Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1366 - Das neue Atlantis

1366 - Das neue Atlantis

Titel: 1366 - Das neue Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
und Weiten des Himmels waren für mich wichtiger. Sie standen dort wie vier Wunder und schauten alle in die gleiche Richtung. Wenn man sie beschreiben wollte, kam man an dem Begriff Körper nicht vorbei, doch das traf auch nicht zu. Es waren keine festen Körper. Man musste sie schon als Geistwesen ansehen, die jetzt dafür sorgten, dass Belial gestoppt wurde.
    Nach wie vor gab es an ihm keine Bewegung. Er schaute mich an und dann blickte er auf den Teil des Kreuzes, der aus seiner Faust hervorragte. Ich konnte es nicht mit Bestimmtheit behaupten. Nur die Freude über die Veränderung steckte in mir.
    Dann ging ich auf ihn zu. Es gab keine Kraft, die mich aufhielt. Luzifer erschien nicht. Kein Gesicht, kein blaues Licht, und meine Schritte waren nicht zu hören.
    Es war für mich schon ein besonderes Gefühl, dies erleben zu dürfen. Ich ging ohne Angst und Sorgen, denn jetzt hatte ich doppeltes Vertrauen. Zum einen in das Kreuz und zum anderen in die vier Erscheinungen hoch oben am Himmel.
    Wie treue Boten schauten sie auf mich nieder. Sie waren diejenigen, an die sich meine Hoffnung klammerte, und mit einer schon fast andächtigen Bewegung legte ich die Hand auf den oberen Teil meines Kreuzes, dessen andere zwei Drittel in der Faust des Lügenengels steckten. Es tat mir unwahrscheinlich gut, das Kreuz anfassen zu können.
    Ich konnte dabei von einer besonderen Wärme sprechen, von einer Beruhigung, die nicht nur auf meine Hand beschränkt blieb, sondern sich durch meine Psyche bohrte bis sie die Umgebung meines Herzens erreicht hatte.
    Es war dieses kleine menschliche Wunder, das ich immer erlebte, wenn die Kräfte des Kreuzes aktiviert wurden. Dieser beruhigende Strom, der durch meinen Körper floss und dabei für eine Wärme sorgte, wie ich sie sonst nicht kannte.
    Sie hatte auch nichts mit einer Temperatur im eigentlichen Sinne zu tun. Es war einfach nur das beglückende Gefühl, nicht mehr in einer gefährlichen oder lebensbedrohlichen Lage zu stecken, und so ließ ich der ersten Berührung eine stärkere folgen, spürte dabei den Gegendruck des Kreuzes und zog meinen Talisman behutsam aus der Faust des Belial hervor.
    Ich fasste es an wie eine Frau ihren wertvollen Juwelenschmuck.
    Behutsam drapierte ich es auf meine Handfläche und genoss dabei diese wunderbare Wärme und das beruhigende Gefühl, das sich in meinem Innern ausbreitete.
    Wieder einmal hatte es einer unheimlich starken archaischen Macht getrotzt.
    Die fremde, kaum erklärbare Umgebung hatte sich für mich in das Innere eines Doms verwandelt, dessen gewaltige Halle mir den nötigen Schutz gab.
    Auch diese Welt war voller Wunder, und sie schienen an den Strahlen zu hängen, die schräg in die Unendlichkeit wiesen, weil sie dort vier Wächter alarmiert hatten.
    Belial stand noch immer in der gleichen Position. Er zitterte nicht.
    Mann hätte den Eindruck gewinnen können, er sei tot. Aber er lebte.
    Das sah ich in seinen Augen, in denen noch immer das Blau des Bösen vorhanden war.
    Aber schwächer.
    Sehr deutlich sah ich, dass sich die Farbe zurückzog. Seine Intensität ging verloren. Hellere Farbtöne erschienen und schwächten alles andere ab. Luzifer hatte auf ihn gesetzt. Nun zog er sich zurück.
    Wahrscheinlich war ihm Belial nicht mehr wichtig genug. Er war jetzt dazu bereit, ihn seinem Schicksal zu überlassen.
    Ich fasste die graue Gestalt mit der freien Hand an. Wohl war mir dabei nicht, und ich merkte schon die Kälte, die von der dünnen Haut ausströmte. Da war kein Leben mehr. Da schlug kein Herz und rann kein Blut durch die Adern. Belial war eine Lüge und trotzdem existent. Er hatte eine neue Aufgabe gefunden und sich dem Schwarzen Tod angebiedert. Doch genau das hatte er nicht mehr geschafft. Der Schwarze Tod stand nicht auf seiner Seite. Oder nicht mehr. Er griff nicht ein, denn er hatte genug mit sich selbst zu tun.
    Es hätte mir schon längst klar sein müssen, doch erst jetzt trat es mir deutlich vor Augen. Er würde keine Hilfe mehr bekommen. Er stand allein gegen mich.
    »Belial…«
    Ich hatte nicht laut gesprochen, denn zunächst wollte ich erkennen, ob er überhaupt noch reagierte.
    Ausdruckslos schaute er mich an.
    Ich wiederholte seinen Namen.
    Jetzt fiel mir das Zucken in seinen Augen auf. Er hatte mich sehr wohl verstanden, nur war er nicht imstande zu reagieren.
    »Du bist allein!«
    Wieder schwieg er.
    »Es gibt keinen Luzifer mehr, der dir helfen würde. Er hat dich im Stich gelassen. Das Gebäude deiner Lügen

Weitere Kostenlose Bücher