1380 - Blonder Satan Cynthia
braucht es schon etwas. Ich habe mal einen Wachmann niedergeschlagen, der mich auf meiner Tour erwischt hat. Darüber hinaus bin ich nie gewalttätig geworden. Ich weiß auch nicht, warum das alles passiert ist.«
»Kann es nicht mit Ihrem letzten Einbruchversuch zusammenhängen?«, fragte ich vorsichtig.
»Sie meinen den vor einigen Stunden?«
»Genau ihn.«
Cynthia lehnte ihren Hinterkopf gegen die Wand und schaute mit verdrehten Augen gegen die Decke. »Ich wusste nicht viel von diesem seltsamen Paar. Ich habe nur erfahren, dass sie ein sehr eigenes Leben führen und nicht eben unvermögend sind. Da habe ich es eben versucht. Ich wusste allerdings nicht, wer diese beiden wirklich waren.« Sie schaute mich fast flehend an. »Haben Sie denn eine Erklärung?«
Ich konnte ihr nicht helfen, und von irgendwelchen vagen Vermutungen wollte ich nicht sprechen. »Nein, Cynthia, ich weiß es auch nicht.«
»Aber Sie werden etwas unternehmen, oder?«
»Natürlich. Es bleibt mir auch nichts anderes übrig. Ich werde versuchen, diese Person zu stellen, die Sie hier gesehen haben und die offenbar Jane Collins niedergestochen hat.«
»Nur Sie?«
Mir war klar, auf wen sie anspielte. »Sie denken an Alain und Norma?«
»Klar.«
»Norma gibt es nicht mehr.«
»Bitte?« Das Wort hatte sie nur gehaucht, so sehr war sie von meiner Antwort überrascht worden.
»Ja, sie existierte nicht mehr. Ich habe sie ausschalten müssen.«
»Dann ist sie… tot?«
»So kam man es nennen. Nur ist sie keines normalen Todes gestorben.« Ich nahm jetzt kein Blatt mehr vor den Mund und konfrontierte sie mit der Wahrheit.
Die Artistin erlebte einen nicht eben gelinden Schock. Sie drückte sogar ihren Handrücken gegen die Lippen, um einen Schrei zu unterdrücken. Erst nach einer Weile konnte sie wieder sprechen.
»Dass es so was überhaupt gibt, das kann ich… das kann ich … nicht begreifen.«
»Sie müssen es mit glauben, Cynthia.«
»Aber ich…«
In diesem Moment stieß jemand die Tür des Wohnmobils auf, und zwar heftig. Im Gegensatz zu mir musste Cynthia sich nicht umdrehen, sie sah, wer das Fahrzeug betreten hatte.
Es war nicht Suko, womit ich gerechnet hatte. Völlig außer Atem stand die kleine Frau namens Teresa im Wagen. Sie wollte reden, aber sie musste sich erst fangen und die richtigen Worte finden.
»Kommen Sie… kommen Sie sofort …«
»Was ist passiert?«, wollte ich wissen.
»Es ist… ist schrecklich!«
»Was?«
»Es hat… einen Toten gegeben!«
Ich wusste nicht, was geschehen war, aber ich blieb keine Sekunde länger mehr auf meinem Platz…
***
Es war eine Szene, die man sich als Mensch nicht eben wünschte.
Suko stand da und hielt den Toten fest, der durch einen Kehlenschnitt ums Leben gekommen war.
Wenig Sekunden lang wirkte alles wie eingefroren, dann hatte Suko den Schock überwunden und drückte die Leiche wieder zurück in die Enge des Kassenhäuschens.
Er hörte die Tritte und das heftige Atmen, und wenig später stand Teresa neben ihm. Er wollte ihr den Anblick ersparen und die Tür zudrücken, doch Teresa war schneller. Sie streckte den Arm vor und hielt die Tür auf.
»O Gott«, flüsterte sie nur.
Ein Blick reichte ihr. Danach trat sie zurück, schlug ein Kreuzzeichen, schloss die Augen und schüttelte den Kopf. Da sie am gesamten Leib anfing zu zittern, war Suko bereit, sie aufzufangen, wenn sie kippte, doch das brauchte er nicht. Sie hatte sich auch so wieder in der Gewalt und öffnete die Augen erneut. Jetzt aber flossen Tränen aus ihren hervor.
»Wir haben es leider nicht verhindern können«, sagte Suko leise.
»Wir müssen davon ausgehen, dass sich der Täter oder die Täterin noch in der Nähe aufhält und sich nur versteckt hat, um auf eine günstige Gelegenheit zu warten.«
»Um Himmels willen. Glauben Sie denn, dass noch mehr Menschen sterben sollen?«
»Verneinen kann ich diese Frage leider nicht.«
Teresa schlug die Hände über dem Kopf zusammen. »Aber warum? Warum tut man so etwa?«
»Ich kann Ihnen leider nicht sagen, welche Motive dahinter stecken. Aber wir werden sie herausfinden.«
»Das hängt doch mit Cynthia Black zusammen, nicht wahr?«
»Ja, so denke ich auch.«
»Und warum das alles? Was hat sie getan?«
»Ich kann es Ihnen nicht sagen, Teresa. Es ist auch über uns gekommen wie eine plötzliche Explosion. Die Welt ist für eine bestimmte Anzahl von Menschen eine andere geworden, und möglicherweise stecken Kräfte dahinter, von denen wir uns noch
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