1371 - Das Erbe der Toten
nickte. »Du willst also zu ihm?«
»Genau.«
»Ich kann dich nicht daran hindern und möchte dich nur bitten, vorsichtig zu sein. Auch wenn dieser Mensch mit meinem Vater befreundet war, ist das kein Kriterium für absolute Offenheit. Allerdings bist du durch deine Recherchen jetzt einen Schritt weiter als John und Suko. Vielleicht solltest du sie anrufen.«
Bill überlegte kurz. Dann sagte er. »Nein, mach du das. Ich möchte keine Zeit verlieren.«
»Moment mal.« Sheila war etwas durcheinander. »Warum? Weshalb die Hektik?«
»Ich möchte wirklich keine Zeit verlieren. Und ich kann mir vorstellen, dass die beiden versuchen werden, mich davon abzuhalten. Oder dass sie mitfahren sollen. Nichts gegen unsere Freunde, doch ich käme mir vor wie jemand, der einen Vertrauensbruch begangen hat. So möchte ich bei Sir Richard nicht vorstellig werden.«
»Das verstehe ich sogar.«
»Eben.« Bill erhob sich von seinem Stuhl. Er ging auf Sheila zu.
Der besorgte Ausdruck in ihren Augen war nicht verschwunden.
»Bitte«, sagte er und küsste sie auf beide Wangen, »Du brauchst dir wirklich keine Sorgen um mich zu machen.«
»Warum nicht? Du kennst uns und unser Schicksal.«
»Weil es nur ein Gespräch ist.«
»Falls es dabei bleibt«, warnte Sheila.
Er streichelte ihre linke Wange. »Keine Sorge, das wird schon. Außerdem werde ich trotz allem meine Waffe einstecken.«
»Das hatte ich dir soeben vorschlagen wollen.«
Viel zu sagen gab es für den Reporter nicht mehr. Fünf Minuten später schaute Sheila ihm nach, wie er mit seinem Porsche die Zufahrt zum Haus hinunterfuhr.
Er lenkte den Wagen durch den blühenden Vorgarten in dem die Blumen die Farbenpracht des Sommers zeigten, doch für Sheila sahen sie alle grau und trostlos aus, wie auch die nähere Zukunft…
***
Sie war wieder zurück ins Haus gegangen, stand im geräumigen Wohnzimmer vor der offenen Tür zum Garten und dachte über das Erlebte und Gehörte noch einmal nach.
Je mehr Gedanken sie sich machte, desto überzeugter wurde sie, dass Bill den falschen Weg eingeschlagen hatte. Im Prinzip war es schon der richtige gewesen, nur hatte Bill sich ihrer Meinung nach falsch verhalten. Er hätte nicht allein fahren sollen. Zumindest einer seiner Freunde wäre als Verstärkung gut gewesen.
Weder John noch Suko wussten Bescheid, wohin sich der Reporter auf den Weg gemacht hatte. Damit hatte Sheila schon ihre Probleme, und sie überlegte, was sie unternehmen konnte.
Eigentlich hätte Bill seine Erkenntnisse an Suko weitergeben sollen. Das hatte er nicht getan, aber Sheila war nicht seiner Meinung. Suko und John sollten zumindest wissen, wen ihr Freund besuchte. Dann hatten sie schon mal einen Namen oder eine Spur.
Sie grübelte nicht mehr weiter, sondern griff kurz entschlossen zum Telefonhörer. Man musste immer Glück haben, um die Freunde im Büro zu erreichen. An diesem Tag war Sheila das Glück nicht hold.
Glenda Perkins ging an den Apparat und freute sich, Sheilas Stimme zu hören.
»Wie geht es dir, Glenda?«
»So schrecklich normal.«
»Sei froh.«
»Ja, ja, schon.«
»Hast du dich denn zu einem vorläufigen Umzug entschlossen?«
Linda stöhnte auf. »Bisher noch nicht. Es war auch immer zu viel los. Ich bin kaum zum Nachdenken gekommen.«
»Ja, das kann ich mir vorstellen. Auch jetzt können wir uns nicht ausruhen. Na ja«, sagte sie und lachte. »Es wird sich schon eine Lösung ergeben. Kann ich denn Suko sprechen?«
»Nein.«
»He, ist er nicht da?«
»Genau. Er und John sind unterwegs.«
»Hm… das gefällt mir gar nicht. Dabei hat Suko Bill extra angerufen, damit er recherchiert.«
»Das weiß ich. Aber beide hatten es eilig. Sie wollen eine Bank besuchen.«
»Brauchen sie Geld?«
Glenda musste lachen. »Nein, das in diesem Fall nicht. Sie wollen sich in der Banco Venezia umschauen und etwas über einen Mann erfahren, der dort tätig gewesen ist.«
»Das ist schade«, murmelte Sheila. »Dann käme ihnen mein Anruf womöglich ungelegen.«
»Das könnte passieren«, stimmte Glenda Perkins zu. »Aber wenn es sehr dringend ist…«
»Das weiß ich eben nicht. Jedenfalls kannst du ihnen eine Nachricht hinterlassen, wenn sie kommen oder sie zwischendurch auch anrufen. Es geht eben um diese Illuminati.«
»Ich höre.«
Sheila Conolly erzählte Glenda, was sie über diese Sache wusste.
Dann fühlte sie sich erleichtert.
»Alle Achtung, das sind wirklich interessante Informationen. Danke, dass du Bescheid gegeben
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