1374 - Zombies im Mediapark
aufgelegt. Er hatte von einer Lawine gesprochen, aber er hatte auch verdammt genau gewusst, wo ich eingecheckt hatte. Also war ich ihm bereits aufgefallen.
Seltsam, wie schnell das oft ging. Ich selbst war mir keiner ›Schuld‹ bewusst, aber hier auf diesem Areal schien sowieso alles anders zu sein. Nicht nur, dass drei Menschen ums Leben gekommen waren und das auf eine furchtbare Art und Weise, nein, dieser Teufel oder Mörder schlich noch weiterhin herum, und ich war mir sicher, dass er nicht aufhören würde zu morden.
Okay, ich wusste Bescheid. Ich konnte meine Pläne danach richten, und ich würde mich auch weiterhin auffällig unauffällig benehmen und den Schnüffler spielen.
Aber was wusste der Anrufer wirklich? Kannte er möglicherweise meinen wahren Job?
So richtig konnte ich daran nicht glauben. Das passte einfach nicht ins Bild. Ich hatte mich wahrscheinlich zu auffällig verhalten, sodass der Unbekannte misstrauisch geworden war.
Ich würde weiterhin offen meine Runden drehen und auf den Abend und die Dunkelheit der Nacht warten. Und ich würde verdammt gut die Augen offen halten.
Und wieder meldete sich das Telefon. Himmel, wer wollte denn jetzt was von mir? Ich glaubte nicht daran, dass der Anrufer von vorhin es noch einmal versuchen würde, und ich hatte Recht, denn es meldete sich jemand von der Rezeption, der mir erklärte, dass ich in der Lobby von einem Herrn Goethel erwartet wurde.
»Sie meinen mich?«
»Ja.«
»Kann ich mal kurz mit dem Herrn sprechen?«
»Gern.«
Es dauerte zwei Sekunden, dann hatte ich den Mann an der Strippe. Er stellte sich als Stefan Goethel vor, und seine Stimme hatte er mit einem energischen Klang unterlegt.
»Um womit kann ich Ihnen helfen?«
»Ich möchte Sie sprechen.«
»Aus welchem Grund?«
Den teilte er mir nicht mit. Stattdessen fragte er: »Sie sind der Mann, der hier im Teich gebadet hat?«
»Genau.«
»Dann bin ich richtig. Meinen Namen kennen Sie. Ich werde Ihnen noch meinen Beruf bekannt geben. Ich bin Oberkommissar und leite die Sonderkommission Mediapark.«
Hoppla, das war ein Kollege. Ich wusste nicht, ob ich verwundert oder erleichtert sein sollte. Auf jeden Fall entschloss ich mich, nach unten zu fahren und ihn zu treffen.
»Warten Sie zwei Minuten, dann bin ich bei Ihnen.«
»Danke.«
Die Lederjacke streifte ich noch schnell über und verließ das Zimmer. Auf dem Weg in die Hotelhalle dachte ich darüber nach, ob ich mich wirklich so verhalten hatte, dass ich sogar der Polizei aufgefallen war. Ich konnte mir nur einen Grund vorstellen. Wahrscheinlich war meine Aktion am Teich aufgefallen, weil Polizisten in Zivil das Gelände observierten. Aber das würde ich noch erfahren.
Als ich unten in der Halle aus dem Lift trat, erhob sich ein dunkelhaariger Mann von einem Sessel. Das Gesicht war gebräunt, die Lippen schmal, und er trug eine schwarze, leicht zerknitterte Leinenjacke. Dazu eine beigefarbene Hose. Das Hemd war weiß und besaß auf den beiden Brustseiten jeweils eine Tasche. Aus der rechten schaute ein schmales Handy hervor.
»Ich bin Hauptkommissar Goethel. Entschuldigen Sie, wenn ich Sie belästige, es ließ sich leider nicht anders regeln.«
»Das macht nichts. Sie tun ja nur Ihre Pflicht.«
»Schön, dass sie es so sehen. Nehmen wir Platz?«
»Gern.«
Wir suchten uns eine Sitzgruppe aus, und beide bestellten wir Mineralwasser.
Der Hauptkommissar lächelte mich an. »Wie ich Ihrer Aussprache entnehmen kann, stammen Sie aus dem Ausland. Ich würde mal auf die Britischen Inseln tippen.«
»Treffer.«
»Wunderbar.« Sein Lächeln blieb, aber die Augen schauten mich schon sehr kritisch an. »Und wie darf ich Sie anreden?«
»Mein Name ist John Sinclair.«
»Danke.«
Das Wasser wurde gebracht. Man schenkte uns die Gläser auch zur Hälfte aus den Flaschen voll, und dann schaute mich der deutsche Kollege von unten her an. »Was hat Sie eigentlich nach Köln verschlagen?«
Ich gab mich völlig unbedarft. »Ich wollte einen alten Freund besuchen. Er lebt mit seiner Familie hier in der Stadt. Wir haben uns mal im Urlaub kennen gelernt.«
»Haben Sie ihn schon getroffen?«
»Nein. Das ist auf den morgigen Tag verschoben worden. Er musste plötzlich beruflich in eine andere Stadt. Er ist Fachmann für Hardware und im Kundendienst tätig.«
»Ah ja.«
Ich wartete noch darauf, dass er sich nach dem Namen des Freundes erkundigte, doch das ließ er bleiben. Deshalb ging ich in die Offensive und wollte von ihm wissen,
Weitere Kostenlose Bücher