1376 - Saladins Phantome
wir wieder bei den Conollys wären. Allerdings möchte ich nicht, dass sie jetzt zu ihnen fährt. Noch ist Glenda unser Trumpf, obwohl es nicht so aussieht.«
»Dann lass sie bei dir übernachten.«
»Werde ich wohl tun.«
Es war wirklich zum Heulen. Da hatte ich gedacht, mit dem Schwarzen Tod genügend zu tun zu haben, nein, jetzt mischte auch noch dieser verdammte Saladin mit. Er hatte gewissermaßen die Rolle eines Vincent van Akkeren übernommen, und ich schätzte den Hypnotiseur als noch gefährlicher ein als ihn.
Glenda kam wieder zurück. Ihr Lächeln sah verkrampft aus, und sie schüttelte den Kopf.
»Tut mir Leid, Freunde. Ich habe keinen Kontakt zu Saladin bekommen. Er will wohl nicht.«
»Klar, er hat seine Phantome.«
»Du sprichst in der Mehrzahl?«
Ich nickte. »Das muss ich, Glenda, denn ich kann mir vorstellen, dass er nur damit seine Macht stärken kann. Er wird Sie auch weiterhin losschicken, um Menschen in Panik zu versetzen. Ich weiß nur nicht, wie jeder Einzelne auf das Serum reagiert. Es könnte unter Umständen auch zu einem Bumerang für ihn werden.«
»Das wäre zu wünschen.«
»Und was machen wir?«, fragte Suko. »Setzen wir uns ab, oder bleiben wir hier?«
»Ich würde gern noch einige Worte mit Sir James reden.«
Das verstanden Glenda und Suko.
So schnell ließ sich das nicht verwirklichen. Denn wieder mal meldete sich das Telefon. Diesmal hob Suko ab. Wir sahen, dass er leicht zusammenzuckte, bei ihm eine seltene Reaktion.
Sofort hatte er auch den Lautsprecher eingeschaltet, und so hörten wir die Stimme des Mannes, über den wir heute schon so viel gesprochen hatten.
»Gib mir den Geisterjäger!«
***
Suko hob den Hörer hoch und warf mir einen fragenden Blick zu.
Ich nickte und hielt den Hörer wenige Sekunden später zwischen meinen Fingern.
»Hier bin ich!«
»Das ist ja wunderbar, Sinclair.« Saladin freute sich. »Endlich können wir wieder mal plaudern. Zuvor noch eines. Du brauchst nicht erst versuchen, den Anruf zurückzuverfolgen. Es wird nicht klappen. Außerdem könnte es sein, dass du andere Menschen in Gefahr bringst. Und das willst du doch nicht, oder?«
»Kommen Sie zur Sache.«
»Gern, deshalb rufe ich auch an. Hat dir denn meine kleine Demonstration gefallen?«
»Wollen Sie darauf einen Kommentar?«
»Ja.«
»Sie hat mir nicht gefallen.«
»Oh, es hätte noch schlimmer kommen können, wenn wir ehrlich sind. So hat mein Freund nur einen Menschen verletzt. Aber mit der Rücksicht ist es vorbei. Du hast es tatsächlich geschafft, eines meiner Phantome zu töten. Das hasse ich, aber ich bin dir deswegen nicht gram.«
»Oh, wie nett.«
»Nein, Sinclair, ich sehe ebenfalls ein, dass etwas geschehen muss. Dieses Hin und Her kann nicht weiter gehen, und deshalb denke ich, dass wir uns treffen sollten.«
Der Vorschlag überraschte mich. »Ich soll Sie treffen?«
»Ja, warum nicht? Es müssen bestimmte Dinge zurechtgerückt und geklärt werden. Vielleicht finden wir sogar eine Lösung. Ich an deiner Stelle würde nicht ablehnen. Wenn du es tust, kann es großen Ärger geben. Meine Phantome sind plötzlich da, als würden sie von der Luft abgesondert. Bisher nur an wenigen Stellen. Sie haben ihre Macht gezeigt. Aber es könnte sicherlich noch mehr passieren, wenn sie ihre wahre Macht zeigen. Und das an Orten, an denen sich viele Menschen aufhalten. In einem Stadion, in einer Halle bei einem Konzert oder in einem Flugzeug…«
»Ja, ich weiß Bescheid – danke.«
»Schwache Nerven?«
»Nein.«
»Dann freu ich mich auf das Treffen.«
»Und wann?«
»Sehr bald.«
»Also heute?«
»Genau.«
»Und wo?«
Saladin fing an zu lachen. »Ich bin jemand, der es sich gern gemütlich macht und trotzdem die Einsamkeit liebt. Wir werden uns auf einer kleinen Insel treffen. Ich habe es mir dort gemütlich gemacht. Du brauchst aber nicht aufs Meer hinaus, um sie zu erreichen. Sie befindet sich in einem toten Themsearm. Er liegt etwas östlich von Newham. Du kannst ihn gar nicht verfehlen.«
»Okay, ich habe verstanden.«
»Dann kannst du kommen?«
»Das weiß ich noch nicht.« Ich hatte bewusst provoziert und wartete auf die Reaktion.
»Ich würde es dir raten.«
»Da muss ich mir erst meine Gedanken machen und genau mit meinen Freunden sprechen.«
»Du wirst kommen, wetten?«
Ich wollte noch etwas sagen, da hatte der Hypnotiseur bereits aufgelegt.
Wir schauten uns gegenseitig an. Keiner von fand zunächst die richtigen Worte, dann fragte Suko
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