1374 - Zombies im Mediapark
das?«
»Ach nur so.« Er lächelte etwas verlegen und fragte plötzlich:
»Was, sagten Sie, sind Sie von Beruf?«
»Nichts.«
»Oh, Sie haben keinen.«
»Doch, aber ich habe Ihnen meinen Beruf noch nicht genannt. Ich bin Dolmetscher.«
»Ah ja, verstehe. Deshalb sprechen Sie auch so gut die deutsche Sprache, nehme ich mal an.«
»Genau das ist der Grund. Aber was haben Sie denn gedacht?«
Stefan Goethel winkte verlegen ab. »Nein, nein, schon gut. Es war nur so eine Polizistenidee.«
Ich ließ nicht locker. »Was hätte ich den Ihrer Meinung nach sein können oder müssen?«
»Ein Kollege.«
»Polizist?«
»Wie kommen Sie darauf?«
Stefan Goethel rieb Daumen und Zeigefinger der rechten Hand gegeneinander. »Gefühl. Das muss man riechen, schmecken, wie auch immer. Aber da habe ich mich wohl geirrt.«
»Das denke ich auch.«
Der Hauptkommissar schaute auf die Tür, erschrak leicht und verabschiedete sich hastig. Ob er mir wirklich geglaubt hatte, wusste ich nicht. Dieser Mann war nicht dumm. Hinter seiner Freundlichkeit verbarg sich ein eiskaltes Kalkül. Diesem Menschen konnte man so leicht nichts vormachen.
Ich überlegte, wie es mit mir weitergehen sollte. Es gab ja nichts, wo ich hätte ansetzen können. Es war mir alles verbaut, und so musste ich auf den Zufall hoffen, dem ich ein wenig nachhelfen konnte, wenn ich die Augen offen hielt.
Durch das Fenster schaute ich wieder auf den Platz. Die Zeit war mittlerweile fortgeschritten. Zwar war es noch nicht Abend, aber am späten Nachmittag hatte sich der Platz belebt. Wagen rollten in Richtung Tiefgarage, und auch in der Halle des Kinos herrschte jetzt mehr Betrieb als noch vor zwei Stunden.
Es würde ein langer Abend und eine ebenfalls lange Nacht werden. Genügend Beute für die Zombies…
Als ich daran dachte, bekam ich einen trockenen Hals. Alle Morde waren in der Nacht geschehen, das hatte mir mein Freund Harry Stahl mitgeteilt. Die Dunkelheit war für lichtscheues Gesindel schon immer ein perfekter Schutz gewesen.
Was sollte ich tun?
Herumstreunen wie ein Hund, der seine Besitzer verloren hatte und sie suchte?
Nein, das wollte ich nicht. Ich wollte auch nicht zu auffällig sein, denn Stefan Goethel hatte mir von seinen Leuten in Zivil berichtet.
Und die wollte ich nicht auf mich aufmerksam machen.
Ich hatte auch keine Lust, mich in der Halle herumzutreiben.
Deshalb fuhr ich hoch in mein Zimmer. Als ich die Tür aufschloss, dachte ich wieder an den Anruf, den ich dem Hauptkommissar bewusst verschwiegen hatte.
Wem war mein Erscheinen bereits aufgefallen?
Bestimmt nicht irgendeinem willenlosen und mordgierigen Zombie. Es musste jemand geben, der hinter ihnen stand, der sie leitete und wahrscheinlich nur schickte, damit sie diese Morde begingen.
Also steckte ein System dahinter.
Das Zimmer war leer, so still, doch das änderte sich, denn ich telefonierte mit London und freute mich darüber, Sukos Stimme zu hören.
»Und? Schon was erreicht?«
»Nein.«
»Bist du überhaupt dort richtig am Platz?«
»Das denke ich.« Er bekam von mir einen kurzen Bericht über das, was ich erlebt hatte, amüsierte sich auch über mein Bad im Teich, doch ansonsten gab es nichts zu lachen.
»Gehst du denn davon aus, dass sich der oder die Mörder im Teich verstecken?«
»Das kann sein.«
»John, der ist nicht tief genug.«
»Das weiß ich. Aber vielleicht existiert in der Tiefe noch ein Versteck. Eine Höhle, ein Stück Tunnel, von dem niemand etwas weiß. Ich jedenfalls kann mir keinen anderen Ort vorstellen, und ich werde auf den Teich mein besonderes Augenmerk richten.«
»Dann tu das und überstehe die Nacht, wobei ich mich wundere, dass du nicht mit der dortigen Polizei zusammenarbeitest.«
»Das ist ganz einfach. Ich möchte die Kollegen hier nicht verunsichern. Sie haben sowieso Probleme genug, und ich habe auch keine Lust, lange Erklärungen abzugeben.«
»Kann ich verstehen.«
Ich beendete das Gespräch und fuhr nicht nach unten, sondern zog meine Schuhe aus, bevor ich mich auf das Bett legte und zunächst ein Nickerchen machte.
Einen Wecker brauchte ich nicht. Wenn ich mir vornahm, zu einem bestimmten Zeitpunkt wach zu werden, dann passierte dies auch…
***
Zwar verschlief ich um knapp zehn Minuten, aber das machte nichts. Jedenfalls fühlte ich mich frisch und wenig später noch frischer, als ich mir im Bad das Gesicht mit kaltem Wasser gewaschen hatte.
Dann schaute ich aus dem Fenster!
Der großartige Blick war geblieben,
Weitere Kostenlose Bücher