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1373 - Die vergessene Sage

1373 - Die vergessene Sage

Titel: 1373 - Die vergessene Sage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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auch möglich, aber die Maler hatten für ihre freizügigen Bilder stets die römische oder griechische Mythologie als Vorwand genommen. Dagegen hatte auch die Kirche nichts gehabt.
    Im Gegenteil. In den Klöstern waren viele dieser Bilder verschwunden, denn auch dort lebten Menschen.
    Das hier war etwas anderes. Diese Frau wollte so provozierend gemalt werden. Sie sonnte sich darin, und sicherlich hatte sie dem Künstler die Vorgabe gegeben.
    Ich hörte sie lachen. »Bist du fertig, Angelo?«
    »Fast.«
    »Gut. Ich bin gespannt.« Sie strich über ihre Brüste, knetete sie und umkreiste mit den Fingerspitzen ihre Brustwarzen. Dabei lachte sie der Menge laut entgegen und schob ihre provozierenden Sätze nach.
    »Na, da staunt ihr, wie? Dass sich eine Frau so benimmt! Das kann doch nicht wahr sein! Das ist unmöglich.« Sie lachte den Gaffern in die Gesichter. »Aber ich bin nicht wie mein Bruder, dieser scheinheilige Aasgeier, der in den Orient gezogen ist, um im Namen der Kirche die Welt dort von den Ungläubigen zu befreien. Niemand wird es schaffen, das sage ich euch, denn auf deren Seite steht eine andere Macht, der auch ich angehöre. Sie und ich werden von der Hölle beschützt!«, schrie sie den Leuten entgegen, »und dieser Schutz ist viel stärker und mächtiger als der, dem ihr vertraut. Nicht der Himmel wird euch nach dem Tod holen, sondern die Hölle. Sie zieht euch in ihre Tiefen, denn sie braucht Opfer und wird sie bekommen. Vertraut mir und nicht meinem Bruder.«
    Sie riss beide Arme in die Höhe und veränderte so ihre Haltung.
    In der alten Stellung brauchte sie nicht sitzen zu bleiben, denn der Maler Furletto war fertig.
    Er ließ seinen Handwerkszeug sinken und rutschte von seinem Platz weg. Dabei wurde er kaum größer. Aber er bewegte seine recht breiten Schultern und streckte auch die Arme aus, um die Muskeln zu dehnen und sie locker zu machen.
    »Du bist fertig?«
    »Ja.«
    Er war auch fertig. Im Prinzip. Und doch gab es einen Unterschied. Einen sehr großen sogar. Im Körper der Frau steckten nur auf dem Bild die beiden Pfeile. In der Realität nicht. Da war sie noch am Leben. Mir fiel das plötzlich ein und auf, und so fragte ich mich, wie sie wohl reagieren würde, wenn sie das Bild sah. Und wie war der Maler darauf gekommen, sie als Leiche der Nachwelt zu hinterlassen?
    Auch Glenda dachte ähnlich. »Das kann noch großen Ärger geben«, murmelte sie.
    »Wem sagst du das.«
    Es war besser für uns, wenn wir uns zurückzogen in den Schatten, den es hier auch gab. Dazu mussten wir näher an die Häuser heran, wo kein Licht brannte.
    Auch in die Zuschauer kam Bewegung. Mehr Männer als Frauen befanden sich darunter. Wie sie gingen, ließ darauf schließen, dass sie Angst vor Celine hatten. Sie zogen sich geduckt zurück und wichen ihren Blicken aus.
    Celine de Vichier wusste sich zu bewegen. Den Kopfschutz behielt sie auf. Sie zog auch nicht die volle Rüstung über, sodass sie noch immer halb nackt war.
    Und sie lächelte. Es war selbst für uns zu sehen, obwohl wir schon recht weit im Hintergrund standen. Aber wir hatten es auch geschafft, bisher unentdeckt zu bleiben. Und das sollte noch eine Weile so bleiben.
    Der Maler wartete auf sie. Er hatte eine noch devotere Haltung eingenommen.
    Erst jetzt fiel mir auf, dass Celine de Vichier an ihrer rechten Seite ein Kurzschwert trug. Auf dem Bild war das nicht so sehr zum Ausdruck gekommen. Es war durch die Körperhaltung verdeckt worden.
    Angelo Furletto lächelte. Allerdings bestand es mehr aus einem Zucken der Lippen, was auf Verlegenheit hindeutete. Er fühlte sich nicht wohl in seiner Haut, obwohl er auf sein Kunstwerk stolz sein konnte.
    Nicht weit von Furletto und seinem Werk blieb die Schwester des Templer-Führers stehen. Sie schaute noch nicht frontal auf das Werk und befahl dem Maler, es zu drehen.
    Furletto zitterte.
    »Was ist? Bist du nicht zufrieden?«
    »Doch – ja.«
    »Dann dreh es um!«
    In diesem Augenblick wurde es still. Es war nie laut auf diesem Platz gewesen, aber jetzt musste man das Gefühl haben, dass alle Menschen nicht mal zu atmen wagten.
    Jeder wartete darauf, was diese Person zu sagen hatte. Wenn es ihr gefiel, gut, wenn es ihr nicht gefiel, würde sie wohl in der Lage sein, eine Hölle loszulassen.
    Die Staffelei schwankte leicht, als sie bewegt wurde. Und dann schaute sich die Frau das Bild an, über das auch der Widerschein des Feuers hinwegglitt, aber dem Gemälde nichts von seiner Klasse nahm.
    Sie sagte

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