1374 - Zombies im Mediapark
aber das Panorama des Parks war für Menschen, die auf bestimmte Stimmungen achteten, noch großartiger geworden.
Licht und Schatten!
Die Schatten fielen von einem Himmel, an dem sich die Sonne tief in den Westen zurückgezogen und dort ein blutrotes Erbe hinterlassen hatte. Das Abendrot bedeutete für den folgenden Tag zumeist schönes Wetter. Ich hoffte, dass die Menschen es auch in Ruhe genießen konnten, denn dann wollte ich den Killer gestellt haben.
Ob sich diese Hoffnung erfüllen würde, war nicht sicher, ich wollte nur alles in die Wege leiten, damit es so kam, und deshalb brachte es nichts ein, wenn ich noch länger in meinem Hotelzimmer blieb. Für mich war das große Areal des Mediaparks die Bühne.
In der Hotelhalle waren neue Gäste eingetroffen. Zahlreiche Italiener standen dort beisammen. Jeder versuchte den anderen beim Sprechen zu überholen. Ich war froh, dem Stimmenwirrwarr entfliehen zu können und trat nach draußen in die für mich neue Szenerie hinein.
Es war noch nicht völlig dunkel, aber überall leuchteten die Lichter. Das Kino wirkte beim ersten Hinsehen wie ein gewaltiges Raumschiff mit einer Front aus Glas. In ihm bewegten sich nicht nur die Menschen, sondern auch die Rolltreppen. Aus der Ferne sahen sie aus, als würden sie jede Menge Puppen nach oben oder unten schaffen.
Da die Sonne nicht mehr schien und sich ihre letzten Strahlen irgendwo am Himmel verloren, war auch die Temperatur ein wenig gefallen. Hinzu kam der Wind, der ebenfalls Kühlung brachte, aber auch verschiedene Gerüche in sich trug, die ich in ihren Duftnuancen nicht unterscheiden konnte.
Vor mir lag der Rundgang. Mehr konnte ich nicht tun. Ich fühlte mich wie ein Nachtwächter, der seine Patrouille ging und gleichzeitig darauf wartete, dass ihm ein Einbrecher über den Weg lief, den er dann stellen konnte.
Ich wollte mir Zeit lassen und auch in die verbindenden Querstraßen hineinschauen, durch die der Wind pfiff. An der Nordostgrenze des Parks lag ein dunkles leeres Gelände, das sich dort wie eine Wand aufbaute. So etwas bot für lichtscheues Gesindel und auch für Zombies ein perfektes Versteck.
»So in Gedanken, Herr Sinclair?«
Ich schreckte tatsächlich zusammen, als ich die Stimme hörte.
Aber ich kannte sie, denn plötzlich stand Thomas Böhm, der Leiter des Literaturhauses vor mir.
»Ja, das war ich tatsächlich. Pardon, aber ich habe sie nicht kommen gehört.«
Er winkte ab. »Das macht nichts.«
Ich schaute ihn an. Böhm hatte sich umgezogen. Er trug jetzt einen braunbeigen dünnen Anzug und ein weißes Hemd mit offenem Kragen. Der leichte Wind spielte mit den dünnen, blonden Haaren auf seinem Kopf.
»Sie sind immer unterwegs, wie?«
Er lachte mich an. »Das kann man so sagen. Wir haben zahlreiche Veranstaltungen in unserem Literaturhaus. Dazu bedarf es vieler Vorbereitungen. In zwei Wochen findet ein kleines Event statt. Dafür sind die Räume bei uns zu klein. Deshalb müssen wir ausweichen.«
»Und wohin?«
Er rückte fast verschwörerisch nahe an mich heran. »Sie werden es kaum glauben.« Während seiner Worte deutete er schräg in die Höhe. »Aber wir werden es oben im Köln Turm stattfinden lassen. Herrliche Räume gibt es dort, sage ich Ihnen. Man kann sie durch Zwischenwände auf die richtige Größe bringen, was dann natürlich auch den Mietpreis senkt. Und so bin ich unterwegs, um einen Raum auszusuchen.«
»Dann viel Glück.«
»Danke.« Er trat wieder etwas zurück. »Und was haben Sie an diesem Abend vor?«
»Ach, ich lasse mich treiben.«
»Hier?«
»Nicht unbedingt. Man hat mir geraten, mal der Altstadt einen Besuch abzustatten.«
»Super. Eine gute Wahl. Für einen Fremden ist das wirklich stark. Da kann ich nur gratulieren.«
»Danke.«
»Dann… äh … bis bald mal.«
»Gutes Gelingen!«, rief ich ihm noch nach.
Thomas Böhm verschwand winkend in der Dunkelheit und ließ mich allein. Vor mir auf dem Areal hörte das Wechselspiel aus Lichtern und Schatten nicht auf. Hinzu kamen die drei Farben einer Ampelanlage dicht hinter der Ausfahrt der Tiefgarage, und all dies waren Orte, die ein Zombie wohl mied.
Ich wollte mich zunächst an den dunklen Stellen und in den finsteren Ecken des Mediaparks umschauen und machte mich auf den Weg. Einen großen Bogen würde ich dabei schlagen, und mein erstes Ziel war der künstliche Teich…
***
Es gefiel Rafael Hoppe überhaupt nicht, dass ihn Stefan Goethel, sein Chef, allein losgeschickt hatte. Einen weiteren Mann
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