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1388 - Kurier nach Tarkan

Titel: 1388 - Kurier nach Tarkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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immer hier ist", sagte sie mit kräftiger Stimme, „der mag sich zeigen."
    Hinter ihr glitt die Tür ins Schloß. Im Hintergrund des Raumes entstand eine neblige, verwaschene Leuchterscheinung. Im Innern des Lichtfelds waren undeutlich die Umrisse einer humanoiden Gestalt zu erkennen. Die Konturen waren fließend; das Gesicht des Unbekannten war eine ungegliederte Zone der Finsternis. „Wer bist du?" fragte Eirene. „Was für eine Rolle spielt es?" antwortete der Fremde mit rauher, männlicher Stimme. „Ich bin gekommen, um dich zu warnen, Idinyphe."
    Eirene erstarrte, als sie den Namen hörte. So hatte Carfesch, der Bote der Kosmokraten, sie einst genannt. Sie sei eine Kosmokratin, hatte er ihr damals einzureden versucht, und Idinyphe sei ihr rechtmäßiger Name.
    Sie zwang sich zur Ruhe. „Ich kenne dich", sagte sie. „Du bist derjenige, der meine Mutter entführt hat. Du bist der, der zu Atlan gesprochen hat. Du bist ein Bote der Kosmokraten."
    „All das ist unwichtig, Idinyphe", antwortete die rauhe Stimme. „Die Mannschaft dieses Schiffes ist in Gefahr. Niemand durchbricht ungestraft die Grenze der Strangeness. Und magst auch du selbst gegen die Gefahr gefeit sein - was willst du tun, wenn du in Tarkan bist und niemand mehr existiert, der dieses Raumschiff steuern könnte? Wohin wirst du dich wenden?"
    „Ich nehme an, du hast einen Vorschlag für mich", sagte Eirene kalt. „Komm zu uns!" flüsterte der Schemen. „Besinne dich deines Wesens, Idinyphe. Du bist eine Kosmokratin."
    „Abgesehen davon, daß ich nicht weiß, wie man das macht: sich seines Wesens zu besinnen", sagte Eirene: „Wenn ich auf deinen Vorschlag einginge, wäre dann die Besatzung dieses Schiffes außer Gefahr?"
    „Wer kümmert sich um eine Handvoll Sterblicher, Idinyphe?" fragte der Fremde. „Es geht uns um dich.
    Dich wollen wir retten."
    Eirene ließ ein paar Sekunden verstreichen, bevor sie antwortete. Ihre Stimme troff vor Verachtung, als sie sagte: „Du bist kein Bote der Kosmokraten. Die Kosmokraten haben eine geringe Meinung vom Recht des Menschen auf Entscheidungsfreiheit. Sie halten ihre Sache für die einzig gerechte und denken sich nichts dabei, wenn sie Völker unter ihr Joch zwängen. Du aber sprichst zynisch. Eine Handvoll Sterbliche nennst du die weit über eintausend Menschen und Extraterrestrier an Bord dieses Schiffes. Ich will sie gerettet sehen. Für ihre Rettung bin ich bereit, Opfer zu bringen. Für dich aber sind sie nur Ungeziefer. Mit dir will ich nichts zu schaffen haben. Verschwinde!"
    Als hätten ihre Worte magische Kraft, sank die Leuchterscheinung in sich zusammen, und der Schemen verschwand, ohne noch ein weiteres Wort von sich gegeben zu haben.
    Es blieb noch ein paar Sekunden dunkel. Dann flammte die Deckenbeleuchtung auf.
     
    6.
     
    „Vektor Alpha in drei Sekunden", sagte die Stimme des Syntrons in die Stille des Kontrollraums.
    Drei Sekunden sind eine lange Zeit, wenn einen die Ungeduld plagt. Die Videoflächen leuchteten auf und zeigten das unglaublich dichte Sternengewimmel des galaktischen Zentrums von Hangay. Die Sterne waren einander so nahe, daß sie stellenweise großflächige Klumpen aus intensiver Helligkeit bildeten, die nicht mehr in einzelne Lichtpunkte aufgelöst werden konnten. „Hypertrop volle Leistung", meldete der Syntron-Verbund.
    Reginald Bull lehnte sich in den Sessel zurück. Er spürte, wie die Bauchmuskeln sich verkrampften, während er auf die ersten Meldungen der Fernorter wartete. Er hatte es nie gelernt - wie etwa Atlan und Perry Rhodan -, sich in Augenblicken der akuten Gefahr zu entspannen. Er war ein Krieger alter Schule: Er hatte Angst, und wenn die Spannung unerträglich wurde, begann sein Magen zu schmerzen. Ruhig und umsichtig wurde er erst, wenn der Kampf begonnen hatte.
    Er hatte den Plan geändert. Die CIMARRON würde sich nicht 167 Minuten lang an einer Stelle aufhalten, um die erforderlichen Messungen anzustellen und die Gravitraf-Speicher neu zu laden. Er würde mit dem Schiff hin und her hüpfen, jedesmal zehn oder fünfzehn Minuten im Standardkontinuum auftauchen, die Messungen in Abschnitten durchführen und die Speicher schichtweise füllen. Insgesamt verlor er dadurch Zeit. Kurzfristige Messungen erbrachten nicht die erforderliche Genauigkeit und mußten deshalb mehrmals wiederholt werden. Das Manövrieren von einem Punkt zum andern war zeitaufwendig. Der Zapfstrahl des Hypertrops mußte nicht einmal, sondern mehrere Male aufgebaut werden.

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