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1377 - Der rote Hauri

Titel: 1377 - Der rote Hauri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Schicksal in Tarkan überlassen, so hatte LEDA im Anklam-System argumentiert. Rhodan war gleichzeitig die Verpflichtung eingegangen, die Station auf Cheobad unschädlich zu machen - ein Ziel, das in weiter Ferne lag. „Träumst du, Perry?" fragte Beodu mißtrauisch. Schon seit einigen Tagen nannte der kleine Attavenno ihn nicht mehr Waqian, ein Zeichen, daß zwischen ihnen die Distanz wuchs. „Ich habe nur etwas nachgedacht." So langsam es möglich war, brachten sie den Ringkorridor zum großen Schulungssaal hinter sich, der nicht überwacht war. Hier hatten sie Gelegenheit, miteinander zu sprechen. „Hoffentlich über die Lehren des Hexameron. Sie sind nicht so schlecht, wie du denkst."
    „Bis vor kurzem hast auch du noch anders gedacht, Beodu." Rhodan musterte den Attavenno vorsichtig von der Seite, machte aber keinerlei sichtbare Regung aus. „Das hat sich geändert."
    „Und zwar unter Einfluß eines Psikyber-Feldes."
    „Das weiß ich ja ...", stöhnte Beodu. „Aber wenn du nur wüßtest, Perry ... Du mußt den Pedas ablegen, und zwar bald.
    Ich habe mit Nai-Leng darüber gesprochen. Sonst sorgen wir dafür, daß man ihn dir abnirnmt. Dann kommst auch du in den Genuß der wahren Lehre."
    Jetzt war es heraus. Rhodan begriff, daß der Zustand seiner beiden Freunde ihm weit weniger Zeit ließ, als er gedacht hatte. Er sah, wie sich neben ihm Beodu wie unter Schmerzen krümmte. Doch sie hatten keine Zeit mehr, und er belegte einen Platz in der hintersten Sitzreihe direkt neben dem Ausgang.
    Auf dem Dozentenpodium erschien Yerman nal Urkhii. „Ich stelle euch jetzt euren Lehrer in allen Fragen der Religion des Hexameron vor. Es handelt sich um einen Abkömmling des Berges Tiil. Sein Name ist Narmon ald Tiil, er stellt eure oberste Instanz in Glaubensfragen dar."
    Rhodan saß vor Schreck erstarrt auf seinem Platz. Narmon ald Tiil. Wie war es möglich, daß er den anderen ausgerechnet hier wiedertraf? Hatte man seine Rolle längst enttarnt? Spielten die Hauri nur ein grausames Spiel mit ihm?
    Aber nein, dachte der Mann, es mußte sich um einen Zufall handeln, und er hatte gute Chancen, den Schulungssaal unerkannt wieder zü verlassen. Dreihundert Personen befanden sich im Raum, wobei er selbst - zum Glück - einen Platz ganz hinten eingenommen hatte. „Mein Name ist Narmon ald Tiil", sagte der Hauri, der aus einer Tür im Hintergrund hervorgetreten war. Rhodan wurde ganz klein in seinem Sitz. „Am Anfang der religiösen Unterweisung für heute steht DAS BUCH HEXAMERON mit dem Lied des Sechsten Tages. Hört gut zu: Also spricht Heptamer, Sohn der Götter und Herrscher der Eshraa Maghaasu, und belehrt solcherart die Unwissenden: „Der Sechste Tag ist das Ende des Anfangs. Es werden Zeichen sein, die die Klugen zu deuten wissen, um den Beginn des Sechsten Tages zu erkennen. Girratu, die Göttin des Feuers, wird ihr Haupt erheben und Hitze verbreiten. Und am Himmel über den Sternen wird als Zeichen ihrer Macht..."
    Welch ein Unsinn, dachte Rhodan bei sich. Er hatte das Lied des Sechsten Tages schon während seines erzwungenen Aufenthalts auf Bentang analysiert. Es enthielt mythologisch verbrämte Hinweise auf das bevorstehende Ende dieses Universums, darüber hinaus aber nichts, was er hätte verwerten können. Der Sprecher zählte - und das war in diesem Fall niemand anders als der einzige Hauri neben Shaa und Shallun, der auf Talluur seinen wahren Namen kannte. „... zu erkennen sein ein Leuchten wie das der Blume Omfar. Die Sterne werden aneinanderrücken, und die Stätten werden einander näher sein. Ein Aufstöhnen wird durch das All gehen; denn schmerzhaft ist der Weg der Vervollkommnung. Und es wird Geschrei sein unter den Ungläubigen, die den Pfad der Weisheit verachten."
    Bei den letzten Worten hatte Rhodan das Gefühl, Narmon schaue ihm direkt ins Gesicht. Aber es war Täuschung. Der Vortrag ging weiter, als sei nichts geschehen.
    Aber jeden Augenblick mochte die Katastrophe doch noch eintreten. Rhodan holte aus einer seiner Taschen die flache Kombiwaffe hervor und versteckte sie unter dem Tisch. Nur aus dem Fingerspitzengefühl heraus trennte er den Lauf vom Griffaggregat, entnahm ebenso unauffällig dem Reparaturset ein dünnes Multicore-Kabel und verband das Energie-Pak mit den Abstrahlfeldern. Den Lauf führte er unter seinem Arm hindurch bis in die rechte Hand.
    Im Notfall konnte er Narmon ald Tiil unauffällig paralysieren.
    Dann allerdings galt es zu handeln - der Hauri würde nicht ewig

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