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137 - Der trojanische Barbar

137 - Der trojanische Barbar

Titel: 137 - Der trojanische Barbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael M. Thurner
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langsamen, schlurfenden Gang.
    Eve Neuf-Deville.
    Die Frau, die ebenfalls den Daa’muren-Virus in sich trug.
    Oder getragen hatte; vielleicht gab es ja mittlerweile eine Heilmethode dagegen.
    Rulfan beobachtete sie gespannt. Was würde geschehen, wenn sie sich Robin Goodfellow näherte? Konnte er Rückschlüsse aus ihrem Verhalten ziehen?
    Leger plauderte sie mit Will Shag, Ritch Burbetsh, Dig Cowley und all den anderen. Goodfellow hielt Abstand zu ihr, beobachtete jede ihrer Bewegungen. War er nur schüchtern – oder versuchte er sie bereits zu übernehmen?
    Plötzlich versteifte Eve, taumelte, musste sich an einem der umstehenden Männer festhalten. Der Daa’mure hatte zugeschlagen, keine Frage!
    Rulfan sprang auf, packte Chira und lief, stets geduckt und in Deckung, den schmalen Trampelpfad hinab. Er würde jetzt alles klar machen und nicht weiter abwarten, um zu sehen, was der Außerirdische plante.
    Nachdem ich mit Eve gesprochen habe, rief er sich zur Besonnenheit. Vorher muss ich mir Sicherheit verschaffen…
    Rulfan näherte sich Salisbury von der Westseite, schlich nun im Schatten des doppelt mannshohen Palisadenzaunes entlang.
    Er trug eine gefütterte Lederhaube auf dem Kopf, die seine verräterisch roten Augen beschattete. Sein weißer Bart reichte ihm fast bis zur Brust, die ehemals helle Kleidung war schäbig und abgenutzt. Auf dem ersten Blick würde ihn sicher niemand erkennen.
    Hier war das Stadttor, keine zwanzig Schritt voraus. Die Wache bestand aus einem gelangweilten Barbaren – und einem schwer bewaffneten Bunkermenschen.
    Rulfan blieb stehen, drehte sein Gesicht zu den Palisaden, während kleine Grüppchen von Landarbeitern mit ihrem Arbeitsgerät geschultert an ihm vorbei marschierten und ihn neugierig beäugten. Fremde wurden hier stets misstrauisch betrachtet. Kein Wunder.
    Und da kam auch schon Eve Neuf-Deville aus dem Lager der Schausteller zurück. Hübsch wie immer, mit etwas längeren Haaren, als er in Erinnerung hatte, dem unvermeidlichen Glimmstängel in der Hand, das Gesicht blass wie der Tod.
    »Auf ein Wort, schönes Fräulein!«, rief er ihr mit heiserer Stimme zu.
    »Meinst du mich?« Sie sah zu ihm herüber. Irritiert und geistesabwesend. Dann weiteten sich ihre Augen. »Rul…!«, begann sie, unterbrach sich aber sofort wieder.
    Mit so einer schnellen Reaktion hatte Rulfan gar nicht gerechnet. Er zog sich so weit wie möglich in den Schatten der Palisadenwand zurück und winkte Eve zu sich.
    Der Bunkermensch am Tor sah interessiert herüber, während der Barbar nur im Halbschlaf vor sich hin grunzte.
    Endlich setzte sich Eve in Bewegung. Mit einem Gesichtsausdruck, in dem Freude und Unglauben miteinander stritten.
    Konnte sie so menschlich reagieren, wenn sie beeinflusst war? Rulfan versuchte in ihren hellblauen Augen zu lesen. Ein Kloß steckte in seinem Hals. Wo sollte er anfangen, was sollte er sagen?
    »Du läufst davon wie ein Dieb, und du kommst zurück wie ein Dieb«, brach sie das endlos scheinende Schweigen.
    Sie tat es schon wieder! Sie sezierte ihn mit Blicken, wollte sein Innerstes hervor kehren. Wie es ihrer Profession entsprach.
    »Ich hatte Gründe für meine Flucht!«, brachte Rulfan schließlich hervor. »Wenn irgendjemand mich verstehen kann, dann du.«
    »Ja. Ja, ich weiß, wie du dich gefühlt haben musst.« Sie sah ihn nur an, schnippte schließlich die halb gerauchte Zigarette mit zitternden Fingern zu Boden und trat sie aus. »Aber du bist zurückgekehrt. Das ist gut. Wirst du mich begleiten? Hinab in den Bunker?«
    »Belästigt dich der Kerl, Eve?«, fragte die Torwache und kam langsam näher, die Handwaffe lässig hin und her schlenkernd.
    »Es ist alles in Ordnung, Baldwyn«, sagte die Frau, ohne sich umzudrehen. »Das ist einer der… Schausteller.«
    Der Kerl schien nicht zu hören, kam immer näher.
    »Eve – ich wollte euch warnen«, sagte Rulfan hastig, während er sich langsam nach rückwärts in Bewegung setzte.
    »Einer der Schausteller könnte gefährlich sein. Ihr müsst euch in Acht nehmen.«
    Sie runzelte die Stirn, lachte dann.
    Nein! So impulsiv reagierte niemand, der beeinflusst war.
    Ihr Geist war frei.
    »Eve, ich sehe doch, dass da was nicht stimmt…« Baldwyn war heran. Er blickte Rulfan ins Gesicht, bemerkte augenblicklich die roten Augen. Erkannte ihn nach einem Augenblick des Zögerns – und lief zurück zum Tor, während er das Funkgerät aus seinem Gürtel riss. »Alarm!«, schrie er laut.
    Rulfan fluchte und zog die

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