1368 - Glendas Feuertaufe
als sie die Augen öffnete, genau sah, wo sie gelandet war.
Im Freien vor den beiden Hochhäusern. Parkende Autos umgaben sie, zusammen mit grünen Büschen, die sorgfältig gestutzt waren und die Umrisse der Parkräume begrenzten.
In den folgenden Sekunden bewegte sie sich nicht vom Fleck. Das leichte Schwindelgefühl wurde sie sehr schnell los, aber warum war sie gerade hier gelandet?
Sie selbst hatte sich den Befehl dazu nicht gegeben. Nicht wissentlich.
Und doch glaubte sie nicht daran, dass sie der reine Zufall an diesen Ort gebracht hatte. Da gab es wohl eine andere Kraft, die dafür gesorgt hatte.
Es konnte sich um ihr Unterbewusstsein handeln, das sie an diesen Ort gelenkt hatte.
Das schnelle Umschauen hatte nicht ausgereicht, um Gründe zu finden. Glenda ließ einige Sekunden verstreichen, bevor sie sich wieder bewegte. Sie hatte keine Lust, auf dem Präsentierteller zu stehen. Das musste sich einfach ändern.
So drehte sie sich um und ging zur Seite. Durch eine Lücke in den Büschen erreichte sie ein anderes Parkfeld, auf dem sie stehen blieb und abwartete.
Glenda wohnte zwar nicht hier, aber sie kannte sich trotzdem aus.
Was sie sah, gehörte zur Normalität. Der Tag neigte sich dem Ende entgegen. Über den Himmel kroch bereits das Gespenst der Dämmerung hinweg. In den Wohnungen hinter den Fenstern brannten zumeist die Lampen und drückten ihre Helligkeit gegen die Scheiben.
Viele Bewohner waren bereits von der Arbeit zurückgekehrt. Wer keinen Parkplatz in der Tiefgarage gemietet hatte, stellte seinen Wagen hier ab. Zwei recht große Parkplätze standen zur Verfügung, von denen einer bis auf den letzten Platz belegt war.
Zumindest glaubte Glenda das.
Sie hatte den zweiten Parkplatz erreicht und ging über die freie Fläche zwischen den sich gegenüberstehenden Wagen. Sie wusste noch immer nicht, was das alles zu bedeuten hatte. Die andere Macht hatte sie hierher geschafft, und sie wollte einfach nicht daran glauben, dass dies grundlos geschehen war. Es musste einfach mehr dahinter stecken.
Sie drehte eine zweite Runde, wurde dann vom Licht zweier Scheinwerfer kurz erfasst, als ein Fahrer sein Auto auf den Parkplatz lenkte und es in eine Parklücke fuhr.
Glenda war zurückgewichen, hatte sich eine Deckung gesucht und stand außerhalb der Sichtweite. Der Mann stieg aus, schnappte sich noch seinen Mantel von Rücksitz, nahm auch die Aktentasche mit und schloss den Wagen ab. Sein Ziel war eines der beiden Hochhäuser.
Ein zweiter Wagen folgte nicht mehr, und so befand sich Glenda wieder allein auf dem Parkplatz.
Warum stehe ich hier? Was hat mich hergetrieben?
Sie stellte sich die Fragen wie ein normaler Mensch, und wenn sie ehrlich war, kam sie sich auch nicht unnormal vor. Sie konnte sich drehen, zum Haus gehen und wieder hoch zu Sukos Wohnung fahren. Dann war alles im Lot.
Der Parkplatz lag auch in der Nacht nicht im Dunkeln. Einige Laternen sorgten für eine gewisse Helligkeit. Sie leuchteten jetzt automatisch auf und verstreuten ihr Licht in der Dämmerung.
In Glendas Nähe stand keine Laterne, aber ihr diagonal gegenüber. Und dort nahm sie auch eine Bewegung wahr. Diesmal fuhr kein Wagen auf den Platz. Es war ein Mensch, der dort einen Schritt vor den anderen setzte und dabei recht langsam ging, als wäre er dabei, seinen Wagen zu suchen, den er an einem Ort abgestellt hatte, der nicht unbedingt leicht zu finden war.
Das Licht erreichte ihn – und was sie sah, ließ Glenda Perkins erschauern. Denn sie hatte den Mann nicht nur besser gesehen, sie hatte ihn auch erkannt.
Es war Saladin, der Hypnotiseur. Der Mann, der zusammen mit dem Wissenschaftler Newton in ihrer Wohnung gewesen war. Dass er sich hier aufhielt, war bestimmt kein Zufall. Daran glaubte sie einfach nicht. Das hatte andere Gründe.
Oder nur einen Grund – nämlich sie.
Er schaute ebenfalls über die Parkfläche hinweg in Glendas Richtung. Es gab in ihrer direkten Nähe keine Hecke, hinter der sie sich verstecken konnte. Also blieb sie stehen und wartete darauf, was weiterhin passierte.
Saladin kam näher. Inzwischen hatte ihn die graue Dämmerung mehr zu einem Schatten werden lassen, der sich bemühte, nicht zu laut aufzutreten.
Wusste er Bescheid? Woher…?
Glenda fand keine Antwort, konnte sich jedoch vorstellen, durch das verdammte Serum auf irgendeine Art und Weise an ihn gebunden zu sein. Sollte das tatsächlich zutreffen, war das höchst fatal, denn sie kannte Saladin genau. Er war ein Irrer, ein
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