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138 - Die Pestburg

138 - Die Pestburg

Titel: 138 - Die Pestburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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paar Äste hinein, dann füllte ich die Tonkrüge mit Wein. Libussa trank einen Schluck, nickte anerkennend und sah mich an. Ihre bernsteinfarbenen Augen glühten wie die einer Raubkatze. Anmutig strich sie das Haar aus der Stirn und schüttelte den Kopf. Ihr Anblick ließ meinen Puls schneller schlagen.
    „Morgen ist es soweit", flüsterte sie fast unhörbar.
    „Was ist soweit?" fragte ich neugierig.
    „Morgen werde ich einen Geist beschwören!"
    „Einen Geist", murmelte ich beunruhigt.
    „Ich habe alle notwendigen Gegenstände beisammen, und die Beschwörung kann ich auswendig. Der dämonische Geist wird mir gehorchen müssen."
    Der Ton ihrer Stimme jagte mir Furcht ein.
    „Wozu willst du einen Geist rufen?"
    „Er soll mir den Namen des Schrecklichen verraten!"
    „Der Schreckliche", hauchte ich mit versagender Stimme.
    „Ich will erfahren, wo der nächste Hexensabbat stattfindet, bei dem der Schreckliche den Vorsitz führt."
    „Du bist verrückt, Libussa. Laß es bleiben, ich flehe dich an. Die Kräfte des Bösen werden dich vernichten."
    „Es bleibt mir keine Wahl, Gabor. Die Karten verraten mir, daß in der morgigen Nacht die Gestirne günstig für eine Beschwörung sind. Ich muß es tun, und niemand kann mich aufhalten."
    Ihr schönes Gesicht verwandelte sich in eine haßerfüllte Fratze, die mich abstieß.
    „Du mußt wissen, Gabor, daß sich in aller Welt die Dämonen, Hexen, Werwölfe, Vampire und andere schauerlichen Geschöpfe zu einer großen Familie zusammenschließen. Sie wollen die Menschen vernichten, und das muß verhindert werden. Ich werde Mitstreiter finden, die unter meiner Anleitung den Kampf aufnehmen werden."
    Werwölfe, Dämonen und Vampire, dachte ich verbittert, damit schreckte man kleine Kinder in Form von Märchen und phantasievoll ausgeschmückten Sagen, doch erwachsene Menschen glaubten solch einen Unsinn nicht mehr. Aber Libussa dachte da anders.
    „Ich kann deine Gedanken förmlich lesen, Gabor. Jetzt redet sie wieder einmal wirr, nicht wahr? Du glaubst nicht an diese unheimlichen Geschöpfe, das weiß ich. Aber morgen werde ich dir beweisen, daß es sie gibt, denn du sollst dabei sein, wenn ich den Geist rufe!"
    Das hatte sie geschickt eingefädelt.
    Fritzlar lag hinter uns, und wir fuhren nun in Richtung Homberg, wo sich die uralte Ruine aus der Heidenzeit befinden sollte, in der Libussa die Beschwörung durchführen wollte.
    Bizarr geformte Gewitterwolken rasten über den Himmel, und die Landschaft war in ein düsteres Licht getaucht. Ein eisiger Wind schlug uns entgegen, der den Winter ahnen ließ.
    Blitze und Donnerkrachen begleitete unsere Fahrt, doch es fiel nicht einmal ein Tropfen Regen. Libussa schien das abscheuliche Wetter nicht zu stören, wie üblich war sie vergnügt und heiter.
    „In einer Stunde hat sich das Gewitter verzogen", sagte sie überzeugt.
    Ich konnte es nicht glauben, doch ihre Feststellung erwies sich als richtig, denn ein makellos blauer Himmel spannte sich über uns, als wir die Ruine erreichten.
    Die schwarzen Steine waren mit Schlingpflanzen, Hecken und Sträuchern bewachsen. Von den vermoderten Mauern ging ein ekliger Fäulnisgestank aus, der sich schwer auf die Brust legte.
    Sie verschwand zwischen den Trümmern, und ich richtete das Lager her. Den ganzen Tag hatte sie nichts gegessen und nicht einen Schluck getrunken.
    Mühsam würgte ich ein paar Weintrauben und Äpfel zum Abendbrot hinunter. Rasch wurde es dunkel, doch ich durfte das Feuer nicht entzünden, denn damit verscheuchte ich vielleicht den Dämon oder verzögerte sein Erscheinen.
    Ungeduldig schritt ich hin und her, irgendwo kreischten einige Nachtvögel, und selten zuvor hatte ich eine sternenklarere Nacht erlebt. Der hochstehende Vollmond breitete seinen Schein über die Ruine, die nun silbrig schimmerte.
    Plötzlich stand Libussa auf einem Steinblock und winkte mir zu. Bis auf eine Kette war sie nackt. Das Haar hatte sie zu zwei Zöpfen geflochten, die zwischen ihren Brüsten verknüpft waren. Auf ihrer Stirn, dem Bauch und den Beinen erkannte ich fremdartige Zeichen, die mir vollkommen unbekannt waren.
    Ich durfte von jetzt an bis zum Ende der Zeremonie kein Wort sprechen und sollte mich möglichst weit im Hintergrund aufhalten und unter keinen Umständen, was auch immer geschehen möge, eingreifen.
    Mein Herz schlug schneller, als ich Libussa in die Ruine folgte. Der bestialische Gestank wurde von Rosenwasser überdeckt. Sie führte mich in einen großen Raum, wenn man

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