von Belial gesprochen, denn die drei Grazien hatte er nicht zu Gesicht bekommen.
Auch für mich war neu, dass sich Belial mit diesen Killerengeln umgab. Bisher hatte ich ihn für einen absoluten Einzelgänger gehalten. Nun schien die Rückkehr des Schwarzen Tods doch einiges verändert zu haben. Im Reich der Dämonen brodelte es. Uns musste es nur gelingen, daraus Kapital zu schlagen.
Suko war im Wohnzimmer zurückgeblieben. Er
Weitere Kostenlose Bücher