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1373 - Die vergessene Sage

1373 - Die vergessene Sage

Titel: 1373 - Die vergessene Sage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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habe ich gewartet. Dann kann ich ihr endlich einige Fragen stellen.«
    »Hoffentlich antwortet sie dir auch.«
    »Das wird sie wohl müssen.«
    Ich war nicht davon überzeugt. Da wir jetzt mehr wussten, setzten wir unseren Weg unter dem Druck einiger Erwartungen fort. Ich spürte das Kribbeln in mir, das mir sagte, es bald geschafft zu haben und wieder einen großen Schritt weitergekommen zu sein.
    Die Große Mauer interessierte uns nicht mehr. Um das Zentrum zu erreichen, gingen wir an ihr vorbei und passierten dabei Stellen, an denen es widerlich stank. Es waren Abtritte, die man nur spärlich abgedeckt hatte. Wer so etwas riecht, der spricht kaum mehr von der guten alten Zeit, in der die Hygiene verdammt unterentwickelt war und es deshalb immer wieder zu Krankheiten und Seuchen gekommen war.
    Die Feuer verteilten sich auf dem Gelände, und sie bestanden nicht nur aus Fackeln. Fässer waren ebenfalls aufgestellt worden.
    Die Flüssigkeit darin war angezündet worden. Sie brachte nicht nur den unruhigen Lichtschein, der schemenhaft über die Wände kleiner, brüchig wirkender Häuser glitt, sondern auch gegen die Rücken der Menschen, die sich um ein bestimmtes Ziel in einem Halbkreis versammelt hatten.
    Noch nahmen die Leute uns die Sicht. Um etwas erkennen zu können, mussten wir näher ran.
    Wir wurden als Fremdlinge überhaupt nicht beachtet. Niemand verspürte Lust darauf, sich umzudrehen. Dafür war das, was vor den Zuschauern passierte, viel zu interessant.
    In mir war ein bestimmter Verdacht aufgekeimt. Glenda dachte sicherlich ebenso. Doch keiner sprach das aus, was er dachte. Stattdessen näherten wir uns den Zuschauern und blieben an einer Stelle stehen, von wo aus wir einen recht guten Überblick hatten.
    Jetzt störte das Licht mehr. Auch den manchmal beißenden Qualm vergaßen wir, denn wir erlebten genau die Szene, die wir eigentlich schon kannten.
    Nur Jahrhunderte später.
    Auf einer steinernen Unterlage und vor einer niedrigen Mauer saß Celine de Vichier. Auch jetzt erinnerte sie an eine Tote, weil sie sich nicht bewegte.
    Zwei Fackeln rahmten sie ein, damit der Maler, der sie auf die Leinwand bannte, auch genügend Licht bekam…
    ***
    »Es ist einfach unwahrscheinlich«, flüsterte Glenda. »Ich… ich … kann es kaum glauben.«
    »Ja, aber so spielt das Leben manchmal.«
    Wir wurden tatsächlich Zuschauer bei der Entstehung des Bildes, und das war schon etwas Besonderes.
    Der Maler Furletto hatte eine Staffelei aufgebaut. Auf einem Schemel hockte er davor. Seine Farben befanden sich auf einer Palette, zumindest sah der Gegenstand so aus, und die hatte er ebenfalls auf einen hohen Stein gestellt.
    Die schräg liegende Leinwand stand so versetzt, dass der Künstler sein Modell problemlos beobachten konnte. Dass ihm Zuschauer bei der Arbeit zusahen, störte ihn nicht. Er war so in seine Beschäftigung versunken, dass es nur Celine gab und das eigene Schaffen.
    Als wir einen ersten Blick auf das Bild erhaschten, sahen wir, dass es so gut wie fertig war. Furletto arbeitete an den letzten Details.
    Sein rechter Arm bewegte sich bis kurz vor die Leinwand hektisch, dann wurde er langsamer und mit dem Pinsel tupfte er die Farbe genau dorthin, wo er sie auch haben wollte.
    Ein toller Künstler und als Mensch ebenfalls eine Ausnahme. Er war klein. Auf seinem Rücken ragte ein Buckel hervor. Verwachsen, mit einem schiefen Kopf und langen fettigen Haaren saß er auf seinem Platz. Sein Gesicht hatten wir bisher nicht sehen können, er drehte uns den Rücken zu. Nach vorn wollten wir nicht gehen, dann hätte man uns entdeckt, und das wollten wir nicht.
    »Hast du damit gerechnet?«, flüsterte Glenda nahe an meinem rechten Ohr.
    »Bestimmt nicht.«
    »Ich auch nicht. Aber was sagst du von ihr?«
    Damit meinte sie Celine, auf die ich mich noch nicht richtig konzentriert hatte.
    Da sie von zwei Seiten angeleuchtet wurde, war sie wirklich gut zu erkennen.
    Es war natürlich die Position auf dem Bild, die sie eingenommen hatte. Ich sah sie jetzt in natura und ließ meinen Blick länger auf ihr verweilen.
    Wenn ein Mann eine Frau sieht, dann kommt stets etwas rüber.
    Da können auch Funken fliegen, die jedoch nur der Mann oder auch die Frau bemerken. Es lässt sich oft sehr schnell feststellen, wie man die Person einzuschätzen hat.
    Das war auch hier nicht anders.
    Allein die Haltung zeigte an, dass diese Person etwas Besonderes war. Welche Frau präsentierte sich schon mit blanken Brüsten? Das war damals zwar

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