1376 - Saladins Phantome
genommen wurde. Das Phantom existiert nicht mehr.«
Es gab noch Fragen.
»Wann ungefähr dürfen wir mit weiteren Informationen von Ihrer Seite aus rechnen, Sir James?«
»Das kann ich Ihnen auch nicht sagen. Ich verspreche Ihnen nur, dass wir die Ermittlungen zügig durchziehen werden, um sie so schnell wie möglich zu beenden.«
»Na?«, fragte Glenda, »wie hat er sich geschlagen? Was meint ihr zu seinem Auftritt?«
Suko nickte anerkennend und sagte: »Profihaft.«
»Das meine ich auch. Und du, John?«
Ich war ebenfalls zufrieden. »Ich denke, er ist glaubwürdig rübergekommen. Denn die Menschen sind zunächst mal beruhigt. Aber es wird weitergehen, und es werden weitere Fragen auftauchen, und dann kann es kritisch werden.«
»Das wäre in diesem Fall ein Job für dich, John.«
Ich winkte schnell ab. »Nein, nein, ich werde mein Gesicht nicht in die Kameras halten. Ich denke, dass wir gemeinsam eine Erklärung verbreiten werden, aber nicht ich an der Spitze.«
»Ja, so hätte ich es auch gemacht.«
Ich schaute wieder auf den Bildschirm.
Es waren genügend Fragen gestellt worden. Jetzt huschten die Blitzlichter wie Geister durch den Raum. Jeder wollte noch schnell ein Foto machen, der eine Kamera in der Hand hielt, und auf dem Fernsehbildschirm war nur das Podium mit den drei Männern zu sehen.
Wir konnten abschalten. Glenda besaß die Macht, die Fernbedienung. Sie lag auf ihrem Schoß. Jetzt nahm sie das flache Gerät hoch, und ich hätte auch nichts dagegen gehabt, wenn mir nicht plötzlich etwas aufgefallen wäre.
»Lass es!«
Glenda zuckte zusammen, weil ich sehr laut gesprochen hatte.
»Was ist denn los?«, fragte Suko, der sich schon abgewendet hatte.
»Schaut euch das an!«, flüsterte ich nur.
Jeder sah hin. Noch immer zeigte das Bild die drei Männer, aber hinter ihnen erschien wie aus dem Nichts eine andere Gestalt, und wir glaubten unseren Augen nicht zu trauen.
Es war das Phantom!
***
Ich will erst gar nicht mein ungutes Gefühl erwähnen, aber das der Fall so schnell kippen würde, damit hatte ich nicht gerechnet. Ich spürte plötzlich den Druck im Magen, ich wischte auch über meine Augen, doch damit verschwand das Bild nicht vom Bildschirm.
Hinter den drei Männern stand die Kuttengestalt mit der Knochenmaske.
»Das ist doch nicht wahr!«, flüsterte Glenda. »Nein, das bilden wir uns ein – oder?«
Sie hatte diesmal nichts bemerkt und uns deshalb nicht warnen können. Aus weit offenen Augen starrte sie die Szene an, und wir wunderten uns, dass niemand etwas gesehen und auch reagiert hatte.
»Das ist Wahnsinn, John. Da!« Glendas rechter Arm schnellte vor.
»Sieh dir das an!«
Das zweite Phantom bewegte sich. Es hob seinen rechten Arm, und jeder sah das Messer mit der langen Klinge.
Auch die Medienmenschen. Es waren durch die Bank weg knallharte Profis, die ihr Geschäft verstanden. Die auch Überraschungen gewohnt waren, und die jetzt erleben mussten, dass das Unmögliche möglich geworden war. Es gab ein zweites Phantom, und das war bestimmt nicht erschienen, um einen guten Tag zu wünschen.
In den folgenden Sekunden änderte sich alles. Bewegung geriet in das Fernsehbild. Es wackelte nicht nur, es huschte zuckend von einer Seite zur anderen. Der Ton war nicht abgestellt, und wir hörten auch die Schreie, Rufe und Fragen.
Das verdammte Phantom zeigte, dass es sich nicht grundlos bewaffnet hatte. Als einer der Chefs von der Metropolitan Police in die Höhe sprang, stach es zu.
Was Sir James tat, erlebten wir nicht mehr. Da waren wir bereits von unseren Stühlen aufgesprungen und rannten zur Tür. Auch Glenda lief mit. Weit hatten wir es nicht. Die Pressekonferenz fand einige Etagen tiefer statt.
Alles war wie ein Ballon geplatzt. Die Aussagen waren durch das Erscheinen des zweiten Phantoms ad absurdum geführt worden, und ich war nicht mal so überrascht darüber gewesen.
Aber es war nicht erschienen, um sich nur zu zeigen. Es hatte eine Waffe mitgebracht, und es hatte auch zugestoßen. Wer und ob jemand getroffen worden war, hatten wir nicht gesehen. Das würde sich ändern. Wir mussten so schnell wie möglich in den Raum, und am liebsten hätte ich mir Flügel gewünscht.
Da wir keine besaßen, mussten wir uns auf den Fahrstuhl verlassen.
Auch Glenda fuhr mit uns. Sie zitterte am ganzen Leib. Jetzt wäre es toll gewesen, wenn sie uns an das Ziel gebeamt hätte, doch das klappte nicht auf Abruf.
»Habt ihr das gesehen? Er hatte ein Messer.«
Suko und ich
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