1368 - Glendas Feuertaufe
gab sich einen leichten Ruck. Der Arm und die Hand machten die Bewegung mit, und plötzlich lag ihre Hand fast ganz auf der Waffe. Nichts anderes hatte sie gewollt.
Sie zog sie zu sich heran.
Auch das ging gut. Nur einmal verhakte sie sich in einer Bodenflechte, doch Glenda bekam sie wieder frei. Sekunden später hielt sie das Schießeisen in der rechten Hand, und genau das hatte sie gewollt. Allerdings brauchte sie Sekunden, um sich wieder zu fangen.
Sie durfte auf keinen Fall die Kontrolle über sich verlieren und musste wie eine Filmheldin sein.
Noch ein Blick zu den Gräbern.
Der Mann bewegte sich nicht. Mehr als die Hälfte seines Körpers war bereits mit Erde bedeckt, und die nächste Ladung zielte auf sein Gesicht, das sie leider nicht verfehlte.
Das Gesicht der Frau lag frei, die schwere Erde landete nur auf ihrem Körper. Sie war allerdings zu schwach, um sie wieder mit eigenen Händen von sich wegschaufeln zu können. So erlebte sie jeden Treffer wieder von Neuem.
Und das Kind?
Es tat nichts. Es bewegte sich nicht in seinen Fesseln. Glenda sah ein blasses Gesicht mit weit aufgerissenen Augen, in denen so etwas wie der Ausdruck des Unbegreifens stand, Es wurde Zeit!
Das letzte Durchatmen vor der großen Konzentration. Kein Schließen der Augen mehr. Ein kurzes Stoßgebet zum Himmel, und dann der Schrei.
»Aufhören, verdammt!«
Noch während sie das schrie, brach Glenda durch den Busch!
***
Den Vermummten musste es vorkommen, als hätte eine Bombe zwischen ihnen eingeschlagen. Glenda hatte selten in ihrem Leben derartig überraschte Menschen erlebt.
Aber sie sah auch, dass die Überraschung nicht lange anhielt, denn beide bewegten sich. Der Typ an ihrer Seite ließ sich fallen. Er hatte nach seiner Waffe greifen wollen, aber die war nicht mehr da, die hielt Glenda mit beiden Händen fest und schwenkte sie halb nach links, um den Typ zu treffen, der nach seiner Waffe griff. Er brauchte sie nur aus dem Hosenbund zu zerren.
Er war schnell. Er war eiskalt. Es interessierte ihn auch nicht, ob jemand ebenfalls eine Waffe auf ihn richtete. Er wollte einfach nur kämpfen und dies bis zum Ende durchziehen.
Eine zweite Warnung sprach Glenda nicht mehr aus. Sie wusste auch, dass es keinen Sinn hatte.
Zielen, abdrücken, treffen!
So war es auch. Die Schnellfeuerpistole spie drei Geschosse aus, die in den Körper des Mannes einschlugen und ihn regelrecht zum Tanzen brachten, bevor er nach hinten kippte und in trockenes Buschwerk krachte.
Es gab noch den zweiten, und der brauchte keine Waffe, um sich zu wehren. Er lag nahe genug an Glenda Perkins und rammte ihr noch halb am Boden liegend seine Armlänge in die Kniekehlen.
Es reichte aus, um Glenda Perkins fallen zu sehen. Zunächst hatte sie das Gefühl, nach vorn zu kippen, dann jedoch geriet ihr Körper in die Rückenlage, und aus einem Reflex heraus ruderte sie mit den Armen, aber in der Luft gab es nirgendwo einen Halt.
Glenda fiel zurück. Während sie sich noch in der Luft befand, schoss ihr der Gedanke durch den Kopf, dass es jetzt hart werden würde. Dann schlug sie auf.
Der weiche Boden bewahrte sie vor Schlimmerem. Dennoch verlor sie für einen Moment die Orientierung. Sie musste sich wieder sammeln, schnellte in eine sitzende Haltung und sah vor sich einen großen und schrägen Schatten. Schräg nur deshalb, weil der Vermummte die Schaufel so hielt, um sie Glenda gegen den Kopf zu schlagen.
Sie riss die Arme hoch.
Der Mann hatte noch nicht so hart ausgeholt. Es war eher ein kurzer Schlag gewesen, der Glenda trotzdem zur Seite schleuderte, aber sie behielt die Waffe in den Händen.
Sie rollte sich herum. Was sie jetzt tat, das geschah reflexartig. Und es war gut so, dass sie sich so schnell wie möglich einige Male drehte, dabei nicht auf das Grab achtete und auch über dessen Rand rollte.
Sie fiel ein kleines Stück nach unten, hörte den wütenden Schrei und sah, dass der scharfe Rand der Schaufel nicht sie erwischte, sondern in die Grabkante an der Seite hineinhieb.
Der Killer brüllte vor Wut!
Er riss die Schaufel wieder hoch, kam auch näher, um einen erneuten Schlag anzusetzen. Glenda hatte sich hingekniet. Unter sich spürte sie das Gewicht der Frau.
»Lass es sein!«
Auch die letzte Warnung fruchtete nicht. Der Vermummte wollte ihren Tod.
Wie von selbst drückten ihre Finger ab. Diesmal löste sich nur ein Schuss. Der Körper war praktisch nicht zu verfehlen. Das Geschoss schlug nahe der Gürtellinie ein. Die Wucht trieb
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