1370 - Amoklauf der Wissenden
Schlimmste verhindern können, aber Dara-Ban würde für einige Zeit das Bett hüten müssen.
Da die anderen Voica sich um all diese Vorfälle nicht kümmerten, mußte Dao-Lin allein mit den Schwierigkeiten fertig werden. Dara-Ban hatte trotz mehrerer Knochenbrüche mehrfach versucht, technische Einrichtungen zu beschädigen, und auch die anderen Kranken zeigten sich sehr uneinsichtig.
Dao-Lin hatte den Robotern schweren Herzens den Befehl gegeben, die Kranken ruhigzustellen. Sie hatte die anderen Wissenden darüber informiert, aber niemand hatte es für nötig gehalten, ihr zu antworten oder in irgendeiner Weise Stellung zu beziehen.
Inzwischen trafen fast stündlich neue, beunruhigende Meldungen aus dem Reich der Kartanin ein.
Das Geschehen im N'jala-System erwies sich im nachhinein als Vorstufe einer viel größeren Katastrophe.
Inzwischen sprach kaum noch jemand von den angeblich so riskanten neuen Trainingsmethoden, und zweifellos hatten alle Bewohner N'jalins, die man angeklagt hatte, eine gute Chance, ungestraft davonzukommen, denn was bei ihnen geschehen war, das wiederholte sich auf vielen anderen Kartanin-Planeten.
Die Esper verloren ihre Fähigkeiten. Sie konnten die in den Tränen der N'jala gespeicherten Psi-Energien nicht mehr nutzen. Der Paratau löste sich auf, ohne die geringste Wirkung zu hinterlassen. Auf N'jalin, aber auch an verschiedenen anderen Orten hatte man manche Paratau-Lager leer vorgefunden. Die Esper, die diese Lager abschirmten und bewachten, hatten nichts bemerkt. Es hatte keine Psi-Stürme gegeben. Es waren aber andererseits gewiß auch keine Diebe in die Lager eingedrungen.
Der Paratau war ohne die üblichen Begleiterscheinungen deflagriert. Er hatte sich schlicht und einfach aufgelöst. „Es ist ein Krieg!" sagte Ossa-Tai T'uos, eine der Sprecherinnen der Hohen Frauen, und sie sagte es in einer Nachrichtensendung, die auf vielen kartanischen Planeten gesehen wurde. „Eine neue Waffe, die unsere Esper lähmt und ihnen ihre Fähigkeiten raubt. Noch wissen wir nicht, wer diese neue Waffe erfunden hat und nun gegen uns einsetzt, aber wir kennen unsere Feinde, und wir werden sie zur Rechenschaft ziehen!" Eine Waffe?
Von dieser Seite hatte Dao-Lin-H'ay die ganze Sache bisher noch nicht betrachtet, aber es war eine Erklärung, die logisch klang. Und wer die Feinde waren, die eine so heimtückische Waffe einsetzten, brauchte man den Kartanin nicht erst lange zu beweisen. Es hatte in der Vergangenheit schon genug Ärger mit den Maakar gegeben, den Giftatmern, und nur die Psi-Kräfte der Kartanin hatten die Kämpfe letztlich entschieden.
Wenn die Maakar jetzt etwas entdeckt hatten, womit man diese Psi-Kräfte einfach ausschalten konnte, dann würden alle unter dem Druck der Not geschlossenen Verträge nichts nützen. Dann stand ein neuer Krieg bevor, und diesmal würden die Maakar die Sieger sein.
Dao-Lin-H'ay - eigentlich Dao-Lin-Voica, aber an diesen Namen hatte sie sich noch immer nicht gewöhnt - gab dem Scotaming den Befehl, den Rundruf zu aktivieren. Sie bat die Wissenden, sich zu einer Beratung einzufinden.
Niemand kam.
Sie versuchte es mehrfach, aber die Wissenden schienen jedes Interesse an ihrer Aufgabe verloren zu haben. Keine von ihnen ließ sich blicken.
Schließlich verlor sie die Geduld. Sie klapperte die Kabinen der anderen Wissenden ab. Niemand öffnete ihr. Allmählich wurde ihr die Sache unheimlich. Im Scotaming war es so still, als hätten sich die wenigen Bewohner dieses riesigen Gebiets davongeschlichen.
Als wären sie alle gestorben!
Der Gedanke schoß ihr durchs Gehirn. Sie wehrte ihn ab, aber jetzt hatte sie wirklich Angst. „Nana-Bea-Voica!" schrie sie gegen die Tür, vor der sie gerade stand. „Öffne das Schott. Ich muß mit dir sprechen. Es ist dringend!" Nichts. „Wenn du nicht öffnest, werde ich Gewalt anwenden!"
Auch das zeitigte keine Wirkung.
Das Schott zu Meihao-Vils Kabine war gleich nebenan, und es war nicht verschlossen. Dabei erinnerte sich Dao-Lin ganz genau daran, daß sie es geschlossen und gesichert hatte. Sie trat ein und erblickte den kleinen Kasten. Der Deckel war geöffnet, und die Tränen N'jalas waren verschwunden.
Was ging hier vor?
Ein leichtes Glitzern neben einem herabgefallenen Kissen machte sie aufmerksam. Sie bückte sich. Ein Tropfen Paratau lag dort. Dao-Lin zögerte.
Dann nahm sie den Tropfen in die Hand, umschloß ihn mit ihren Fingern und schloß die Augen.
Sie spürte die Kraft, die ihr zuströmte. Sie
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