1376 - Saladins Phantome
daran denken, wie verdammt gefährlich Saladin war.
Zudem erwartete er mich, und ich fragte mich, welche Gedanken er sich wohl darüber gemacht hatte. Er musste doch einen Plan gehabt haben, in dessen Mittelpunkt Sir James Powell stand. Ich fürchtete mich davor, dass ihm Saladin etwas angetan haben könnte.
Nicht unbedingt getötet, aber durchaus gefoltert.
Deshalb klopfte mein Herz auch stärker, als ich mich in die Höhe schob. Sir James war kein Mensch, den man nach vorn in den Kampf schickte, doch er war auch jemand, der sich nicht so leicht die Butter vom Brot nehmen ließ und bis zum Letzten kämpfte.
Der erste Blick!
Es war nicht viel zu sehen. Das lag nicht nur daran, dass das Fenster so klein war, sondern auch an dem Schmutz, der die Scheibe bedeckte. Wahrscheinlich von innen und von außen. Hinzu kam das Licht im Inneren der Blockhütte. Es wurde von Kerzen gespendet, die zwar eine gewisse Umgebung ausleuchteten, aber nicht in der Lage waren, den Raum so zu erhellen, dass ich mir den perfekten Überblick verschaffen konnte.
Es gab nicht nur das eine Fenster.
Da ich das Gefühl hatte, dass die Zeit drängte, huschte ich so schnell wie möglich auf ein zweites Fenster zu, dass sich ebenfalls an der Rückwand befand.
Auch hier war die Scheibe schmutzig, aber mein Blickwinkel hatte sich zu meinen Gunsten verändert. Von nun an schaute ich schräg in die Hütte hinein. Ich hörte sogar Saladins Stimme, und so drehte ich den Kopf noch weiter.
Ja, ich sah ihn!
Er stand neben einem Tisch. Der Schein einiger Kerzen fiel gegen ihn, sodass er gut zu erkennen war. Mich durchfuhr ein Schreck, als ich den offenen Koffer auf dem Tisch sah. Leider war die Beleuchtung zu schlecht, um den Inhalt zu erkennen.
Wieder bewegte ich meine Augen. Sir James hatte ich bisher noch nicht entdeckt. Ich wollte auch keinen schrecklichen Verdacht in mir hochkommen lassen. So veränderte ich ein wenig meine Sichtposition – und sah meinen Chef.
Er saß auf einer Couch in der Ecke. Beim ersten Hinschauen wirkte er wie ein normaler Besucher. Beim zweiten schon nicht mehr. Da fiel mir seine starre Haltung auf. So wie er hätte auch eine Schaufensterpuppe sitzen können. Das war für mich alles andere als natürlich.
Hatte Saladin mit ihm etwas angestellt?
Dass er ihn gefoltert hatte, danach sah er nicht aus, aber es musste etwas mit ihm geschehen sein, sonst hätte er sich nicht so verhalten.
Saladin drehte sich um.
Er sagte etwas.
Sir James gab Antwort.
Saladin tat nichts, was für Sir James hätte gefährlich werden können. Ich traute dem Frieden trotzdem nicht. Mein Gefühl sagte mir, dass es für mich Zeit wurde, so schnell wie möglich einzugreifen. Sir James hatte auf mich wehrlos gewirkt, obwohl er nicht gefesselt worden war.
Die Hüttenecke lag nicht weit von mir entfernt. Ich musste um sie herum. Bisher hatte ich den Eingang noch nicht gesehen, und ich konnte nur hoffen, dass er nicht verschlossen war und ich ihn nicht erst noch aufbrechen musste.
Von Suko und Glenda war nach wie vor nichts zu sehen.
Allerdings wusste ich, dass sie sich auf der Insel aufhielten, denn ich hatte den Schuss aus der Beretta gehört.
Das hier musste ich allein durchziehen und erwartete den Kampf mit Saladin…
***
Nutzte es was oder nicht?
Sir James kannte die Antwort nicht. Er hatte das getan, was ihm sein Überlebenswille befahl und hatte die Hände kaum hoch, als er das hämische Lachen hörte.
Saladin machte sich einen Spaß daraus, ihn zu provozieren. »Du wirst es nicht schaffen, alter Mann. Du bist hilflos, du bist Wachs in meinen Händen. Ich habe geschworen, dich fertig zu machen, und ich habe noch nie einen Schwur gebrochen.«
Sir James kam sich zwar selbst in dieser Pose etwas lächerlich vor, aber was sollte er tun, um Zeit zu gewinnen? Für ihn gab es nur diese Möglichkeit.
Diesmal hatte er sich selbst die Sicht genommen, aber er hörte Saladin näher kommen. Seinem Gefühl nach war der Hypnotiseur nur mehr einen Schritt von ihm entfernt.
Der Schlag erwischte beide Hände zugleich.
Sie fielen nach unten, und Saladin stand breitbeinig vor Sir James.
Er war sich seiner Sache so sicher, in seinen Augen hatte er all die Willenskraft gesammelt, um sie auf die fremde Person zu übertragen, die anschließend Wachs in seinen Händen war.
Sir James hatte die Augen geschlossen. Er sah es als seine letzte Chance an, überhaupt noch etwas zu erreichen.
Saladin sah auch dies und lachte nur kalt.
»Es wird dir nichts
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