1388 - Die fliegenden Teufel
erster Versuch. Weitere werden folgen, davon bin ich überzeugt. So einfach kommen wir da nicht weg. Wie ich ihn kenne, hat er sich bereits einen Plan zurechtgelegt. Er musste ja davon ausgehen, dass Justine nicht sofort zustimmt.«
»Er wird also weiterhin versuchen, sie in seine Welt zu holen.«
»Richtig.«
»Dann aber mit Gewalt«, sagte Jane.
»So sehe ich das auch. Er wird es nicht hinnehmen, dass sie ihm einen Korb gegeben hat. Mallmann steckt in einem Hochgefühl. Er hat seine Vampirwelt zurück, aber das reicht ihm nicht. Er will wieder die alten Zeiten, und deshalb wird er nicht so leicht aufgeben.«
Jane nickte mir zu und meinte dann: »Ich will mich ja nicht in deine persönliche Planung einmischen, John, aber wäre es nicht besser, wenn du diese Nacht hier bei uns verbringst?«
Ich lächelte sie an. »Du wirst es nicht glauben, aber mit dem Gedanken habe ich tatsächlich gespielt. Es könnte durchaus sein, dass Mallmann noch in den nächsten Stunden etwas von sich hören lässt. Dann sind es sicherlich keine guten Nachrichten.«
»Du möchtest also, dass Justine hier bei mir bleibt?«, erkundigte sich Jane leise.
»Ja, das möchte ich. Denn hier, Jane, ist sie unter Kontrolle. Wenn auch nicht immer, aber irgendwie hat sie auch Vertrauen zu uns gefasst und fühlt sich bei dir wohl.«
»Gut, dass du den letzten Satz noch hinzugefügt hast. Denn kontrollieren kann man eine Justine Cavallo nicht. Sie macht, was sie will, auch wenn sie nicht gerade auf Blutjagd ist.« Sie hob die Schultern und fuhr fort. »Aber du hast Recht, wenn du damit sagen wolltest, dass sie hier mehr unter Kontrolle steht als in der verdammten Vampirwelt.« Jane schaute auf die Uhr und pfiff leise durch die Zähne. »Meine Güte, die Zeit ist vergangen.«
»Wieso?«
»Wir haben bald Mitternacht.«
Ich grinste. »Geisterstunde. Glaubst du daran, dass etwas passieren wird?«
»Mallmann traue ich alles zu.« Jane trat ans Fenster, um in den Hof zu schauen. Es war nichts zu sehen, das uns Sorgen hätte manchen müssen. »Die fliegenden Teufel sind weg. Vielleicht sogar für immer.«
»Klar, Jane. Und Weihnachten fällt zusammen mit Ostern und Pfingsten.«
»Du meinst…?«
»Ja, Jane. Die halten sich versteckt und damit in Bereitschaft. Wie ich es verstanden habe, sind sie Mallmanns Augen.«
»Dann sollten wir unsere Augen auch nicht schließen.«
»Werde ich auch nicht.« Ich stand auf. »Ich werde mal nach oben zu Justine gehen. Ich möchte gern unter vier Augen mit ihr reden. Wenn du dabei bist, ist sie irgendwie reserviert, abweisender und verschlossener. Sie sieht in dir irgendwie eine Konkurrentin. Vielleicht erfahre ich mehr über ihre Zukunftspläne, wenn ich mit ihr allein rede.«
»Tu das. Ich werde hier unten die Stellung halten.«
Ich wollte nicht aus lauter Sympathie hoch zur blonden Bestie gehen. Es konnte sein, dass sie was herausgefunden hatte und es uns nicht sagte. Wir durften nicht vergessen, dass auch sie immer noch nach ihren eigenen Regeln vorging.
Unten an der Treppe blieb ich stehen und lauschte erst mal in die Höhe. Justine verhielt sich still. Nichts schallte zu mir herab. Man hätte meinen können, dass sie eingeschlafen war, nur glaubte ich nicht daran.
Justine und Jane wohnten auf einer Etage, aber nicht in denselben Räumen. Während sich Jane in einer kleinen Wohnung ausbreiten konnte, hatte die Blutsaugerin nur ein Zimmer, und das reichte ihr auch. Sie hatte es nach ihrem Geschmack eingerichtet, es war düster und erinnerte irgendwie an eine Gruft, aber über Geschmack kann man sich bekanntlich ja nicht streiten.
Als ich oben ankam, brannte kein Licht. Aber die Tür zu Justines Zimmer stand offen.
Schon im Flur spürte ich den kühlen Luftzug. Die Cavallo hatte das Fenster geöffnet. Sie hatte es so weit wie möglich aufgezogen, damit sie auf der Fensterbank ihren Platz einnehmen konnte. Sie saß dort mit angezogenen Beinen und stützte sich mit dem Rücken ebenso ab wie mit den Sohlen ihrer Schuhe.
Licht gab es auch. So musste sie nicht in völliger Finsternis sitzen, was ihr jedoch nichts ausgemacht hätte. Auf einem kleinen Tisch stand eine Kugelleuchte, deren Licht einen roten Schimmer abgab.
Es füllte den Raum nicht aus und erreichte auch kaum das Fenster, schwebte aber über die Liegestatt hinweg, und so hätte dieser Raum auch in ein Bordell hineingepasst.
»Komm rein, John. Ich wusste, dass du es unten nicht aushältst.«
»Ja, die Neugierde.«
Justine kicherte fast wie
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