1366 - Das neue Atlantis
die zugleich in meinen Körper hineinfloss und mir ein gutes Gefühl gab.
»Viel Glück, John Sinclair…«
Waren es Stimmen? War es nur ein Raunen? Jedenfalls machte mich die Nachricht froh, und meine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. Ich wollte etwas erwidern, was mir nicht mehr möglich war, denn die gesamte Welt um mich herum veränderte sich.
Andere Kräfte waren am Werk. Belials Lügengebilde stürzte zusammen und riss mich mit.
Wohin?
Das konnte ich nicht sagen, aber die letzten Worte der Erzengel waren für mich so etwas wie ein Surfbrett der Hoffnung gewesen, das mich zu anderen Ufern trieb…
***
Drei Frauen und ein Junge schienen sich zu einer Party zusammengefunden zu haben, so jedenfalls sah die neue Szene aus.
Zwei Pizzen standen auf dem Tisch, die Purdy Prentiss aufgetaut hatte. Beide Kreise waren in Dreiecke geschnitten worden, von denen sich die Anwesenden abwechselnd bedienten.
Purdy freute es besonders, dass Bruce Everett mit guten Appetit aß. Dazu trank er Cola, verhielt sich normal und schien das, was er erlebt hatte, völlig vergessen zu haben. Zwei Dreiecke hatte er bereits in sich hineingemampft und schielte bereits auf ein drittes Stück, wobei er sich nicht traute, hinzufassen.
Die Staatsanwältin, die neben ihm saß, stieß ihn leicht an. »Nun nimm schon, Bruce. Du brauchst dich nicht zu genieren.«
»Wenn ich noch darf?«
»Klar.«
Seine Augen leuchteten auf, als Purdy zusätzlich sein Glas wieder füllte.
Auch Jane war beruhigter, obwohl ihr das Lächeln schwer fiel, denn sie dachte an ihre beiden Freunde John und Suko. Sie hielten sich irgendwo in einer Dimension auf, die aus einer Lüge geboren und trotzdem existent war.
So etwas war unbegreiflich. Manche Tatsachen gingen eben über den menschlichen Verstand hinaus.
Aber ihr Leben war eben mit vielen unbegreiflichen Dingen gewürzt. Da brauchte sie nur ihren Kopf nach links zu drehen, denn dort saß eine Frau, die nur äußerlich wie ein Mensch wirkte, tatsächlich aber zu den Blutsaugern gehörte.
Justine Cavallo hatte den Sessel ein Stück vom Tisch weggeschoben, als wollte sie mit den übrigen Personen nichts zu tun haben. Natürlich hatte sie nichts gegessen, denn Pizza war für eine Vampirin nicht eben die richtig Nahrung.
Während sich die anderen drei ihren gut gewordenen Gefühlen hingaben, schaute die Cavallo stets aus kalten Augen in die Runde.
Sie hielt die Lippen geschlossen, sodass der Mund wie ein Strich wirkte. Etwas, das man von ihr nicht kannte.
Plötzlich stand sie auf. Ohne etwas zu sagen, näherte sie sich dem Balkon und zog die Schiebetür auf, die inzwischen wegen der Kühle geschlossen worden war.
Jane, die das letzte Stück Pizza aß, schüttelte verwunderte den Kopf. Die Frage stellte allerdings Purdy Prentiss.
»Kannst du mir sagen, was sie vorhat?«
»Bestimmt nicht.«
»Oder wartet sie auf die Killerengel?«
Jane gab die Antwort, während sie lachte. »Da kann sie lange warten, glaub mir.«
»Denkst du, dass es vorbei ist?«
Jane krauste die Stirn. »Das weiß ich nicht. Ich kann es eigentlich nicht glauben. Und für mich ist es nicht vorbei, solange ich nicht weiß, was mit John und Suko geschehen ist.«
»Was traust du ihnen denn zu?«
»Wem?«
»Ihren Gegnern, Jane. Du kennst sie besser als ich.«
»Ihnen persönlich nicht so viel. Ich denke eher an Belial, den wir nicht unterschätzen dürfen. Er ist so verdammt mächtig. Er bringt es fertig und baut Lügenwelten auf, in denen sie für alle Zeiten verloren sind. Das genau ist meine Befürchtung.«
Purdy Prentiss schluckte ihre Antwort herunter, denn sie schaute der Cavallo entgegen, die wieder in das Zimmer zurückkehrte.
»Nichts«, erklärte sie, als sie ihren Sessel erreicht hatte und sich niederließ. »Ich habe nichts gesehen und ebenfalls nichts gespürt. Es scheint vorbei zu sein.«
»Wovon du aber nicht überzeugt bist«, sagte Jane.
»So ist es.«
»Warum bist du das nicht?«
Justine deutete auf den Jungen. »Ich denke, wir sollten ihn fragen. Wenn jemand etwas spürt und die richtigen Schlüsse daraus ziehen kann, dann ist er es.«
Das sah die Detektivin zwar ein, trotzdem sprach sie dagegen.
»Nein, wir werden ihn in Ruhe lassen. Er ist erst zwölf Jahre alt und hat genug durchgemacht. Was jetzt passiert, ist allein unsere Sache. Ich will ihn aus dem Spiel lassen.«
Zuerst schaute Justine spöttisch. Dann konnte sie das Lachen nicht mehr zurückhalten und schlug mit der flachen Hand gegen ihren
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