137 - Die Rückkehr der Katzengöttin
jederzeit raus.«
Fuller lachte. »Dann haben Sie also doch einen Beruf: Sie sind Entfesselungskünstler.«
Der Sergeant wandte sich um und entfernte sich. Er begab sich in den Waschraum. Als die Tür hinter ihm zuklappte, trat Burt Wynn an die Gittertür.
Er schaute auf den Schlüssel, der auf Fullers Schreibtisch lag - unerreichbar, wie es schien.
Doch Wynn wußte sich zu helfen. Sein Gesicht erstarrte in totaler Konzentration. Schwarz und scharf Umrissen, wie ein Scherenschnitt, lag sein Schatten auf dem Boden.
Während sein Blick auf den Schlüssel gerichtet blieb, während er sich absolut nicht rührte, fing der Schatten an, sich zu bewegen, ein mysteriöses Eigenleben zu führen!
Der Schatten gehorchte Wynn, streckte sich, wurde lang, erreichte den Schreibtisch und holte den Schlüssel, mit dem er die Tür aufschloß. Wynn grinste breit.
Er drückte die Tür auf und war frei.
***
Sandra Caffey sagte, ich müsse unbedingt raus aus den nassen Sachen und hinein in trockene. Der Kajütkreuzer gehörte ihrem Freund Tom Gordon, wie sie mir erzählte, und sie war nicht allein an Bord, sondern mit Tom.
»Er ist heute abgestürzt«, sagte Sandra.
»Abgestürzt?« fragte ich.
»Zuviel gluck-gluck-gluck«, sagte das schöne Mädchen. »Er hat Zeiten, da kann er sich einfach nicht beherrschen. Jetzt befindet er sich gerade wieder in so einer Phase. Er schüttet einen Whisky nach dem anderen in sich hinein, und wenn er so voll ist, daß er nur noch lallt, wird er schrecklich liebesbedürftig. Ich mag Tom, sonst wäre ich nicht hier, aber ich mag ihn nüchtern. Wenn er betrunken ist, möchte ich nicht, daß er mich berührt, aber das sieht er nicht ein. Er wird immer gleich furchtbar böse, wenn ich ihm einen Korb gebe. Heute war er besonders in Rage. Es hätte nicht viel gefehlt, und er hätte mich verprügelt. Der Alkohol ist ein Dämon. Heroin, Marihuana, Kokain sind verboten. Aber was ist mit dem Alkohol?« Sie seufzte. »Zum Glück fiel Tom in seine Koje, als der Schlag danebenging, und dort schlief er augenblicklich ein… Ich hole was von seinen Sachen für Sie, damit Sie sich nicht erkälten. Muß ein sehr unangenehmes Gefühl sein in diesem triefnassen Smoking.«
»Da haben Sie recht«, erwiderte ich, »Augenblick. Ich bin gleich wieder hier.«
Sie begab sich unter Deck, kam mit Unterwäsche, einem Jogginganzug und einem großen Frotteetuch wieder.
Sie legte alles vor mich hin und drehte sich um, damit ich mich ausziehen konnte. Ich schrubbte mir die Themse mit dem Badetuch vom Körper und zog die trockenen Sachen an.
Eine Wohltat.
Während mir Sandra den Rücken zukehrte, erzählte sie mir, daß sie in Southend On Sea wohnte. Tom Gordon auch. Sie hatten ein paar Tage Urlaub genommen, um die Küste rauf und runter zu fahren, und sie hatten zwischendurch einen Abstecher auf die Themse gemacht.
Ich fragte, ob sie mich ein Stück den Fluß hinunterfahren könnte.
»Kein Problem«, antwortete das Mädchen. »Tom kriegt das in seinem Tran überhaupt nicht mit. Wenn ich es ihm morgen früh erzähle, wird er mir kein Wort glauben. Kann ich mich umdrehen?«
»Ja«, antwortete ich. Der nasse Smoking lag neben mir.
Sandra Caffey musterte mich wohlgefällig. »So sehen Sie schon besser aus.« Sie blickte auf meine nackten Füße. »Welche Schuhgröße haben Sie?«
Ich nannte sie, und Sandra brachte mir auch noch Tennissocken und Tom Gordons Sportschuhe.
»Sie sind sehr hilfsbereit«, sagte ich.
»Man weiß, was man seinem lieben Nächsten schuldig ist«, sagte Sandra, und ihre Stimme wurde alarmierend dunkel.
»Sie müssen mir Ihre Adresse geben, damit ich mich erkenntlich zeigen kann«, sagte ich.
»Die können Sie gern haben, Tony«, sagte das atemberaubende Mädchen sehr nahe. Ich hatte keine Gelegenheit, zurückzuweichen. »Wenn Sie möchten, dürfen Sie mir gleich jetzt Ihre Dankbarkeit erweisen.«
Ich lächelte verlegen. »Sie sollten an Tom denken.«
»Der schläft wie ein Murmeltier. Neben seiner Koje können Sie eine Kanone abfeuern, er hört es nicht. Werden Sie den Jogginganzug persönlich nach Southend On Sea bringen?«
»Ich habe wenig Zeit.«
»Sie scheinen schwer vergeben zu sein«, sagte Sandra schmunzelnd. »Haben Sie eine Freundin, Tony?«
»Ja«, antwortete ich. »Sie heißt Vicky Bonney.«
»Ist sie hübsch?«
»Doch, ja«, sagte ich.
»Hübscher als ich?«
»Man kann Sie mit ihr nicht vergleichen. Vicky ist ein ganz anderer Typ, sie ist blond und blauäugig.«
»Sie ist
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