1376 - Saladins Phantome
schon über dieses Thema sprechen, Sir, möchte ich Ihnen etwas zeigen. Gehen wir von der Theorie über in die Praxis…«
Das bedrückende Gefühl, dass Sir James die ganze Zeit über gequält hatte, wich jetzt einem anderen. Er spürte, wie sich die Spannung in ihm ausbreitete. An seine dicke Lippe dachte er nicht mehr und auch nicht an den dumpfen Druck in seinem Kopf. In der folgenden Zeit würde er erkennen, was die Zukunft für ihn bereithielt.
Der Schein der Kerzen erreichte nicht alle Stellen innerhalb der Hütte, und so war Saladin in der grauen Dunkelheit verschwunden.
Ob sich noch mehr Personen dort aufhielten, wusste Sir James nicht.
Es bestand durchaus die Möglichkeit, dass sie nur zu zweit waren.
Saladin konnte sich eben als großer Sieger fühlen.
Er kam zurück.
Sir James hatte seine Haltung verändert. Auf dem durchgesessenen Sofa mit den weichen Kissen hatte er sich aufgerichtet und eine sitzende Position erreicht, wobei die Beine noch auf der Unterlage lagern und nicht den Boden berührten. Er hätte sich auch noch weiterbewegt, aber erhörte, dass Saladin zurückkehrte.
Er brachte etwas mit.
Vor Sir James blieb er stehen. Dass dieser seine Haltung verändert hatte, störte ihn nicht. Sein Blick war auf den flachen Koffer gerichtet. Er lag auf seinen vorgestreckten Armen und war noch verschlossen.
»Gleich können Sie sehen, Sir. Es sollte für Sie sogar so etwas wie eine Ehre sein.«
»Das bleibt abzuwarten.«
Saladin atmete scharf, als er den Koffer öffnete. Der Deckel schnellte in die Höhe, und am liebsten wäre es Sir James gewesen, wenn der Koffer von innen beleuchtet gewesen wäre.
Das war er leider nicht.
Er schaute hinein.
Ausgelegt war er mit Samt oder mit einem sehr weichen Stoff, der sich auch in den einzelnen Fächern verteilte, in denen die Ampullen mit dem Serum lagen.
Das Licht der Kerzen huschte mal schattenhaft, mal gelblich-hell darüber hinweg, fing sich auch auf dem Glas und hinterließ hin und wieder einen Blitzeffekt.
»Das ist meine Macht!«, flüsterte Saladin. »Verteilt in diesen kleinen Ampullen, die ich sehr bald auf Spritzen ziehen werde, die Sie ebenfalls sehen können.«
»Ja, ich bin nicht blind…«
»Wunderbar. Und jetzt dürfen Sie sich aussuchen, welche Spritze ich für Sie nehmen soll.« Saladin freute sich diebisch. Er lacht laut und sagte dann: »Erst Glenda Perkins, dann Sie, und danach werden wir sehen…«
***
Der Mann, der das Schnellboot lenkte, hieß Ken Dawson. Er war recht klein, breitschultrig und hatte ein offenes Gesicht, das von zahlreichen kleinen Falten übersät war.
»Ha«, sagte er, »endlich lerne ich die Männer persönlich kennen, von denen ich schon so viel gehört habe.« Er nickte Suko und mir zu. »Freut mich wirklich.«
»Danke«, sagte ich.
Dann sah er Glenda. »Oh, Sie haben auch eine Lady mitgebracht.«
Er kniff ein Auge zu. »Lassen Sie mich raten. Das ist…«
»Ich bin Glenda Perkins.«
»Ja, natürlich. Mir ist der Name nur nicht eingefallen. Dann also herzlich willkommen an Bord.«
Wir hatten das Boot bereits bestiegen. Es war nicht groß, aber schnell, wie uns Ken Dawson sagte. Am Heck war ein aufgepumptes Schlauchboot mit Außenborder befestigt. Auf den Holzplanken lag zudem noch ein Paddel.
Die Kabine, in der Ken Dawson stand, war für vier Personen zu eng. Suko und Glenda zogen sich zurück und fanden ihre Plätze auf dem Deck, während ich mich neben Dawson stellte. Er war über das Ziel unserer Reise bereits informiert worden und verlor auch keine Zeit. Er hatte gesagt, was er hatte loswerden wollen, und startete nun den Motor.
Losgetäut worden war das Boot bereits von einem Kollegen, der am Kai stand und darauf achtete, dass wir auch gut wegkamen. Wir verließen in noch langsamer Fahrt den kleinen Hafen mit der Polizeistation und fuhren hinaus auf den Fluss.
Rücksichten brauchten wir nicht zu nehmen. Ich hatte auf Schnelligkeit bestanden und von Dawson ein Nicken geerntet.
»Da haben Sie Glück, Mr. Sinclair. Wir haben praktisch das ideale Wetter für eine solche Fahrt. Der Fluss ist ruhig. Es gibt so gut wie keinen Wind, und außerdem können wir mit der Strömung fahren. Alles sieht recht positiv aus.«
Ich nickte. »Dann los.«
»Halten Sie sich bitte fest.«
Es war gut, dass er mich darauf hingewiesen hatte. Zuerst hörte ich ein Röhren, als wäre ein Ungeheuer aus dem Schlaf erwacht, gleichzeitig durchlief das Boot ein Zittern, und der Bug hob sich etwas aus dem Wasser
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