1370 - Das Vampir-Lager
nächste Lade vor. Suko bemerkte etwas von meiner Entspannung. Er ging zu mir, weil er zuschauen wollte, wie die Wiedergänger für uns auf dem Präsentierteller lagen.
Nur einen Schritt weit kam er, dann stoppte er mitten in der Bewegung. Aber auch ich war zusammengezuckt, denn ich hatte etwas gehört. Keine Geräusche im Inneren der Eiskammer, sondern welche, die draußen aufgeklungen waren.
Stimmen? Schreie?
So genau bekam ich es nicht mit, denn sie waren wieder verstummt. Aber wir wussten, dass auch Frauen geschrieen oder gerufen hatten, und das Organ eines Mannes war ebenfalls schwach zu vernehmen gewesen. Wir hatten nicht gehört, was der Mann gesagt hatte, aber wir hatten die Stimme erkannt.
»Das war Jenkins…«
Ich nickte nur und presste mein Ohr von innen her gegen die kalte Tür. Das Metall kam mir gar nicht so kalt vor, weil mein Ohr ebenfalls seine Wärme verloren hatte.
»Und?«, flüsterte Suko.
»Ich höre nichts mehr.«
»Lass mich mal.«
Wir wechselten unsere Positionen. Auch Suko drehte sich so, dass er etwas verstehen konnte, und ich schob mich in die Höhe und wandte mich wieder um.
Zwangsläufig traf mein Blick die beiden herausgezogenen Schubladen. Vier Vampire lagen darin. So hätte es sein müssen, aber es war nicht so, denn sie waren allesamt erwacht und versuchten über die Ränder hinweg nach draußen zu klettern…
***
Ray Jenkins sprang einen Schritt zurück. Er hatte den Befehl sehr deutlich in seinem Kopf vernommen. Er war nicht in der Lage, sich dagegen zu wehren und wollte es nicht, denn er dachte daran, dass er sich bewaffnet hatte.
Mit einem blitzschnellen Griff holte er das scharfe Sägemesser hervor. Er bewegte seine rechte Hand im Halbkreis und stand plötzlich vor den beiden Frauen.
Er bedrohte sie mit seiner Waffe. In seinem Inneren hatte sich einiges verändert. Er war zu einem Menschen geworden, der keine Hemmungen mehr kannte. Es würde ihm nichts ausmachen, die beiden Frauen zu töten. In seinem Kopf gab es nicht mehr das, was einen Menschen ausmacht. Er war jetzt derjenige, dem es einzig und allein auf seinen Vorteil ankam. Die beiden Einbrecherinnen mussten weg.
Plötzlich fing er an zu lachen. Es war mehr ein Kichern. Er fühlte sich als King. In seinen Augen war der Wille zu lesen, beide zur Hölle zu schicken.
Aber zunächst wollte er ihre Angst sehen und sich daran weiden.
Sie sollten jaulen, sie sollten ihn anflehen und bitten, und er würde sie gern auf den Knien sehen.
Den Gefallen taten sie ihm nicht. Er brauchte eine gewisse Weile, um zu bemerken, dass sie verdammt cool blieben und ihrem Schicksal gelassen entgegensahen.
Die Weißblonde lachte ihn sogar an, bevor sie ihn fragte, was das sollte.
»Weißt du das nicht? Siehst du das nicht? Ich habe mal klein angefangen, und ich habe es nicht verlernt, mit dem Fischmesser umzugehen. Es ist mir egal, ob ich nun Fisch auftrenne oder euch. Das Messer ist dafür perfekt.«
»Legen Sie es weg!«, sagte Jane mit ruhiger Stimme. »Sie haben keine Chance.«
Jenkins schrie fast auf, was wohl ein Lachen sein sollte. »Was hast du gesagt? Ich hätte keine Chance? Du irrst dich. Du irrst dich gewaltig, das kann ich dir schwören.« Er fuchtelte mit seiner Waffe herum, sodass sie einmal auf Justine und dann wieder auf Jane Collins zeigte.
Die Detektivin wollte ihre Waffe hervorholen. Zeit genug war, und wenn sie Jenkins anschoss, lag alles noch im grünen Bereich. Aber genau das wollte Justine Cavallo nicht.
»Nein, lass es!«
Sie stieß Jane zur Seite, die der Stoß auf dem falschen Bein erwischte. So hatte sie noch Glück, dass sie nicht zu Boden fiel und sich an einem der Tische festhalten konnte.
Justine hatte freie Bahn. Sie lachte auf, als sie auf Jenkins zusprang.
Der konnte nicht fassen, was geschah. Die Person sprang in ihr Verderben, und als er sie dicht vor sich sah, da stieß er zu. Es war ihm jetzt egal, wo er sie erwischte. Sie hatte vom Boden abgehoben, er sah ein Bein auf sich zukommen und stach zu.
Das Messer traf den Oberschenkel, bevor es ihn erwischte. Jenkins erhielt einen harten Tritt gegen Kinn und Hals. Sein Kopf schien sich selbstständig machen zu wollen, er verlor zwangsläufig das Gleichgewicht und geriet auf dem recht glatten Boden ins Rutschen, sodass er keinen Halt mehr fand und zu Boden stürzte.
In der nächsten Zeit war für ihn das normale Leben ausgeschaltet.
Er sah Sterne, die es nicht gab, aber er wurde nicht bewusstlos. In seinem Inneren steckte nach immer
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