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1383 - Hexenfriedhof

1383 - Hexenfriedhof

Titel: 1383 - Hexenfriedhof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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war…
    ***
    Getäuscht!, schoss es ihr durch den Kopf. Ich habe mich tatsächlich getäuscht. Lucy, die harmlose Lucy… Verdammt, die gibt es nicht!
    Sie ist nicht so harmlos. Sie ist ganz anders. Sie gehört zu Elvira und ist ihr hörig. Ich hätte es mir denken können!
    Jane ärgerte sich, dass sie sich durch Lucys harmloses Äußeres hatte täuschen lassen. Wenn sie sich weigerte, die alte Hexe zu küssen, würde Lucy abdrücken.
    »Weißt du, was ich hier in der Hand halte, Jane?«
    »Das kenne ich. Eine Waffe. Aber ich rate dir, Lucy, mach dich nicht unglücklich!«
    »Auf keinen Fall werde ich das. Wenn sich jemand unglücklich macht, dann bist du es, Jane. Aber nur, wenn du nicht das tust, was man von dir verlangt!«
    Jane Collins hatte eine andere Haltung angenommen. Der Waffendruck hatte ihren Kopf und auch den Körper leicht nach vorn gedrückt, sodass sie in einer etwas unbequemen Haltung hockte. Der Ausweg aus dieser Lage war ihr um einiges erschwert worden, und sie wusste auch, dass Lucy in der letzten Konsequent schießen würde, wenn Jane nicht tat, was man von ihr verlangte.
    »Warum tust du es nicht, Lucy? Bitte, ich gönne dir die Macht. Du wirst zu einer Königin und…«
    »Nein, Jane, nein! Wenn es so wäre, hätte ich es schon längst getan. Aber Elvira will dich und nicht mich. Hast du das nicht kapiert?«
    »Doch, das… das habe ich«, gab Jane zu.
    »Dann tu, was man von dir verlangt!«
    Jane hatte die Worte sehr wohl verstanden. Sie gab allerdings keine Antwort. Ihr Blick war weiterhin auf Elvira gerichtet. Die alte Hexe lag in unveränderter Haltung auf dem Bett. Die letzten Minuten hatten sie angestrengt, das war auch an ihrem Gesicht abzulesen.
    Es wirkte noch erschöpfter und eingefallener. Die Augen besaßen so gut wie keinen Glanz mehr. Die Lippen zitterten, und Jane sah wieder den dunklen Film, der sich darüber gelegt hatte.
    »Du hast nicht mehr viel Zeit, Jane!«, erklärte Lucy und verstärkte den Druck der Waffe. »Wirklich nicht. Deine Zeit ist so gut wie abgelaufen. Der Kuss dauerte nicht ewig – im Gegensatz zum Tod. Es wird mir nichts ausmachen, auch dich als Leiche hier zu haben und später entsorgen zu müssen.«
    Jane schwieg und tat weiterhin erst mal gar nichts. Lucy brauchte nur den Abzug der Waffe zu ziehen, dann war es aus. Eine Kugel in den Kopf – das war etwas anderes als ein Stich mit dem Messer, dessen Spitze ein künstliches Herz nur gestreift hatte.
    Die Angst lastete als schwerer Druck auf ihr. Sie merkte ihr Zittern, und sah auch den lauernden Blick der Todgeweihten. Jane las darin sogar einen gewissen Triumph, und sie verkrampfte sich innerlich. Man hatte sie in eine Falle gelockt!
    »Fang an, verdammt!«
    Lucy hatte den Befehl gezischt, und Jane wusste, dass es zunächst keinen anderen Ausweg gab.
    Schon jetzt ließ das Gefühl des Ekels eine Gänsehaut bei ihr entstehen, aber sie beugte ihren Oberkörper nach vorn.
    Jane rechnete damit, dass sich der Druck der Waffe lösen würde.
    Das trat nicht ein. Sie folgte ihren Bewegungen, da war Lucy ganz der eiskalte Profi.
    Immer mehr näherte sich Janes Lippen dem Mund der Alten. Er war lappig und nach unten hängend.
    Elvira schaute Jane entgegen. Sie öffnete auch den Mund. Jane warf einen Blick hinein und sah in der Gaumenhöhle etwas Dunkles, das feucht schimmerte.
    Es war die Zunge der Alten. Und der Gedanke, mit ihr Kontakt zu bekommen, ließ bei Jane den Ekel noch mehr ansteigen. Innerlich schüttelte sie sich. Was sie hier tun sollte, gehörte zu den schlimmsten Dingen, zu die man sie je gezwungen hatte, und schon jetzt drang aus ihrem Mund ein leises Röcheln.
    Sie roch die Alte.
    Da wehte ihr der muffige Geruch entgegen. Aus dem Mund, aus der Kleidung, und er vermischte sich mit den Duft der Kräuter, der auch hier allgegenwärtig war.
    »Mach schon!«, zischelte Lucy.
    Jane hielt den Atem an. Sie wollte an nichts denken und einfach nur eine neutrale Person sein.
    Eine Sekunde später drückte sie ihre Lippen auf den lappigen Mund der alten Hexe…
    ***
    Es war egal, wo wir uns aufhielten, denn wir mussten abwarten, was die Fahndung ergab.
    Da es angefangen hatte zu regnen und die Temperatur in herbstliche Tiefen gefallen war, hatte wir uns in den Rover gesetzt und warteten dort.
    Glenda saß sehr nachdenklich auf dem Beifahrersitz und grübelte vor sich hin.
    »Was hast du für Probleme?«, fragte ich.
    »Ich keine. Aber ich denke an Jane und frage mich, ob es gut für sie gewesen ist, was sie

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