1368 - Glendas Feuertaufe
den Normalzustand versetzen. Bei mir dauert es nicht lange.«
»Ja.«
Begeistert hatte die kurze Antwort nicht eben geklungen. Was sollte Saladin tun? In diesem Fall spielte er nur die zweite Geige, was er eigentlich nicht gewohnt war.
Er schnickte mit den Finger und sagte zugleich das erlösende Wort. »Wunderwelt!«
Glenda hatte es gehört. Augenblicklich änderte sich ihr Zustand.
Die Starre verschwand, in die Augen trat ein anderer Ausdruck und sie konnte sich wieder der Normalität hingeben.
Es dauerte nicht mal fünf Sekunden, bis sie ihre Lage erkannte.
Die Augen weiteten sich, als sie das aalglatte Gesieht des Saladin und dessen widerlich verzogenen Mund sah. Einer, der so reagierte, kannte nur ein Ziel – den Sieg.
»Saladin…«
Es war ihr nicht möglich gewesen, den Namen für sich zu behalten. Sie musste ihn einfach loswerden, doch erleichtert fühlte sie sich keineswegs.
»Du erinnerst dich, Glenda?«
»Wie könnte ich dich vergessen?«
»Danke. Dann weißt du auch sicherlich, wer neben dir seinen Platz gefunden hat.«
Sie schielte nach rechts. Ja, auch den Weißhaarigen kannte sie. Der kümmerte sich nicht um sie, sondern war mit dem Inhalt seines Koffers beschäftigt.
Als Glenda die Spritze sah, schrillten Alarmglocken in ihrem Kopf.
Sie sah sich auf der Couch liegen. Gefesselt und damit wehrlos.
Dann hatte der Weißhaarige ebenfalls die Spritze vorbereitet, die ihr später in den Arm gerammt wurde.
Jetzt sollte sich der Vorgang in einer anderen Umgebung wiederholen. Abermals war sie das Opfer. Man würde ihr eine zweite Ladung verpassen, bestimmt stärker als die erste. Da waren die Folgen dann nicht abzusehen.
Glenda hatte Mühe, die Ruhe zu bewahren. Am liebsten hätte sie einen Fluchtversuch unternommen, doch da gab es Saladin in ihrer unmittelbaren Nähe, der sie nicht aus den Augen ließ.
»Ich bin fast fertig«, meldete sich Newton neben ihr.
»Das ist gut.«
So sehr Saladin sich darüber freute, umso stärker beschäftigte Glenda dieser Satz. Sie mochte seine Endgültigkeit nicht. Wenn erst das Serum durch ihre Adern floss, war es zu spät. Außerdem wusste sie noch immer nicht, welch ein Teufelszeug sich in der verdammten Ampulle befand. Wie es aussah, würde sie darüber wohl nie Aufklärung bekommen.
»Du hast mit den Toten sprechen sollen«, flüsterte ihr der Hypnotiseur zu. »Es ist nicht gelungen. Dir kann man den Fehler nicht anlasten. Es war einzig und allein Newtons Ding. Aber wir werden es revidieren, darauf kannst du dich verlassen. Du wirst deine Chance noch bekommen, das schwöre ich dir.«
»Ich will nicht mit Toten reden.«
»Das wirst du aber müssen. Sie warten auf dich. Sie sind wichtig für dich, begreifst du das?«
»Nein, ich…«
»Doch, sie sind wichtig. Alles andere kannst du vergessen. Die Kommunikation mit den Toten. Das ist deine Zukunft. Endlich hat die Menschheit einen Weg gefunden, und du bist der Wegweiser. So und nicht anders muss es sein.«
Glenda glaubte Saladin jedes Wort. Er gehörte nicht zu den Menschen, die blufften. Er war eiskalt. Er zog sein Ding durch, und er würde es immer wieder tun.
Wie komme ich hier raus?
In Glenda floss noch die alte Flüssigkeit. Sie dachte daran, dass sie es schon zweimal geschafft hatte, sich aufzulösen, um an einer anderen Stelle wieder zu erscheinen. Bei diesen beiden Vorgängen hatte sie selbst nicht mitgeholfen, das war einfach über sie gekommen, aber jetzt musste sie versuchen, es zu steuern.
Die Macht herholen, um zu verschwinden, bevor dieser fanatische Wissenschaftler die Spritze ansetzte.
Im Augenblick sah es nicht so aus, als würde sie es schaffen. Der Mann arbeitete weiterhin an seinen Vorbereitungen für den zweiten Schuss. Er hielt die Spritze schon hoch vor sein Gesicht, um die Flüssigkeit beobachten zu können.
Dabei breitete sich um seine Lippen herum ein Lächeln der Vorfreude aus.
Durch den Spalt zwischen den Lippen drangen leicht zischende Geräusche. Dabei schaffte er es sogar, eine Melodie zu summen, so groß war seine Vorfreude inzwischen.
Er senkte die Spritze. Gab dabei kurz Druck, sodass auch die letzte Luftblase verschwand.
Es war wie beim ersten Mal. Nur die Umgebung hatte sich verändert. Sie saßen in der Enge des Wagens, und für Glenda Perkins gab es keine Chance, aus dieser Falle zu entkommen.
Nicht mit normalen Mitteln…
Aber sie war nicht mehr normal. In ihr steckte mehr. In ihrem Blut brodelte die andere Kraft, auf die Glenda sich noch immer
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