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1383 - Hexenfriedhof

1383 - Hexenfriedhof

Titel: 1383 - Hexenfriedhof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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weiß du«, flüsterte Elvira. »Wir führen unser Leben, und viele von uns sind in der Gesellschaft integriert. Sie fallen nicht auf, aber sie sind trotzdem Hexen. Wir verlassen uns darauf, wir tun niemand etwas Böses, aber wir wollen auch, dass man uns in Frieden lässt. Das ist oftmals nicht zu machen. Es gibt immer wieder Menschen, die das anders sehen und uns mit den Hexen in Verbindung bringen, die es in früheren Zeiten mal gegeben hat und die oft auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurden. Natürlich zu unrecht, aber das ist eine andere Geschichte. Ich habe nicht mehr viel Zeit. Der Tod schwebt bereits über mir, und ich habe dich nicht grundlos herkommen lassen, Jane. Ganz bestimmt nicht.« Sie hustete wieder, doch es erschien kein Blut vor ihren Lippen. »Du solltest mich wirklich mit anderen Augen sehen, denn ich habe dich nicht grundlos auserwählt. Im Gegensatz zu manchen anderen bist du jemand, der etwas erreichen kann.«
    »Was soll ich tun?«
    »Mein Erbe übernehmen.«
    Jane überlegte. Bis jetzt konnte sie sich nicht vorstellen, was es damit auf sich hatte. Das Erbe oder Testament bestand bestimmt nicht aus materiellen Dingen. Geld würde sie nicht erben. Da musste es schon etwas anderes geben, und wenn Jane ehrlich gegenüber sich selbst war, dann fürchtete sie sich ein wenig davor. Deshalb konnte sie nicht direkt zustimmen.
    Das merkte Elvira wohl. »Bitte, gib mir noch etwas Tee.«
    »Gern.« Die Kanne und die Tasse standen in Reichweite. Jane schenkte das Gefäß halbvoll und half der alten Frau beim trinken. Es war ein Kräutertee, der ein intensives Aroma ausströmte, aber er tat der alten Frau gut, denn sie leerte die Tasse bis zum letzten Tropfen, bevor sie fragte: »Hast du dich entschieden?«
    »Ja und nein«, erklärte Jane.
    »Das ist nicht gut.«
    »Ich weiß ja nicht, was du mir vererben willst und wie dein Testament aussieht. Da bin ich völlig überfragt, und du wirst einsehen, dass es auch für mich ein großes Risiko ist.«
    »Ja, das weiß ich. Trotzdem solltest du stolz auf das sein, was ich dir vererben will. Noch einmal, es ist kein Geld, es kann kein Geld sein, was du auch nicht nötig hast. Es ist Kraft, Jane Collins. Ja, ich will dir meine Kraft vererben, bevor es mit mir zu Ende geht. Verstehst du das?«
    Jane Collins nickte. Ja, sie hatte verstanden und konnte es trotzdem nicht richtig fassen. Sie wusste auch jetzt nicht so recht, ob sie annehmen oder ablehnen sollte, denn alles kam ihr zu vage vor.
    »Welche Kräfte?«, flüsterte sie.
    »Alle, meine Liebe. All meine Kräfte wirst du erlangen. Du wirst vieles können und die Welt oft mit anderen Augen sehen. Aber du musst dich jetzt entscheiden, denn mir bleibt so gut wie keine Zeit mehr.« Ihr Blick erhielt wieder eine gewisse Festigkeit. »Nun, was ist?«
    Es war schwer, sich innerhalb so kurzer Zeit zu entscheiden, und Jane fühlte sich auch jetzt noch überrumpelt.
    »Ich weiß es nicht genau«, erklärte sie flüsternd. »Ich bin mir wirklich nicht sicher.«
    »Wenn ich gestorben bin, sind meine Kräfte verloren. Dann hast du Pech gehabt.«
    »Ja, das glaube ich dir. Aber wie willst du sie mir in dieser kurzen Zeit vermitteln? Ich hätte früher erscheinen sollen, jetzt kann es zu spät sein.«
    »Nein, das ist es nicht.« Wieder funkelten die Augen der alte Hexe. Jane ahnte, dass etwas Wichtiges und Entscheidendes auf sie zukam, und sie fühlte sich innerlich von einem Spannungsbogen erfasst. Die wichtige Antwort ließ eine Weile auf sich warten. Als sie dann erfolgte, zuckte Jane zusammen, weil sie doch überrascht war.
    »Ich werde dir meine Kräfte übergeben. Ich werde sie dir einhauchen. Ich gebe dir den Rest meines Lebens…«
    Jane Collins sagte nichts. Diese Erklärung hatte sie wirklich überrascht. Sie musste schlucken, und es dauerte eine Weile, bis sie sich gefangen hatte.
    »Einhauchen…?«
    »Ja.«
    »Wie soll das gehen.«
    Elvira zeigte, dass sie noch voll da war und auch grinsen konnte.
    »Indem ich dich küsse, Jane…«
    ***
    Überraschungen können positiv und auch negativ sein. Diese hier empfand Jane Collins als negativ. Sie schüttelte in einer ersten Reaktion den Kopf. Automatisch ballte sie dabei ihr Hände zu Fäusten.
    Sie wollte schon fragen, ob es ein Witz war, aber sie brauchte nur einen Blick in das Gesicht der alten Hexe zu werfen, um erkennen zu können, dass es ihr mit dieser letzten Antwort verdammt ernst gewesen war.
    Elvira hatte Jane nicht aus den Augen gelassen, damit ihr keine

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