1366 - Das neue Atlantis
Zeiten verglühen wird!«
Es waren Worte, die auch trafen, obwohl ich äußerlich sehr ruhig blieb. Leider musste ich mir selbst eingestehen, dass ich an Grenzen gestoßen war und nun erleben musste, dass mein Kreuz auch nicht allmächtig war.
Für Belial war ich uninteressant geworden. Es gab für ihn nur noch das Kreuz, das er sich vor das Gesicht hielt und es ständig so anschaute, als könnte er nicht glauben, dass das, was er erlebte, auch der Wirklichkeit entsprach.
»Ja, du hast gewonnen«, erklärte ich mit rauer Stimme, und das meinte ich sogar ehrlich.
»So muss es auch sein. So habe ich es mir vorgestellt.« Der Blick zuckte über das Kreuz hinweg. »Habe ich dir nicht gesagt, wer ich bin? Luzifer bin ich. Hast du das gehört?«
»Sicher.«
»Und glaubst du es jetzt?«
Ich wusste, welche Antwort er hören wollte, aber ich sagte sie ihm nicht. So etwas brachte ich nicht über meine Lippen. Ich konnte und wollte es ihm nicht bestätigen.
»He, Sinclair, glaubst du es?«
Ich schüttelte den Kopf.
Das verstand der Engel der Lügen nicht. Er konnte auch den Grund meines Lächelns nicht begreifen. Bei mir war es kein verzweifeltes Lachen in den dunklen Wald hinein. Es hatte schon andere Gründe. Noch vor Belial erlebte ich, dass mich das Kreuz nicht im Stich gelassen hatte und meine Bedrückung grundlos gewesen war.
Ich bemerkte es an seinen Augen!
Plötzlich fingen sie an, sich zu verändern. Das tiefe kalte Blau des Luzifer trat allmählich zurück, und das war nicht nur eine Pose oder geschah grundlos.
Belial merkte es auch.
Seine überhebliche Art war plötzlich verschwunden, er war wieder nur der reine Lügenengel. Seine Hand mit dem Kreuz zitterte. Es klebte ärmlich in seiner Faust. So sehr er sich auch bemühte, er wurde es nicht los. Seine Finger zuckten, und er wollte es wegschleudern, was er nicht mehr schaffte.
Das Kreuz blieb fest in seiner Klaue, und in seinen Augen war das Blau Luzifers jetzt völlig verschwunden. Ohne Hilfe wusste er nicht mehr, was er machen sollte, deshalb brüllte er nach seinem Mentor.
»Luzifer…!!!«
Er wurde erhört. Über uns beiden passierte etwas. Gestalten erschienen – Engel.
Nur nicht Luzifer!
Ob er den Ruf gehört hatte oder nicht, das konnte ich nicht sagen.
Dafür hatten ihn andere vernommen, die Beschützer des Kreuzes, diejenigen, denen es geweiht war, Gabriel, Michael, Raphael und Uriel…
***
Suko lag auf dem Boden. Der Druck der Krallen bohrte sich in seinen Körper. Er presste Haut, Fleisch und Muskeln am Rücken zusammen, aber darauf achtete er nicht. Es gab für ihn keine Schmerzen mehr, denn das, was er gesehen hatte, war viel wichtiger.
Ein mit einem Schwert bewaffneter mächtiger und übergroßer fliegender Engel!
Nicht nur die normale Welt steckte voller Wunder, auch in dieser war es passiert. Dass der Eiserne Engel plötzlich auftauchte, das war für Suko nicht zu fassen, und er war nicht erschienen, um den anderen Flugbestien einen guten Tag zu wünschen und anschließend zuzuschauen, wie Suko gekillt werden würde.
Sukos Feinde waren auch des Engels Feinde, und das erlebte der Inspektor in der folgenden Sekunde, als der Eiserne Engel seinen mächtigen Körper in die Höhe schwang und dabei den Griff des Schwerts mit beiden Händen festhielt.
Die fünf Bestien hatten sich von ihrer Überraschung noch nicht erholt, als er schon seinen ersten Schlag führte. Die Klinge wischte waagerecht durch die Luft und dabei über Sukos Rücken hinweg.
Was weiter geschah, sah der Inspektor nicht, aber er hörte den klatschenden Schlag.
Der Hals einer Bestie war getroffen worden. Der Kopf flog vom Körper weg. Suko sah das Teil als Schatten in seiner Nähe vorbeihuschen, bevor es in der Tiefe verschwand.
Der Druck blieb noch auf seinem Rücken. Nur konnte er jetzt wahrnehmen, dass die mächtigen Krallen zitterten, und einen Augenblick später kippte die Gestalt von seinem Rücken weg.
Der erste Erfolg!
Suko blieb noch liegen. Er konnte sehen, wie der mächtige Körper in die Tiefe fiel. Ohne Kopf sah das Geschöpf grotesk aus. Wie eine Skulptur, die von einem dilettantischen Künstler geschaffen und zudem unvollendet belassen worden war.
Der Druck war weg, und diese Chance nutzte Suko aus. Auch deshalb, weil vor ihm die Flugechsen einfach reagieren mussten.
Suko bedeutete für sie keine Gefahr. Dafür umso mehr die Gestalt, die wie aus heiterem Himmel erschienen war, um einzugreifen.
Sie flogen weg von der Kanzel und auf ihren
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