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1376 - Saladins Phantome

1376 - Saladins Phantome

Titel: 1376 - Saladins Phantome Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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eine Welt zusammengebrochen!
    Es musste ihn verdammt tief getroffen haben, sodass er sich um seinen Gefangenen nicht mehr kümmerte. Es war eine Wunde, breit und blutig, die er sich selbst zugefügt hatte. Selbst ein mächtiger Mensch wie Saladin konnte die Fassung verlieren.
    Sir James bekam dies deutlich mit.
    Er sah Saladin vor dem Tisch stehen und damit auch vor seinem geöffneten Koffer. Er schien das Arbeitsmaterial eines Vertreters zu sein, das er den Kunden zur Präsentation ausgebreitet hatte.
    Nur war die Ware nicht mehr ganz. Sie lag im Koffer, doch sie war zerstört. Durch den Stoß war Saladin gegen den Tisch gefallen und auch über den offenen Koffer hinweg. Zwar lagen die Ampullen auf Samt, um sie zu schützen, doch durch den Schlag von oben war das nicht möglich.
    Sie waren zerbrochen!
    Das Serum war ausgelaufen und auch zum Teil aus dem Koffer gespritzt. Winzige Pfützen schimmerten auf der Tischplatte, doch das meiste Zeug war vom Samt aufgesaugt wurden.
    Sir James war klar, dass hier etwas ganz Entscheidendes geschehen war. Da hatte sich das Schicksal gewendet und sich auf seine Seite gestellt. Und es kam schon einem Paradoxon gleich, dass ausgerechnet Saladin selbst seine wertvollste Fracht zerstört hatte.
    Er konnte sie auch nicht wieder zurück in die Ampullen zaubern.
    Keine war mehr heil. Der heftiger Aufprall und Druck hatte alle zerbrechen lassen.
    Saladin stierte sie an.
    Sir James sah den Mann im Profil. Seine Haut auf und am Kopf war schweißnass geworden. Saladin kam ihm vor wie ein künstlicher Mensch, der Ähnlichkeit mit einem Golem hatte.
    Der Hypnotiseur war nicht still. Das konnte er gar nicht. Er musste atmen, und wenn er das tat, dann schlürfte er die Luft in sich hinein. Sir James hätte sich nicht gewundert, wenn der große Saladin plötzlich Rotz und Wasser geheult hätte.
    Er war plötzlich sehr klein geworden, aber trotzdem noch gefährlich, davon war Sir James überzeugt.
    Er hütete sich davor, den Mann anzusprechen. Es war seine Angelegenheit, eine Reaktion zu zeigen, und die musste auch folgen. Den Überblick würde er behalten, und er würde sich bald wieder auf denjenigen besinnen, der sich in seiner Nähe aufhielt.
    Der Gedanke an Flucht war Sir James schon gekommen. Er setzte ihn nicht in die Tat um, weil er sich vor einer Bewegung fürchtete, die falsch verstanden werden konnte. Er wollte Saladin nicht unnötig auf sich aufmerksam machen. Je mehr Zeit verstrich und je länger der Mann an den Folgen der Niederlage litt, desto besser für den Gefangenen, der auf seine Befreiung hoffte.
    Saladin hatte sich mit seinen Handballen auf der Tischkante die ganze Zeit über abgestemmt. Der Blick war auf den Koffer gerichtet, das schwere Atmen verstummte, als er sich zur Seite drehte und die Hände von der Tischkante löste.
    Dabei wurde in seiner Kehle ein tiefes Knurren geboren, das Sir James als Warnung empfand.
    Langsam drehte sich der Mann von seinem Koffer weg. Er suchte sich ein neues Ziel aus.
    Sir James saß unbeweglich auf seinem Platz. Er wollte Saladin mit keiner Geste provozieren. Dabei wusste er, dass er noch keinen endgültigen Sieg errungen hatte, denn so leicht gab jemand wie der Hypnotiseur nicht auf, auch wenn er seiner stärksten Waffe beraubt worden war.
    Da Sir James die Brille wieder aufgesetzt hatte, sah er den Mann vor sich deutlicher. In seinem Gesicht war nichts zu lesen. Es wirkte wie eingefroren.
    Als Saladin auf den Inhalt seines Koffers deutete, zitterte seine linke Hand.
    »Ich habe es nicht getan!«, erklärte Sir James mit leiser und leicht kratziger Stimme.
    Saladin antwortete zunächst nichts. Er schien über die Worte nachzudenken.
    »Hören Sie? Ich habe es nicht getan, aber es ist gut, dass es so gekommen ist.«
    Den letzten Zusatz konnte sich Sir James einfach nicht verkneifen und wusste zwei Sekunden später, dass es falsch gewesen war, denn Saladin schlug zu.
    Die flache Hand klatschte in das Gesicht des Superintendenten, der nicht mit dieser Reaktion gerechnet hatte. So musste er den Schlag voll hinnehmen, der seinen Kopf zur Seite schleuderte.
    Sir James blieb nicht mehr auf seinem Platz sitzen. Er flog gegen die Lehne und war sekundenlang außer Gefecht gesetzt. Er konnte an nichts mehr denken und wusste nicht mal, wo er sich befand. Vor seinen Augen funkelte es, und er schien die Welt verlassen zu haben, die erst sehr langsam wieder näher an ihn heran rückte, ohne dass er sie allerdings sah wie sonst, denn seine Brille war

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