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1381 - Romanze in Psi

Titel: 1381 - Romanze in Psi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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war auch nicht ihr Verdienst, daß sie anders veranlagt war. Sie hatte noch nicht einmal geahnt, daß sie „echte" Psi-Fähigkeiten besaß. Gewiß, sie hatte stets einen auffallend geringen Verbrauch von Paratau gehabt, aber so etwas gab es ab und zu. Daß sie auch ohne die Tränen auskommen könnte, war weder ihr noch irgendeiner anderen Kartanin jemals in den Sinn gekommen.
    Sie konnte froh sein, daß sie ihre Fähigkeiten behalten hatte, und sie war es auch. Aber als sie jetzt Mou-Mou, Lau-Teh und Via-Asa vor sich sah, fühlte sie sich trotzdem schuldig, weil sie diese Fähigkeiten noch besaß, die anderen aber nicht. Es hätte jede einzelne von ihnen treffen können, und jede andere hätte es vielleicht schneller und leichter verdaut. Ge-Liang war anders beschaffen. Sie wußte plötzlich nicht mehr genau, wie sie ihre Fähigkeiten einschätzen sollte.
    Natürlich war es unter den gegebenen Umständen ein unschätzbarer Vorteil, daß Ge-Liang ihre Fähigkeiten noch besaß - aber ein Vorteil für wen? Für die Gruppe ganz sicher, für Salaam Siin auch, vielleicht sogar für das Galaktische Expeditionskorps - aber auch für Ge-Liang?
    Salaam Siin war nicht der einzige, der gewisse Veränderungen in der Gruppe jeder Kartanin beobachtete, sicher aber der einzige an Bord der HARMONIE, der sich darüber amüsierte.
    Ge-Liang jedenfalls fand das Ganze gar nicht amüsant.
    Mit ihren Psi-Fähigkeiten verloren die weiblichen Kartanin nach und nach auch das Gefühl, ihren männlichen Artgenossen überlegen zu sein. Das war ein sehr langsamer Prozeß, aber er machte Fortschritte. Gleichzeitig verloren die männlichen Kartanin das Gefühl der biologischen Unterlegenheit.
    Die beiden Gruppen kamen sich näher, und das war der Grund, weshalb Ge-Liang-P'uo mit besonderem Nachdruck auf die Einhaltung verschiedener Regeln pochte.
    Sie war sich nur nicht ganz klar darüber, ob sie es tatsächlich um der nötigen Disziplin willen, zum Wohl der ganzen Gruppe, tat oder ob nicht vielleicht doch auch ein wenig Neid im Spiel war.
    Es war kein Geheimnis, daß Tru-Zen seinen etwas eigenwilligen Humor besonders dann hervorkehrte, wenn Oni-Bas in der Nähe war, und daß Pra-Kit mit Mou-Mou lange Gespräche über Kunst führte. Auch bei den anderen deuteten sich gewisse Gemeinsamkeiten an. Es waren Kleinigkeiten, gewiß, und die Hohen Frauen hatten keine Dummköpfe auf diese Expedition geschickt. Jeder Kartanin an Bord der HARMONIE wußte, wie er sich zu benehmen hatte. Das galt sowohl für die weiblichen als auch für die männlichen Expeditionsteilnehmer.
    Ge-Liang-P'uo brauchte sich keine Sorgen um die Moral in ihrer Gruppe zu machen, und sie tat das auch nicht.
    Aber sie machte sich Sorgen um sich selbst.
    Wenn es so weiterging, dann würde sie zur Außenseiterin werden.
    In gewisser Weise war sie das jetzt schon. Sie war die einzige Esper, und sie begriff zum erstenmal in ihrem Leben, daß derartige Fähigkeiten auch sehr unangenehme Seiten haben konnten.
    Sie seufzte und konzentrierte sich auf Mou-Mou, Lau-Teh und Via-Asa.
    Es war nicht schwer, den dreien wieder zum Bewußtsein zu bringen, was es mit der Lehre von den Sechs Tagen auf sich hatte. Sie hatten es im Grunde genommen nie vergessen. Sie hatten einfach zuviel von dem mitbekommen, was Salaam Siin - und auch Ge-Liang - in den letzten Gesang gelegt hatte.
    Sie waren durch diesen Gesang nicht zu Dienern des Hexameron geworden - so schnell ging das nicht.
    Aber sie hatten angefangen, darüber nachzudenken, ob dieser Glaube nicht vielleicht doch auch seine Wahrheiten haben mochte. Auch das allein war nicht bedenklich, denn solche Gedanken kamen wohl jedem. Aber es war bedenklich, wenn es an einem Ort wie diesem geschah.
    Mou-Mou, Lau-Teh und Via-Asa merkten nicht viel von dem, was Ge-Liang tat. Die vier Kartanin unterhielten sich miteinander, und nach einiger Zeit änderten sich die Aussagen der drei „Patientinnen" kaum merklich, ganz allmählich. Und als sie schließlich aufstanden, um sich ebenfalls in der Siedlung umzusehen, waren sie sich der Tatsache bewußt, daß sie sich in einer sehr feindseligen Umgebung befanden, in der sie kein einziges falsches Wort sagen durften.
    Ge-Liang sah ihnen nach und hatte - entgegen aller Vernunft - ein schlechtes Gewissen.
    Stellte sie sich mit den Hauri auf eine Stufe, wenn sie solche „Operationen" vornahm?
    Aber andererseits waren Mou-Mou, Lau-Teh und Via-Asa schließlich nicht von selbst auf diese Ideen gekommen. Ge-Liang hatte ihnen

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