1368 - Glendas Feuertaufe
ihnen mitteilte, wie sie sich zu bewegen hatten.
Natürlich jagten die Gedanken durch unseren Kopf, aber sie fanden zu keinem Ergebnis. Wir konnten nicht aus den Haus rennen und Glenda suchen, weil wir nicht mal einen Anhaltspunkt hatten.
Sie konnte sich wer weiß wohin »gebeamt« haben.
»Warum ist sie überhaupt verschwunden?«, rief ich und schlug mit der Faust gegen meine linke Handfläche. »Warum hat sie sich nicht dagegen gewehrt, verflucht?«
»Weil sie es nicht anders konnte«, sagte Suko. »Es gab für sie keine Chance, Glenda kann die neuen Kräfte einfach nicht lenken. Damit müssen wir uns abfinden.«
»Dann ist sie ihnen ausgeliefert?«
»Du hast es auf den Punkt gebracht, John.«
Das ging uns natürlich quer, denn wir dachten beide an die Hintermänner, die alles andere als Waisenknaben waren. Das galt zumindest für Saladin, und der war nicht gerade ein Mensch, der mit Verlierern zusammenarbeitete. Wer an seiner Seite stand, der gehörte nicht zu den Normalos.
Suko, der sich wieder an den Tisch gesetzt hatte, breitete die Arme aus. »Du kannst reden, was du willst, John, aber wir können nichts tun und müssen darauf warten, dass es Glenda aus eigener Kraft schafft, wieder zu uns zurückzukehren.«
»Glaubst du daran?«
»Warum denn nicht? Sie hat es doch schon einmal bewiesen. Ging ins Bad und stand plötzlich vor der Tür.«
»Ja, ich weiß. Und dabei wollte sie nur mit den Toten sprechen«, fügte ich noch hinzu.
»Was soll das denn wieder?«
»Sie ist ins falsche Gewässer geraten, Suko. Die telekinetische Kraft, die ihr jetzt gegeben wurde, die war gar nicht vorgesehen. So jedenfalls sehe ich die Dinge. Sie sollte gar nicht so reagieren, sondern etwas völlig anderes tun. Und jetzt könnte es sein, dass man sie dazu bringt, mit den Toten zu reden.«
Suko hatte sehr schnell begriffen. »Es bedeutet, dass sie sich in den Händen einer anderen Person befindet.«
Ich hob einen Arm. »Befinden kann, mein Lieber.«
»Oder auch das. Aber du tendierst dazu hin, und ich spreche den Namen aus: Saladin.«
»Ja, das ist leider so.«
Suko krauste die Stirn. Immer wenn er das tat, dachte er nach.
»Nehmen wir mal an, alles stimmt, was wir uns zusammengereimt haben, da gibt es trotzdem noch eine Hoffnung. Gerade weil Glenda anders ist als noch vor wenigen Stunden. Was sollte sie denn daran hindern, von Saladin ebenso zu verschwinden wie von uns?«
»Du hast es soeben ausgesprochen. Saladin. Ich bezweifle, dass er es zulassen wird.«
Suko wiegte den Kopf. »Erinnere dich daran, dass sich Glenda in einem anderen Zustand befindet. Ich könnte mir vorstellen, dass sie ihm einen geistigen Widerstand entgegensetzt.«
»Hoffentlich.«
Shao kam mit dem Tee. Er wurde aus hauchdünnen Tassen getrunken. Sie sah unseren Gesichtern an, dass wir keinen Erfolg bei unseren Gedankenspielen erreicht hatten.
Sie wollte uns aufmuntern und sagte: »Denkt immer daran, Freunde, dass Glenda nicht mehr so ist wie früher. Der Fluch kann auch zum Segen werden, glaubt mir.«
Ich war skeptisch. »Auch bei Saladin?«
»Ja, auch bei ihm…«
***
»Gib mir deinen Arm, Glenda.«
Sie tat es, weil sie einfach gehorchen musste. Und so hängte sei sich bei dem Hypnotiseur ein.
»Ja, das ist gut. Wie ein Paar, das zusammengehört. Ich denke, dass wir es in der Zukunft auch so halten, denn wir haben noch viel mit dir vor. Das kann ich jetzt schon sagen.«
»Was ist es denn?«
»Lass dich einfach überraschen. In unserem Van wartet jemand, den du kennst. Phil Newton. Er ist schon sehr gespannt darauf, sich mit dir beschäftigen zu können. Er hat zwar sein eigentliches Ziel knapp verfehlt und ein anderes erreicht, aber er möchte wieder auf das erste Ziel zurückkommen.«
Sie lachte nur, obwohl es nichts zu lachen gab. Auch dachte sie nicht darüber nach, wie sie sich fühlte. Glenda nahm alles hin. Und dass sie am Arm dieses Mannes ging, war für sie das Normalste der Welt. Sie schlenderten dahin und drückten sich durch eine Lücke zwischen den Büschen, um genau dort herauszukommen, wo der Van parkte. Über ihm und auch über den anderen Fahrzeugen lag inzwischen die dichte Decke der Dunkelheit. Da kein Dunst oder Nebel herrschte, grenzten sich auch am Beginn der Nacht die Umrisse der Fahrzeuge scharf ab.
Beide waren bereits gesehen worden, und Phil Newton hatte nichts mehr in seinem Wagen gehalten. Er war ausgestiegen und stand jetzt neben der Beifahrerseite.
»Du hast sie ja tatsächlich gefunden!«, sagte er
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