1384 - Die Blut-Ruine
irritiert mich, Justine.«
»Warum?«
»Weil ich deine Neugierde vermisse. Du willst doch sonst immer alles erfahren.«
»Nur wenn es mich etwas angeht und mich direkt oder indirekt betrifft.«
»Und du bist sicher, dass dies hier nicht der Fall ist?«
Bisher hatte Justine immer schnell geantwortet, das passierte jetzt nicht mehr. Sie wurde still und nachdenklich. Mit der Zunge leckte sie über ihre Lippen hinweg. Ich ließ sie in Ruhe nachdenken, und nach einer Weile nickte sie.
»Ich weiß nicht, weshalb sie wieder hier ist.«
»Zumindest wollte sie etwas von mir. Serena ist eine Vampirin, du bist es auch, und beide seid ihr Mallmann zugetan.«
»Das ist vorbei«, erklärte Justine und schüttelte unwillig den Kopf. »Auch wenn du es anders siehst, John, es ist…«
Ich unterbrach sie. »Ich weiß, meine Liebe. Aber diese Serena wurde nicht grundlos geschickt, und sie ist bestimmt nicht von nebenan gekommen.«
»Ja, da hast du Recht.«
»Also woher?« Ich war der Meinung, dass die Cavallo die Antwort kannte, aber sie traute sich noch nicht, mich mit Informationen zu versorgen.
»Nicht aus dieser Welt. Wir können davon ausgehen, dass dich Serena aus der Hexenwelt besucht hat, wo sie mit Assunga und auch Mallmann lebt.«
»Danke, aber das Erlebnis auf dem Hexenfriedhof hat mir gereicht.«
»Sieh es anders. Assunga hat sich gewandelt. Sie ist jetzt keine Einzelgängerin mehr. Ich habe mit Jane über den Hexenfriedhof gesprochen, und wenn ich sie richtig verstanden habe, war Assunga sogar bereit, eine ihrer Hexen für Mallmann zu opfern, damit er sich durch das Blut stärken kann.«
»Das weiß ich alles, aber diese Geschichte ist vorbei.«
»Für sie wohl nicht, John«, meldete sich Jane Collins.
»Wie meinst du das?«
»Sie wollen neues Blut. Anderes und frisches, und es kann sein, dass sie diese Serena deshalb vorgeschickt haben.«
Diesmal musste ich lachen. »Ach ja, und dann kommt sie zu mir und will mein Blut trinken? Ausgerechnet meines? Nein, nein, so läuft der Hase nicht.«
»Sie muss nicht unbedingt an deinem Blut interessiert sein«, gab Justine zu bedenken.
»An was sonst?«
»Mallmann und Assunga können sie als Lockvogel eingesetzt haben. Als Mallmann mir damals von ihr erzählte, da war er sehr von ihr beeindruckt. Er hat davon geschwärmt, wie sehr sie ihm doch ergeben sei. Sie würde keinen eigenen Weg gehen wie ich. Er hat sie losgeschickt, wahrscheinlich mit Assungas Segen, davon bin ich fast überzeugt. Möglicherweise soll sie für ihn den flüssigen Nachschub besorgen.«
»Und kommt deshalb zu mir, wie?«
»Das ist unser Problem«, erklärte Jane Collins.
»Wir müssen ein anderes Problem zuerst lösen. Und zwar muss es uns gelinge, sie so schnell wie möglich zu finden.«
»Bravo.« Jane klatschte in die Hände. »Wo sollen wir mit der Suche anfangen? Oder sollen wir so lange warten, bis sie auch bei mir erscheint, um den Lockvogel zu spielen?«
»Das wird sie nicht«, sagte ich. »Die Spur ist gelegt worden. Wir müssen nur dranbleiben.«
»Und wie geschieht das?«
Da war ich überfragt, aber ich schaute auf Justine Cavallo, die sich in den letzten Sekunden zurückgehalten hatte. »Es müsste doch auch in deinem Interesse liegen, eine Lösung zu finden, wenn du dich als unsere Partnerin siehst?«
»Stimmt tatsächlich, so ungern ich das zugebe. Jede Schwächung und Störung könnte uns behindern.« Sie reckte sich und glitt geschmeidig vom Bett. Dann ging sie dorthin, wo sie ihre Kleidung abgelegt hatte. Sie streifte den hautengen Lederanzug über, aber sie sprach dabei nicht, was mich wiederum aufregte.
»Verdammt, du musst doch wissen, wie man an sie herankommt! Du bist lange genug an Mallmanns Seite gewesen!«
»Ja, das war ich. Ich sagte ja bereits, dass er mit mir über Serena sprach. Aber dann war plötzlich alles vorbei, sie wurde nicht mehr erwähnt, weil er ja auf mich zählen konnte.«
»Und wohin ist sie abgetaucht?«, wollte Jane wissen.
»Da können wir nur raten. Ich gehe allerdings davon aus, dass sie sich in seiner Nähe aufhält.«
»Da käme nur die Hexenwelt in Frage.«
»Ja, die Vampirwelt bestimmt nicht.«
Ich sagte nichts und schaute stur vor mich hin. Was hier diskutiert wurde, war mir eine Stufe zu hoch. Wir wussten einfach zu wenig über diese Serena. Dass sie mich besucht hatte, war bestimmt nicht ohne Grund geschehen. Aber warum hatte sie das getan? Warum kam sie in meine Wohnung und verschwand ebenso schnell wieder, ohne dass sie
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