1381 - Wanderer zwischen den Welten
alles klar.«
»Nein, nicht so ganz«, sagte Jane.
Professor Hellman verdrehte die Augen. »Was gibt es denn jetzt noch für ein Problem.«
»Dass ich John Sinclair nicht anrufen möchte. Zumindest jetzt noch nicht, wenn Sie verstehen.«
»So ist das…«
»Ja, Sir. Es geht nicht um meinen Beruf. Ich muss nur bei mir zu Hause anrufen. Man erwartet mich dort, und man wird sich Sorgen machen. Es ist nur ein kurzes Gespräch, das verspreche ich Ihnen. Außerdem sind wir hier allein. Bitte, springen Sie über Ihren Schatten.«
Der Professor atmete scharf aus. Er ließ auch ein Brummen hören, und er schüttelte den Kopf. Aber diese Bewegung kam Jane nicht so endgültig vor, und so schöpfte sie Hoffnung.
»Bitte. Sie wissen doch, dass Ausnahmen die Regel bestätigen. Tun Sie mir den Gefallen.«
Der Arzt focht einen inneren Kampf aus.
»Bitte…«
»Meine Güte, Sie… Sie …«
»Ich bitte Sie nur um einen kleinen Gefallen, das ist alles. Nicht mehr und nicht weniger.«
Er schaute sie an.
Jane hielt dem Blick stand. Sie lächelte dabei.
»Ein Gespräch nur.«
»Versprochen.«
»Gut.«
Der Professor stand auf und verließ die Station. Er schloss die Tür leise hinter sich und ließ Jane allein zurück, die daran dachte, dass sie nicht gelogen hatte. Sie würde tatsächlich nicht ihren Freund John anrufen, sondern die Person, die bei ihr wohnte.
Es war Justine Cavallo, die Vampirin, die auch als blonde Bestie bezeichnet wurde.
Natürlich war Jane ihr keine Rechenschaft darüber schuldig, was sie tat oder nicht tat. Ihr Verhältnis zueinander war sehr ambivalent, und Jane glaubte nicht daran, dass sie sich Sorgen machte, aber Justine sollte wissen, wo sie sich befand.
Der Professor kehrte zurück. Er hielt kein normales Handy in der Hand, sondern einen Apparat, den er von einer Station genommen hatte.
»Bitte sehr.«
Jane nahm das Telefon entgegen. »Danke.«
Der Professor blieb noch vor dem Bett stehen und schaute ihr ins Gesicht.
»Noch mal, nur ein Gespräch, und das sollten Sie auch zeitlich begrenzen, Miss Collins.«
»Ich verspreche es.«
»Gut, dann lasse ich Sie allein.«
Mit einem nicht sehr glücklichen Gesichtsausdruck verließ der Arzt das Zimmer.
Jane wartete, bis sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, dann tippte sie die Nummer. Jetzt merkte sie schon, dass sie noch sehr schwach war, denn der Apparat kam ihr plötzlich verdammt schwer vor.
Das Freizeichen! Einige Male tutete es durch, und Janes Hoffnung sank mit jedem Laut.
Bis sie plötzlich aufschreckte.
»Ja!«
Justine Cavallo war doch da, und sie hatte dieses eine Wort hart ausgesprochen.
»Ich bin es – Jane…«
Für die Dauer einiger Sekunden hörte sie nichts. Auch kein Atmen, was bei einer Blutsaugerin auch nicht möglich war. Dann hatte sich Justine von ihrer Überraschung erholt.
»Du bist es wirklich?«
»Klar.«
»Was ist mir deiner Stimme?«
»Spielt keine Rolle, Justine. Ich will dir nur sagen, wo ich bin und was zuvor passiert ist.«
»Okay, ich höre.«
Die Cavallo sprach wie eine normale Frau. Ein Fremder hätte nie vermutet, was sie tatsächlich war. Und sie hörte zu, ohne Jane mit einem Wort zu unterbrechen. Die Detektivin fasste sich so kurz wie möglich, ohne etwas Wichtiges auszulassen, und zum Schluss hörte sie Justine stöhnen.
»Da hast du ja verdammtes Glück gehabt.«
»Stimmt.«
»Du musst also noch in dieser Klinik bleiben.«
»Wie es aussieht, schon.«
»Wie lange?«
»Kann ich dir nicht sagen.«
»Okay, aber der Fall ist noch nicht beendet. Das sollte dir ebenfalls klar sein.«
»Ist es auch«, sagte Jane. »Da mache ich mir keinen Kopf, denn John und Suko sind an der Sache dran.«
»Ah ja. Sag mir trotzdem den Namen der Klinik, in die man dich geschafft hat.«
Jane gab ihr Auskunft, aber zu mehr kam sie nicht, denn Professor Hellman öffnete die Tür. Augenblicklich beendete Jane das Gespräch und legte den Apparat vor sich auf die Decke.
Der strenge Gesichtsausdruck des Mannes weichte auf, als der Arzt sah, dass Jane sich an seine Regeln gehalten hatte.
»Sehr schön«, sagte er.
»Ein Gespräch.«
»Sicher. Vertrauen gegen Vertrauen. Doch es hat schon recht lange gedauert.«
»Wenn man so plötzlich in ein Krankenhaus eingeliefert wird, gibt es immer etwas zu regeln. Ich denke, dass Sie das verstehen, Professor.«
»Und ob.« Er warf Jane noch einen letzten Blick zu, nickte und lächelte dann. »Ich denke, dass Sie jetzt schlafen sollten. Entspannen Sie sich.
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