1385 - Die Materiewippe
diesem Zweck an ein Projektionsgerät angeschlossen.
Mehrere Stunden lang sahen sich die fünf Mitglieder der Einsatzgruppe an, was die Pikosyns im Lauf etlicher Tage über die Hauri und ihren Stützpunkt im Talkessel erfahren zu haben glaubten. Die Darstellung war eine schier endlose Folge statistischer Tabellen. Zum Schluß wußte jeder, welches Gebäude den stärksten und welches den schwächsten Publikumsverkehr aufwies, wann die Hauri sich in ihren Baracken einzufinden und wann sie sie wieder zu verlassen pflegten und wie viele Hauri es nach Schätzung des Pikosyns im Talkessel insgesamt gab. Die Zahl belief sich auf 8900.
Unmittelbar war beobachtet worden, und eine statistische Analyse des Vorgangs erwies sich daher als unnötig, daß die Bestandteile des Hypertrop-Zapfers inzwischen aus den fünf Raumfähren entladen und am Nordrand des Landefelds gelagert worden wären. Zu jeder Tages- und Nachtzeit waren wenigstens zweihundert Hauri in der Nähe des Lagerplatzes beschäftigt, und am Abend des 6. November war der Sockel des Zapfers aufgestellt und das erste Antennensegment darauf befestigt worden.
Eine negative Beobachtung war ebenfalls gemacht worden: Von Spence Harbaugh fehlte jede Spur.
Die Pikosyns hatten auch die drahtlose Kommunikation der Hauri aufgezeichnet. Es handelte sich ausnahmslos um lokale Verständigung auf elektromagnetischer Basis. Der Hypersender war kein einziges Mal in Betrieb genommen worden. Die Radiokom-Nachrichten waren wenig aufschlußreich. Gewöhnlich handelte es sich um Anweisungen, die ein Vorgesetzter seinen Mitarbeitern erteilte, und um Bestätigungen, daß die Anweisungen empfangen worden waren. Auf das Vorhaben als Ganzes, auf den Einsatz der Materiewippe, kam keine einzige Kommunikation zu sprechen. Es war, behauptete Gucky, genauso, wie wenn ein Telepath die Gedanken der Hauri zu lesen versuchte. Das, was sich im Vordergrund ihrer Bewußtseine abspielte, war ohne jegliche Bedeutung, und zum Hintergrund ihrer Gedanken hatte der Telepath keinen Zugriff.
Reginald Bull war mit dem Ergebnis der Auswertung höchst unzufrieden. Die Vorstellung, daß er sich jetzt schon seit einer Woche auf Ashkalu befand, ohne seinem Ziel auch nur einen Schritt näher gekommen zu sein, machte ihn zornig. Er kauerte an der Höhlenwand. Es war Zeit zu schlaf en, aber er empfand keine Müdigkeit.
Nikki Frickel schlief in der Nähe des Transmitters. Wido Helfrich hatte sich ein paar Meter weiter vorne gebettet und schnarchte mit Hingabe. Narktor stand auf Wache. Der Mausbiber lag auf seinem Polster und rührte sich nicht. Es ließ sich nicht erkennen, ob er schlief.
Auch Gucky war bisher eine Enttäuschung gewesen, dachte Bull bitter. Natürlich war es nicht seine Schuld. Die Jünger des Hexameron besaßen eine fremde Mentalität, und ihr Bewußtsein war von gänzlich anderer Struktur als das menschliche. Den Hauri bereitete es keine Mühe, solche Gedanken, in denen wichtige Informationen enthalten waren, vor dem Zugriff eines telepathisch begabten Mutanten zu schützen. Andererseits erfüllten sie den Mentaläther mit ihren vordergründigen, uninteressanten Denkimpulsen, und der Geräuschpegel war so hoch, daß der Ilt die mentale Emission Spence Harbaughs bisher nicht hatte wahrnehmen können. Das war die optimistischere der beiden Deutungsmöglichkeiten: Gucky empfing Spence Harbaugh nicht, weil dessen Gedankensignale im Geräusch ertranken. Die andere war wesentlich grimmiger: Es gab Spence Harbaugh vielleicht nicht mehr.
Zu einem Punkt kehrte Reginald Bull auf seiner geistigen Wanderung durch den von den Pikosyns gesammelten Datenwust immer wieder zurück: Ausgerechnet diejenigen Gebäude, die nach seiner Vorstellung die wichtigsten waren, wiesen die geringste Besucherfrequenz auf. Der große Gebäudekomplex am Nordrand des Tales war in sechs Tagen von insgesamt drei Hauri aufgesucht worden; dabei vermutete Bull dort die Schaltstation der Materiewippe. Die sechs Gebäuderinge, die sich um die Gruppe der Abstrahltrichter schlangen, hatten vollends keinen einzigen Besucher aufzuweisen.
Das ließ sich unter Umständen damit erklären, daß die Hauri den Einsatz der Materiewippe gründlich vorbereitet hatten und es daher bis zu dem Augenblick, in dem die Anlage aktiviert wurde, keinen Grund mehr gab, die Schaltstation, die Elemente der Energieversorgung oder die Abstrahlvorrichtung zu besuchen. Aber von der Beobachtung ging eine faszinierende Logik aus, die Reginald Bull in ihren Bann
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