1366 - Das neue Atlantis
wahrnahm.
Hatte die Reise mal ein Ende?
Ich wartete darauf, doch zunächst ging sie weiter. Und dann – erst dachte ich an einen Irrtum – vernahm ich die ungewöhnlichen Geräusche.
Man konnte es als ein Rauschen ansehen, das in meine Ohren hineindrang. So etwas kannte ich. Man hört es, wenn man eine Muschel leicht schüttelt und sie dann gegen das Ohr hält.
Warum dieses Rauschen?
Es blieb nicht, veränderte sich und wurde dabei irgendwie geteilt.
Stimmen klangen in meine Ohren hinein, wobei ich nicht mal wusste, ob ich noch Ohren besaß.
Sie wisperten mir etwas zu. Ich sollte eine Botschaft aufnehmen, doch es waren ungewöhnliche Stimmen, die es womöglich nicht schafften, ihre Gedanken in Worte zu fassen. Oder sie taten es doch, und ich war lediglich unfähig, sie auseinander zu halten. Noch schlugen sie über mir zusammen oder jagten von verschiedenen Seiten in meinen Kopf, um sich dort auszutoben.
So genau wusste ich es nicht. Ich wollte es auch nicht wissen, denn ich konnte keine klare Botschaft herausfiltern. Aber ich nahm die Stimmen nicht als unangenehm wahr. Nicht hasserfüllt, eher beruhigend, wie von Personen gesprochen, die es gut mit mir meinten und mich beschützen wollten.
Ich lächelte.
Zumindest wünschte ich mir das. Ich wollte lächeln, ich freute mich irgendwie, auch wenn es für mich keinen ersichtlichen Grund dafür gab. Es sei denn, der Grund, dass ich lebte.
Und dann waren die Stimmen plötzlich verschwunden. Wie weggeblasen, doch ihren eigentlichen Auftrag hatten sie noch nicht erfüllt, denn etwas kehrte zurück.
Eine Stimme!
War sie echt? War sie künstlich? War sie durch irgendein musikalisches Instrument erzeugt worden?
Alles konnte zutreffen, aber es war für mich nicht mehr wichtig, denn ich musste mich voll und ganz auf die Stimme konzentrieren, die eine Botschaft für mich hatte.
Trotz der akustischen Veränderung verstand ich, was mir ein Unbekannter mitteilen wollte.
»Du musst deiner Aufgabe nachkommen. Du bist der Sohn des Lichts. Du bist derjenige, der sich dem Bösen entgegenstemmt. Du wirst ohne Furcht zu haben deinen Weg weitergehen müssen und oft genug noch an der Schwelle des Todes wandern. Aber du wirst nicht aufgeben, denn auch Leid und Tränen dürfen dich nicht von deiner Aufgabe abbringen. Es wird auch weiterhin Niederlagen geben, die du wegzustecken hast, aber letztendlich musst du versuchen, der Sieger zu sein. Du hast eine Zukunft, John Sinclair, aber sie wird anders aussehen, als du sie dir vorstellst. Du wirst noch viel erleben und durchleiden müssen, und deine Gegner werden auch anders an dich herangehen. Sie wissen, mit wem sie es zu tun haben, und du weißt es auch. Manchmal wirst du all das selbst nicht begreifen können, und dann lass dich einfach fallen und vertraue auf dein Schicksal…«
Ich war geschockt. Die Stimme war sehr deutlich zu hören, so klar, als hätte sich der Sprecher direkt neben meinen Ohren aufgehalten.
Das konnte sein, aber der Sprecher konnte auch weiter entfernt sein. Nur – wer war er?
Eine deutliche Stimme. Nicht zu vergleichen mit dem Singsang, den ich zuvor erlebt hatte.
Zu wem gehörte sie?
Da ich nicht mehr von ihr abgelenkt wurde, hatte ich Zeit, darüber nachzudenken. Ob Mann oder Frau, da hatte ich nichts unterscheiden können. Sie war einfach neutral gewesen, und neutrale Wesen gab es, das wusste ich.
Die Stimme – Himmel, die Stimme!
Ich konnte sie einfach nicht vergessen. Ich wollte es auch nicht, denn ich wollte wissen, zu wem sie gehört. Zu Beginn war sie mir sehr unbekannt vorgekommen. Nun dachte ich anders darüber, denn jetzt glaubte ich, Bescheid zu wissen.
Diese Stimme hatte nicht zum ersten Mal Kontakt mit mir aufgenommen, aber es lag lange zurück, dass ich sie gehört hatte, und so musste ich erst in der Erinnerung graben.
Ja, er war es.
Der Seher!
Eine Gestalt, die über vielem schwebte. Die neutral war, die sich aus drei Seelen zusammensetzte.
Aus dem Geist des König Salomo, aus Nostradamus – und aus mir. Wobei ich nicht glauben konnte, dass ich bereits ein Teil des Sehers war, denn ich lebte noch. Mein Geist hatte sich nicht vom Körper gelöst, diesen konkreten Fall mal ausgenommen.
Der Seher war ein Wesen, das zwischen den Fronten stand. Neutral. Wie ein göttlicher Schiedsrichter, ein Wissender, der mich schon einige Male vor dem Ende bewahrt hatte.
Da brauchte ich nur an die Hüter der Bundeslade zu denken und an viele andere Fälle. Er hatte mich durch seine
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