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1377 - Es lauert im Dunklen

1377 - Es lauert im Dunklen

Titel: 1377 - Es lauert im Dunklen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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und menschlicher Ausdruck mehr, den ich in ihnen sah. Der Vergleich hörte sich übertrieben an, aber gloste in ihnen vielleicht das Feuer der Vorhölle?
    Wie würde mein Kreuz auf sie reagieren?
    Sie schlug nach der Lampe. Ich zog sie schnell genug zurück, sodass die Hand sie nur streifte.
    »Können Sie aufstehen?«
    Sie spuckte nach mir, traf aber nicht.
    »Ich will Ihnen doch nur helfen, sich von diesem verfluchten Bann zu befreien.«
    »Ich will keine Hilfe!« Sie hatte mit tiefer Stimme gesprochen, die sich für mich fremd anhörte, als schien sich etwas in sie hineingestohlen zu haben.
    »Riordan ist der falsche Weg, Cindy!«
    »Nein, er ist meine Zukunft.«
    Ich wusste beim besten Willen nicht, wie ich sie noch überzeugen sollte. Dieses neue und zugleich falsche Denken steckte einfach zu tief in ihr. Aber ich wollte sie nicht aufgeben. Es half nur die Kur durch das Kreuz, das für eine Erlösung sorgte, wie immer die bei ihr auch aussehen mochte.
    Als ich in die Tasche griff und nach meinem Talisman fasste, hielt sich Cindy den linken Knöchel. Sie rutschte von mir weg, sie stieß keuchend den Atem aus und fluchte dabei.
    Ihr Ziel war die Wand. Dort wollte sie sich in die Höhe schieben und den Versuch wagen, sich aufzurichten.
    So weit kam es nicht.
    Und auch ich hielt mich zurück und ließ das Kreuz in der Tasche stecken. Es geschah etwas, mit dem ich schon länger gerechnet hatte.
    Vor mir war der Stollen zu Ende. Aber es gab keinen normalen Ausgang, sondern eine Wand.
    Und dort erschien etwas, das wie eine Projektion aussah und mir den Atem raubte…
    ***
    Riordan tauchte auf. Die Kreatur der Finsternis als gewaltige Schattengestalt, deren Größe über die Deckenhöhe der Höhle hinausging. Ein überdimensionales Bild, ein gewaltiges Etwas, eine dämonische Projektion, die zugleich ein Mensch war.
    Zuerst musste man an einen Mönch denken, denn die Gestalt war in eine Kutte gehüllt. Ein Mönch, der zugleich ein Riese war und seine Kapuze übergestreift hatte.
    Das Gesicht verbarg sie nicht, und so gelang mir ein Blick direkt hinein.
    War es hölzern? War es leblos? Beim ersten Hinschauen wirkte es auf mich wie geschnitzt. Es sah nicht mal hässlich aus. Niemand hätte hinter diesen Zügen einen Dämon vermutet. Es strahlte eine gewisse Menschlichkeit aus, so hätte auch ein Action-Schauspieler aussehen können.
    Den männlichen Mund, das kantige Kinn und die Augen, die eine gewisse Starre besaßen. Sie hatten mit der Dunkelheit der Kutte nichts zu tun und auch nichts mit der etwas helleren Haut, denn sie sahen aus wie dunkelgrüne Diamanten.
    Ein Blick, der nur starrte, der alles sah, der sich allerdings nicht veränderte.
    Das also war Riordan und zugleich eine Kreatur der Finsternis!
    War er das wirklich?
    Ich kannte sie. Trotz dieser Erkenntnis, fiel es mir schwer daran zu glauben. Auf mich machte Riordan den Eindruck eines Sektenführers, eines Predigers, der den Menschen seine Religion verkaufen wollte. Eben als Chef der Kirche der Dunkelheit.
    Natürlich hat auch Cindy Blake ihn gesehen. Wäre sie nicht umgeknickt und hätte normal laufen können, wäre sie ihm sicherlich entgegengerannt. So schaffte sie es nur, ihm die Arme bittend entgegenzustrecken, darauf hoffend, dass er diese Geste verstand und sie zu sich holte.
    Er tat es nicht.
    Er schaute nach vorn und zugleich auch nach unten, weil ich dort stand. Es kam zu einem Kampf der Blicke. Er wich meinem nicht aus, und ich seinem auch nicht. Jeder versuchte, in den Augen des anderen zu lesen und ihn niederzuzwingen.
    Nichts passierte. Die Zeit verstrich, und ich ließ zunächst das Kreuz in der Tasche stecken. Ich lauerte darauf, von ihm angegriffen zu werden, doch das tat er nicht.
    Wenn er eine Kreatur der Finsternis war, dann gab es ihn nicht nur so, wie ich ihn sah, sondern auch sein anderes Gesicht, sein dämonisches, wobei es nicht bei dem Gesicht blieb, sondern bei seiner gesamten Gestalt, die in den Urzeiten nichts mit der eines Menschen zu tun gehabt hatte. Sie war stets scheußlich, abstoßend und auch widerlich.
    Ich fasste in die rechte Tasche. Eine oft durchgeführte Bewegung, und ich ließ meine Hand über das Kreuz hinweggleiten, dessen Wärme mich beruhigte.
    Sollte ich angreifen? Oder überließ ich ihm den ersten Schritt?
    Das Nachdenken war schnell vorbei, denn er handelte. In seine Gestalt geriet Bewegung, wobei der Kopf davon nicht betroffen war.
    Er blieb nach wie vor starr auf seinem Hals.
    Aber die Kutte öffnete sich.

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