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1372 - Zwölf Raumschiffe nach Tarkan

Titel: 1372 - Zwölf Raumschiffe nach Tarkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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und immer noch einem derart primitiven Glauben anhängen?"
    „Ich weiß es nicht", antwortete Tifflor. „Es wunderte mich schon, daß der Kommandant der angreifenden Hauri-Flotte so bereitwillig den Rückzugsbefehl erteilte. Hätte er nicht, nach seiner Weltanschauung, kämpfen müssen bis zum letzten Mann, wie man so schön sagt?"
    Atlan hob die Schultern. „Wer will ihnen ins Gehirn schauen?" sagte er niedergeschlagen. „Vielleicht sind sie knapp an Material.
    Nicht Leben wollte der Kommandant retten, sondern Raumschiffe."
    Nach allem, was man über die Hauri wußte, war das womöglich die richtige Diagnose, dachte Tifflor. „Wie verhalten wir uns Hue-Win gegenüber?" fragte er.
    Der Blick, den Atlan ihm zuwarf, war von merkwürdiger Konsistenz. Ein wenig Spott lag darin, ein bißchen Schadenfreude und sonst noch ein paar schwer definierbare Regungen, gewiß auch eine Spur Widerwillen. „Wir verhalten uns überhaupt nicht", antwortete der Arkonide. „Hue-Win hat uns betrogen. Wäre er ehrlich mit uns umgegangen, hätte er jetzt seinen Gefangenen noch. Seine Städte liegen zum Teil in Trümmern. Die Raumhäfen von Doguang sind vernichtet - mitsamt den Raumschiffen, die dort standen.
    Der Protektor wird seinen Vorgesetzten gegenüber einen hohen Verlust an intelligentem Leben und Materialwerten zu verantworten haben. Es ist ihm eine bittere Lehre erteilt worden. Er wird Wichtigeres zu tun haben, als sich noch einmal mit uns zu befassen."
    Da täuschte er sich indes. Die Startvorbereitungen waren so gut wie abgeschlossen. Atlan hatte sich zurückgezogen; Julian Tifflor befehligte den Aufbruch des Expeditionskorps. Da sprach der Radiokom-Empfänger an. Als die Videofläche aufleuchtete, war Hue-Win zu sehen. „Man meldet mir, daß eure Schiffe sich auf den Start vorbereiten", rief er. „Ist das wahr?"
    „Wahr", antwortete Julian Tifflor knapp. „Ihr dürft uns nicht verlassen!" protestierte der Protektor. „Es gibt kein einziges intaktes Raumschiff auf Doguang mehr, außer den euren."
    „Das ist bedauerlich", sagte Julian Tifflor. „Aber wir können nichts daran ändern."
    „O doch!" schrie Hue-Win. „Ihr könnt Kurierdienste für mich leisten ..."
    „Wir denken nicht daran", erklärte Tifflor. „Außerdem habt ihr einen haurischen Gefangenen an Bord, der meiner Obhut übergeben werden muß.
    Ich befehle dir ..."
    „Du hast mir überhaupt nichts zu befehlen", fiel ihm Julian Tifflor ins Wort.„ Wir haben das Hauri-Schiff abgeschossen. Uns gehört der Gefangene. Dir bleibt nur noch zu überlegen, ob du nicht vielleicht besser abgeschnitten hättest, wenn du nicht so hinterlistig mit uns verfahren wärest."
    Der Protektor begann zu zetern. Er hatte die Fassung vollends verloren. Er beschwor die Rache sämtlicher Götter des kartanischen Himmels auf die verräterischen Fremden herab, aber im nächsten Augenblick winselte er wieder um Nachsicht und flehte, man möge ihn nicht allein lassen. Julian Tifflor ließ ihn eine Minute lang gewähren. Dann unterbrach er seinen Redefluß. „Du widerst mich an, Hue-Win", sagte er. „Du bist wahrscheinlich auch in den Augen deiner Artgenossen ein höchst verächtliches Geschöpf. Du hast recht: Du eignest dich in der Tat nicht für das Amt des Protektors."
    Er unterbrach die Verbindung. Eine Sekunde später war auf allen zwölf Schiffen des Verbands seine Stimme zu hören: „Start zum vereinbarten Zeitpunkt. Tminus sechzig Sekunden."
     
    *
     
    Kurz nach dem Start des Verbands war Vira, die Virenwolke, wieder aufgetaucht. Wo sie sich in der Zwischenzeit aufgehalten hatte, darüber wollte sie keine Auskunft geben. Das sei unerheblich, meinte sie.
    Sie nahm ihre frühere Gestalt wieder an und umhüllte die zwölf Raumschiffe wie ein kugelförmiger Mantel.
    Die Hyperortung wies sie recht deutlich aus. Normaloptisch dagegen war sie nur mit Mühe wahrzunehmen.
    Im Lauf der weiteren Überlichtetappen bestätigte sich die Tendenz, die der Bordsyntron der KARMINA schon kurz nach dem Aufbruch von X-DOOR wahrgenommen zu haben glaubte: Vira bezog die Energie, die sie für die überlichtschnelle Fortbewegung brauchte, aus ihrer eigenen Substanz. Der Materialverlust betrug zwar pro Etappe nur Bruchteile eines Prozents. Aber man wußte ja, daß die Wolke nennenswerte Teile ihrer Substanz opferte, wenn es galt, eine Strangeness-Grenze zu durchdringen. Julian Tifflor bekam ein eigenartiges Gefühl im Magen, wenn er darüber nachdachte, daß Vira, wenn sie in Tarkan

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