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1366 - Das neue Atlantis

1366 - Das neue Atlantis

Titel: 1366 - Das neue Atlantis
Autoren: Jason Dark
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Belial in die Mitte genommen.
    Dort stand er jetzt wie auf dem Präsentierteller. Der schwache Schein des Lichts umhüllte ihn. Nichts war mehr von der eisigen Bläue eines Luzifers zu sehen. Er wusste, wann für seine Diener die Dinge gelaufen waren.
    Belial merkte, was auf ihn zukam. Er schüttelte sich. Er riss sein Maul auf.
    Dann brüllte er los!
    Es war ein Schrei, der sich kaum beschreiben ließ. In ihm steckte alles, was der Engel der Lügen empfand. Eines jedoch hatte Vorrang. Es war die Angst vor der Vernichtung. Vor dem endgültigen Untergang.
    Ich stand einfach nur da und hielt das Kreuz. Seine Wärme griff auf mich über. Sie sorgte für ein gutes Gefühl in mir. Die tödliche Angst vor dem absolut Bösen war vergangen. Wieder fühlte ich mich wie ein Mensch, der auf Wolken schwebte.
    Schweben war auch ein Vergleich, der zu Belial passte. Meine Augen weiteten sich, als ich sah, was mit ihm passierte. Wie von den Strahlen des Lichts getragen, glitt er in die Höhe…
    ***
    Es war bestimmt keine Himmelfahrt. Belial, der Lügenengel, trat an zur Höllenfahrt oder auch zur letzten Reise in seiner verfluchten Existenz.
    Die Kraft des Lichts schob ihn in die Höhe. Für einen Moment sah sein magerer Körper aus, als wäre er in die Länge gezogen worden.
    Es mochte auch an seinen beiden Flügeln liegen, die er jetzt hektisch bewegte. Er wollte den anderen Kräften aus eigener Kraft entkommen, aber das Kommando über diese Welt hatte er verloren. Das war an andere übergegangen, die ihn von mir wegtrieben.
    Er schrie!
    Er schüttelte sich!
    Er bewegte heftig seine Flügel, und das ohne Erfolg. Es gelang ihm die Flucht nicht, die er sich so wünschte, denn hier agierten ganz andere Kräfte.
    Sein hagerer Kopf flog von einer Seite zur anderen. Er streckte die Arme wie bittend vor und zog sie wieder zurück, weil er keinen Erfolg damit hatte.
    Die Kräfte der vier Erzengel zogen ihn aus seiner Welt hinaus und schafften ihn in eine andere hinein, die für ihn so etwas wie die Verdammnis sein musste.
    Seine Schreie blieben. Sie wurden schwächer, aber er hob noch mal seine Stimme an.
    Und wieder verließ nur eine Lüge sein Maul, weil er einfach nicht anders konnte.
    »Ich liebe euch doch! Ich gehöre zu euch! Ich bin ein Engel wie ihr! Ich war mal an eurer Seite und…«
    Erhört wurde er nicht. Seine Lügenwelt war endlich zusammengebrochen, und ich stand unter ihm, den Kopf in den Nacken gelegt und schaute zu, wie er sich immer mehr der Kuppel des ›Doms‹ näherte, denn dort irgendwo lag sein Ziel.
    Was passierte noch mit ihm?
    Nichts. Nichts, was ich gesehen hätte. Seine Gestalt wurde immer kleiner, das verzweifelte Schreien war in ein Jaulen übergegangen, auch die Positionen der Lichtstrahlen veränderten sich. Es gab den Kontakt mit dem Kreuz nicht mehr. Ich sah nur die vier schwach leuchtenden Erscheinungen über mir. Sie hatten Belial in die Mitte genommen.
    Man tat ihm keine körperliche Gewalt an. Er hielt sich nur im Zentrum der vier Strahlen auf, und sein Mund stand noch immer weit offen. In der Kehle wurden die letzten Laute geboren, die nur ein schwaches Röcheln waren.
    Dann passierte es.
    Durch alle vier Strahlen glitt eine schimmernde Welle. Von den Erzengeln ausgehend erreichte sie die graue Gestalt des Lügenengels und drang in sie hinein.
    Hell wurde er, sehr hell!
    Ich konnte alles genau sehen. Er sah plötzlich aus wie ein echter Engel, der zu den anderen vier zu gehören schien. Das mochte vor Urzeiten auch so gewesen sein, dann aber hatte er die Seite gewechselt und war zu dem geworden, was ich von ihm kannte.
    Und jetzt?
    Das Licht war zu stark. Die Dunkelheit konnte es nicht mehr schaffen, und Belial zerfloss vor meinen Augen zu einer schimmernden Wolke, die sich im Nichts auflöste.
    Ich hatte in den vergangenen Sekunden das Atmen vergessen. Obwohl ich selbst nicht an dieser Aktion beteiligt gewesen war, hatte sie doch eine Spannung erzeugt, die meine Nerven fast zum Zerreissen brachte.
    Es gab Belial nicht mehr.
    Es würde ihn nie mehr geben!
    Eine alte Rechung war beglichen worden, und ich sah über mir noch die vier hellen Gestalten.
    Noch immer wusste ich nicht, in welch einer Welt ich mich genau aufhielt. War es nun die Ebene der Lügen? Wenn ja, würde sie zusammenbrechen, weil es Belial nicht mehr gab.
    Das Licht schimmerte an vier Stellen hoch über mir. Fast wie vier Sterne, die mir einem Gruß schickten, der mehr meinem Kreuz galt, denn ich merkte die Erwärmung des Metalls,
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